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Lehrerin aus Leidenschaft

Federica Franzin

Wenn Federica Franzin spricht, sprechen ihre Hände mit. Sie gestikuliert bei jedem Satz. Die Italienerin ist aufgeweckt, steht unter Strom – und lebt seit fast drei Jahren mit ihrer Familie in Deutschland. „Ich brauche Action, Menschen um mich herum, es muss immer etwas passieren!“, sagt sie mit strahlenden Augen. Keine Frage – diese Frau steckt voller Energie. Und so unterrichtet sie auch. 

Die zweifache Mutter ist Pächterin der Tennishalle in Pfronten, organisiert die Belegung, verwaltet eben alles. Nun würde manch einer meinen, das sei ein Vollzeit-Job, der zeitlich keine andere Beschäftigung zulässt. Doch bei der aufgeweckten Italienerin ist das nicht der Fall. Denn für ihre wahre Leidenschaft, das Unterrichten, nimmt sie sich die Zeit gerne.  „Ich habe in Italien Lehramt für Biologie studiert, aber da Italien wirtschaftlich recht gebeutelt ist, nur ein Jahr unterrichtet. Der Verdienst als Außendienstlerin eines pharmazeutischen Konzerns war einfach besser.“, erzählt sie. „Umso glücklicher bin ich, dass ich hier in Füssen unterrichten kann!“

Sie gibt in der Grundschule Füssen zweimal pro Woche Italienisch-Unterricht für Kinder. Auf die Frage, ob es da nur um die Sprache gehe, antwortet sie mit einem lauten „No, no!“ und schüttelt den Kopf. „Es geht um das Sprechen, die Grammatik, Geschichte, Literatur, Theater, eben alles, was mit Italien zu tun hat!“ 18 Kinder von der ersten bis zur achten Klasse besuchen zur Zeit ihren Unterricht. Viele  haben italienische Eltern, sprechen  ihre Muttersprache fließend. „Deutsche Kinder können aber natürlich auch kommen! Das würde mich sehr freuen!“, betont die Italienerin.
Sie selbst bezeichnet sich als strenge Lehrerin. „Das muss ich sein,  sonst machen die Kinder was sie wollen.“ Und trotzdem besteht eine fast freundschaftliche Beziehung zwischen den Schülern und ihrer Lehrerin. So begrüßen die Kinder sie schon vor der Schule mit einem lauten und fröhlichen „Ciao Federica!“, und auch im Unterricht sind sie motiviert, melden sich viel. Es scheint fast so, als wollen die Kinder „ihrer“ Federica zeigen was sie können. Die Leidenschaft, die Begeisterung, die die Lehrerin und Wahl-Füssenerin ausstrahlt, stecken eben an.

Nach Deutschland gebracht hat sie ihr Mann, der sich in Füssen mit italienischen Produkten selbstständig gemacht hat. „Die ersten Jahre waren aufgrund der fehlenden Sprachkenntnisse schwer, aber mittlerweile fühle ich mich wohl, habe Freunde und Bekannte gefunden.“  Und obwohl die Wein-Liebhaberin ein bisschen Sehnsucht nach ihrem „Bella Italia“ hat, würde die studierte Lehrerin nicht mehr zurück gehen. Ihren Kindern zuliebe. „Die haben hier bessere berufliche Aussichten!“ Ihre beiden Kinder sprechen schon perfekt deutsch, einer besucht bereits das Gymnasium. Aber warum gerade Füssen? „Wir haben früher oft hier Urlaub gemacht, weil wir in Füssen eine Ferienwohnung gekauft hatten. Die Stadt ist wunderschön, ruhiger als meine Heimat nahe Rom und die Landschaft ist toll!“ Ein deutsches Leibgericht hat die Italienerin natürlich auch schon: „Schweinshaxen!“, schwärmt sie und lacht. Mit eben diesem Frohsinn kann sie andere begeistern. Vor allem ihre Schüler.

Text · Bild : Katja Sontheim

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