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Andere Länder – anderes Weihnachten?!

Wie die Mitarbeiter des St. Martin Weihnachten feiern

Weihnachten – Das Fest der Liebe. Wir feiern es jedes Jahr ausgiebig und fiebern ihm schon mit großer Freude entgegen. Leckeres Essen, Plätzchen, ein Christbaum und haufenweise Geschenke – von Klein bis Groß, für jeden ist etwas dabei. Doch wie feiern eigentlich Leute in anderen Ländern Weihnachten? Was gibt es für Unterschiede? Die Antwort auf diese interessante Frage fanden wir im Seniorenzentrum St. Martin in Füssen. Fünf Mitarbeiterinnen aus verschiedenen Ländern erinnerten sich an Weihnachten in ihren Heimatländern zurück und gaben uns dadurch vielfältige Einblicke in die unterschiedlichsten Traditionen.

Jutta Lutzen
Jutta Lutzen

„Weihnachten hat für mich nichts mit Religion oder Herkunft zu tun. Weihnachten ist für mich ein reines Familienfest“, schwärmt Jutta Lutzenberger und ihre Augen funkeln richtig  bei dem Gedanken an Weihnachten. Die 56-jährige gelernte Altenpflegerin, die 1989 mit ihrer Tochter aus ihrem Herkunftsort Siebenbürgen nach Deutschland kam, erinnert sich gern an das Weihnachten, wie sie es früher mit ihrer Familie gefeiert hat: „Mit Weihnachten verbinde ich immer Erinnerungen an meine Kindheit wie zum Beispiel die  paar Tannenzweige oder Süßigkeiten, die das Christkind auf der Treppe verloren hat“. Heute feiert sie mit ihrem Mann alleine, harmonisch und ganz entspannt.

 

Margarete Wodniok
Margarete Wodniok

Auch für Margarete Wodniok aus Katowice in Polen ist Weihnachten etwas ganz Besonderes. Tradition wird hier groß geschrieben und die fängt schon beim Essen an. „Erst wenn am Abend die ersten Sterne am Himmel zu sehen sind, gibt es das riesige Abendessen.“ Der erste Gang besteht aus einer Art Tomatensuppe mit bestimmten Gewürzen, Fisch, frischem Gemüse und Reis. Als zweiter Gang wurde Karpfen mit Kartoffeln, gelben Erbsen und Sauerkraut serviert. Ein selbstgemachtes Kompott aus Apfel, Zitronenschale und Pflaume rundete das Menü perfekt ab. Und so ist es bis heute geblieben: Auch ihre zwei erwachsenen Töchter kommen jedes Jahr an Weihnachten nach Hause und schreiben ihre Wunschlisten auf, die sie unter Papas Kopfkissen legen, und hoffen, dass all ihre Wünsche in Erfüllung gehen.

 

Elvira Kremer
Elvira Kremer

Elvira Kremer feiert zwar ein anderes, jedoch auch sehr interessantes Weihnachten. Die gebürtige Kirgisin mit deutschen Großeltern kam 1993 mit ihren zwei Kindern nach Deutschland, ihre Familie kam nach und nach hinterher. „Für mich ist Weihnachten ein sehr schönes und vor allem fröhliches Fest, zu dem die Familie und auch Freunde immer eingeladen sind. Deshalb sind wir auch schon manchmal bis zu 19 Personen“, schmunzelt Elvira. Es werden russische und deutsche Weihnachtslieder gesungen, die traditionelle Gans gegessen und einfach viel gelacht.

