Essen & TrinkenLeben

Die Quitte

„Der goldene Apfel der Aphrodite“….

Die Quitten gehören zu den ältesten Obstsorten überhaupt und stammen ursprünglich aus Kaukasien und Persien und kamen von dort aus über Kleinasien und Nordafrika nach Südeuropa. Heute sind sie weltweit verbreitet, allerdings sind sie in Deutschland häufig nur in den Hausgärten zu finden. Wie Äpfel oder Birnen gehören sie zur Familie der Rosengewächse. Ihren botanischen Namen Cydonia oblonga verdanken sie der kretischen Stadt Kydonia – heute Chania. Bei uns heißen sie auch Schmeckbirne, Kido oder Kütte. In der griechischen Mythologie spielten die Quitten ebenfalls eine bedeutende Rolle. Als Frucht der Göttin Aphrodite galten sie als Symbol für Glück, Liebe und Fruchtbarkeit.

Interessant ist auch, dass die Quitte unserer Marmelade ihren Namen gab. Der Begriff „Marmelade“ tauchte etwa im 16. Jahrhundert im deutschen Sprachraum auf und bezeichnete ein mit Zucker eingekochtes Fruchtmus. Zu jener Zeit wurde so in Portugal ein Quittenmus bezeichnet, denn die Quitte heißt auf portugiesisch marmelo. Das ist die Weiterentwicklung des griechischen Wortes melimelon – abgeleitet von meli = Honig und melon = Apfel. Bereits im antiken Griechenland kochte man hieraus ein süßes Mus. So empfahl bereits Hippokrates die Quitten als Mittel gegen Durchfall und Fieber und der römische Arzt Galen setzte Quittensaft zur Stärkung des Magens ein. Als heilsam galt auch der „Quittenhonig“: Quitten werden abgeschält und in längliche Stifte geschnitten. Die geschnittenen Stifte werden dann mit Honig verrührt. Je länger die Quitte im Honig liegt, umso weicher wird sie und umso intensiver wird der Geschmack. Dieser Honig wird in Tee eingerührt, aufs Brot gegeben oder einfach pur gegessen. Er hilft bei Magen- und Darmproblemen. Die unzerkleinerten Quittensamen wurden wegen ihrer Schleimstoffe als hustenlösendes Mittel geschätzt, darüber hinaus wurden sie auch zur Heilung von Hautabschürfungen, als Augenwasser und für kosmetische Zwecke als Haarwasser geschätzt.

Bei der Heiligen Hildegard von Bingen gilt die Quitte, auch als Gelee, als entzündungshemmendes Mittel gegen Gicht, Arthrose und rheumatische Erkrankungen (zusammen mit dem sogenannten Selleriemischpulver). Die Ausscheidung von Harnsäure wird angeregt.                                                          Sie schreibt hierzu: „ Ihre Frucht ist warm und trocken und hat eine feine Ausgeglichenheit an sich, und wenn sie reif ist, verletzt sie roh gegessen weder den Kranken noch Gesunden; gekocht und gedörrt aber hiflt sie dem Kranken und dem Gesunden. Wer Rheuma hat, esse fleißig die Quitten, gekocht oder gedörrt, und sie räumt mit den Giftstofffen so gründlich in ihm auf, dass die Gicht sich weder auf sein Nervensystem noch auf seine Gelenke schlägt und sie zerstört oder angreift.“

In der modernen Medizin werden Quittenauszüge genutzt, um reizmindernde und entzündundungshemmende Präparate herzustellen. In der Pflanzenkosmetik findet die pektin- und schleimstoffreiche Frucht bei der Herstellung hautglättender Schönheitscremes Verwendung. Mit ihrem aromatischen Duft ist die Quitte ebenfalls ein Rohstoff für die Parfümherstellung.

Neben ihrer Heilwirkung ist die Quitte vor allem auch eine Verarbeitungsfrucht. Roh ist sie fast nicht zu genießen, da das Fruchtfleisch sehr hart und vom Geschmack her herb-säuerlich ist. Hauptsächlich ist hier die Herstellung von Marmelade, Gelee, Quittenbrot (getrocknetes Mus), Kompott oder Latwerg – ein eingedickter, mit Honig versetzter Saft. Bei der Fruchtsaftherstellung wird der Quittensaft gerne als Verschnitt verwendet – hier wird der hohe Anteil an Säuren und Aromastoffen geschätzt. Aber auch in der Schnapsbrennerei wird die Quitte sehr positiv beurteilt. Die Quitten wachsen an einem 3 -6 Meter hohen Baum. Sie blühen nur kurze Zeit im Mai und Juni und haben weiße bis zartrosa Blüten. Gerne wachsen sie in Weinbaugebieten. Geerntet wird von September bis November. Weltweit gibt es etwa 200 Sorten. Während es in den Mittelmeerländern auch Sorten gibt, die roh verzehrt werden können, müssen unsere Sorten immer gegart werden.

Bei uns gibt es die Apfel- und die Birnenquitten. Sie unterscheiden sich nicht nur in ihrer Form, sondern auch in der Festigkeit des Fruchtfleisches und im Aroma. Birnenquitten schmecken milder und sind weicher, die Apfelquitten hingegen haber ein eher trocken-hartes Fruchtfleisch, sind dafür aber wesentlich aromatischer. Quitten zeichnen sich aus durch ihren hohen Gehalt an Ballaststoffen, Kalium, Eisen und Vitamin C. Außerdem enthalten sie sehr viel Pektin, dadurch gelieren sie sehr gut. Pektine können außerdem Giftstoffe im Darm absorbieren und diese für den Körper unschädlich wieder ausscheiden.

Text : Simone Wagner· Bild: Fotolia

Verwandte Artikel

Das könnte Dich auch interessieren
Schließen
Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Nacht der Musik 2024