 

Tanja Vojvodic
Tanja Vojvodic

Ganz anders läuft Weihnachten bei Tanja Vojvodic ab. Sie feiert nämlich nicht nur einmal dieses besondere Fest, sondern gleich zweimal! Wie sie dazu kommt? Die 38-jährige Kroatin serbischer Herkunft klärt uns auf: „Meine Konfession ist serbisch-orthodox, das heißt, wir feiern Weihnachten am 7. Januar. Allerdings gibt es bei uns, seit ich meine Kinder habe, zwei Weihnachten. Eins am 25. Dezember und eins am 7. Januar!“ Zuhause in Dalmatien war es üblich, den Christbaum schon vor Neujahr zu schmücken. An Heilig Abend, also am 6. Januar, wurde dann mit der ganzen Familie in die Kirche gegangen. Anschließend gingen die Kinder mit ihrem Papa in den Wald: „Das ist bei uns eine ganz besondere Tradition. In meiner Heimat hat jede Familie eine Art kleines Häuschen, in welchem normalerweise Vorräte gelagert und Fleisch getrocknet wird. In diesem Häuschen wird ein kleiner Eichenbaum, den wir am Vorabend von Weihnachten fällen, verbrannt. Das Feuer brennt bis zum nächsten Morgen. Je höher das Feuer und je heller es leuchtet, desto fröhlicher soll Weihnachten werden“. Die Weihnachtstraditionen hat sie aus Kroatien mitgenommen. Einen Eichenbaum hat sie nicht, dafür aber ein kleines Eichenästchen, das in einer Schale verbrannt wird und das traditionelle Essen: Lamm am Spieß.

 

Bernadette Traud
Bernadette Traud

Während Tanja Vojvodic und ihre Familie zwei Tage im Jahr Weihnachten feiern, übertrifft das Weihnachten von Bernadette Traud dieses um Längen. „Auf den Philippinen, meiner Heimat, feiern wir Weihnachten schon ab dem ersten September. Wir feiern Weihnachten jeden Tag! “ Schon am ersten September stürmen die Bewohner der Philippinen die Läden, die mit Weihnachtsdeko gefüllt sind. Danach wird geschmückt, Christbäume aus Plastik aufgestellt und es gibt sogar einen Countdown im Radio, der die Tage bis Weihnachten zählt. „Vor allem die Kinder fiebern Weihnachten entgegen“, erzählt die 35-jährige auszubildende Altenpflegerin. Geschenke gibt es an Heilig Abend. Vom 16. bis zum 25. Dezember geht man täglich am Abend in die Kirche. An Heilig Abend startet dann das sehr familiäre Fest mit einem gemeinsamen Kochen. Es wird alles aufgetischt, was das Haus zu bieten hat. Gegessen wird jedoch erst um 24 Uhr. Am nächsten Tag kommt dann die ganze Familie zusammen und Geschenke werden ausgetauscht. Die Kinder aus dem Dorf gehen in großen Gruppen durch den Ort und bekommen an jeder Türe Süßigkeiten geschenkt. „Es ist für die Kinder ein so spannendes Erlebnis, sie laufen schon morgens um 6 Uhr los“, erzählt Bernadette Traud. Seit sie 2011 mit ihrem Mann in Deutschland lebt, feiert sie Weihnachten mit ihren Schwiegereltern. Für sie eine große Umstellung, da sie es gewöhnt ist, mit der ganzen Familie im großen Kreise zu feiern. Ihren Mann musste sie erst einmal überzeugen, das Haus schon im September weihnachtlich zu dekorieren. „Mein Mann hat nur den Kopf geschüttelt“, lacht die fröhliche junge Frau. Und obwohl ihr die große Familie fehlt, hat sie sich inzwischen auch mit dem etwas kleineren und doch schönen und interessanten Weihnachten in Deutschland angefreundet. Zu dieser fröhlichen Einstellung auf Weihnachten kommt natürlich auch noch die gute Nachricht, dass es Bernadettes Familie in ihrem Heimatort Tacloban, in welchem gerade der schreckliche Taifun „Haiyan“ wütete, trotz all der Zerstörung gut geht und alle gesund sind: Da kann sich Bernadette Traud erst recht auf ein fröhliches Weihnachtsfest mit philippinischen Weihnachtsliedern freuen.

Text: Jessica Schwarz · Bilder: Sabina Riegger

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