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„Entlasslogistik muss optimiert werden“

Krankenhaus Füssen: Gute Auslastungszahlen und neuer Spezialist

Seit der Schließung der Kliniken Marktoberdorf und Obergünzburg am 30. Juni diesen Jahres zählt das Krankenhaus Füssen nicht nur als Grund- und Regelversorger, sondern auch als Akutversorger im südlichen Ostallgäu. Mit seinen 125 Betten, Geriatrie mit eingeschlossen, ist das Haus sehr ausgelastet. „Durch den Wegfall der beiden Krankenhäuser schicken uns die dort ansässigen Ärzte die Patienten. Wir haben eine sehr gute Auslastung, aber auch einen sehr hohen Erwartungsdruck, dem wir standhalten müssen. Bislang haben wir eine sehr gute Respons erhalten“, so Dr. Martin Hinterseer, Ärztlicher Direktor der Klinik Füssen. Nichtsdestotrotz bedeutet es für die Mitarbeiter auch eine enorme Arbeitsbelastung, denn durch die Schließung der zwei Krankenhäuser sind auch betriebsbedingte Kündigungen notwendig gewesen, hauptsächlich im Verwaltungs- und Funktionsbereich. „Diese harten marktwirtschaftlichen Entscheidungen betrafen alle Häuser“, erklärt Verwaltungschef des Krankenhauses Füssen, Martin Wiedemann.

Durch die guten Auslastungszahlen sind noch mehr Betten notwendig. Doch die wird es in nächster Zeit nicht geben, denn die versprochene Sanierung mit einem  eventuell neuen Bettentrakt des Füssener Krankenhauses ist auf Eis gelegt. „Wir müssen gut planen. Deshalb müssen wir unsere Entlasslogistik optimieren, um extreme Belastungen für die Mitarbeiter zu vermeiden“, erklärt Dr. Kai Scriba, Chefarzt der Chirurgie. Mit dem 2003 eingeführten Abrechnungssystem der Fallpauschalen müssen die Kliniken mehr denn je als Wirtschaftsbetriebe arbeiten. Ziel ist es also, alle Abläufe zu beschleunigen: Es sollte keine unnötigen Wartezeiten auf Behandlungen geben, aber auch keine unnötige Verweildauer. Für jeden Patienten gibt es – je nach Diagnose – festgelegte Liegetage, denn: Finanziell gesehen ideal ist es immer eine „Punktlandung“ zur mittleren Verweildauer. „Blutige Entlassungen“, so heißt im Fachjargon die vorzeitige Entlassung von Patienten aus dem Krankenhaus, weil sie den wirtschaftlichen Aspekt nicht mehr erfüllen, wird es im Krankenhaus Füssen sicher nicht geben. „Blutige Entlassungen lehnen wir komplett ab“, so Scriba. 33 Ärzte, 35 Mitarbeiter im Funktionsdienst und 119 Mitarbeiter im Pflegedienst, inklusive Schüler, kümmern sich um das Wohlergehen der Patienten.

Anpacken ist angesagt

In den letzten fünf Jahren hat sich im Krankenhaus Füssen viel verändert. Von innen heraus scheint das Haus an Stärke gewonnen zu haben. „Es ist die gute Zusammenarbeit untereinander“, so Hinterseer, Scriba und Wiedemann. Ärmel hoch und los geht’s, heißt die Devise, und so packen die Chefärzte und die interne Verwaltung selbst mit an. Jüngstes Beispiel ist der Garteninnenhof des Krankenhauses, den sie gemeinsam mit dem Förderverein, allen voran der Familie Bechteler und dem Garten- und Landschaftsbau Briemle, nun auf Vordermann bringen wollen. „Wir brauchen Sträucher, Parkbänke, Schirme, … alles was einen schönen Garten ausmacht“, erzählt  Dr. Martin Hinterseer, in der Hoffnung, dass sich viele spendenfreudige Menschen melden.  Ein weiterer Schritt in Richtung Erneuerung ist das Kasino, das unlängst errichtet wurde. 12.000 Euro kamen durch den Förderverein und die Spenden der Chefärzte zusammen. Hier sollen in Zukunft Seminare und auch Vorträge abgehalten werden. Die technischen Einrichtungen wie Leinwand und Beamer sind bereits installiert worden. „Das Kasino soll aber auch Treffpunkt für unsere Mitarbeiter sein“, erklärt Dr. Kai Scriba.

Die Zukunft

Eine interdisziplinäre Aufnahmestation und vier Palliativzimmer sind die nächsten Projekte des Krankenhauses Füssen. „Die interdisziplinäre Aufnahmestation ist schon lange mit zehn Betten geplant. Hier sollen Notfallpatienten optimal versorgt werden können und zugleich die normalen Stationen entlastet werden“, erzählt Herzspezialist Hinterseer.
Der Arzt und ärztliche Direktor zeigt den idealen Platz der interdisziplinären Aufnahmestation: Es ist die jetzige Notfallambulanz. „Die interdisziplinäre Aufnahmestation stellt eine sinnvolle Erweiterung der Klinik Füssen dar. Im letzten Jahr hatten wir 16.000 ambulante Patientem“, spricht Hinterseer klare Worte. Dass dieser Wunsch momentan finanziell nicht  realisierbar ist, weiß der ärztliche Direktor nur zu genau. „Vielleicht haben wir ja nächstes Jahr Glück, wenn die Zahlen stimmen“, so seine Hoffnung.

Ein Lichtblick – Palliativzimmer

Noch holpert es am finanziellen Background für die vier Palliativzimmer, die im Untergeschoss des Krankenhauses mit direktem Zugang zum Garten geplant sind. 35.000 Euro sollen die vier hellen Zimmer kosten. „Es gibt eine Kostenzusammenstellung. Wir sind nicht blauäugig in dieses Thema reingeschlittert, sondern haben uns die Palliativzimmer und Einrichtungen in den Krankenhäuser in Memmingen, Kempten und Ravensburg angeschaut“, so Martin Wiedemann. Betreut werden sollen die Patienten durch die Anästhesieabteilung, deren Mitarbeiter eine besondere Ausbildung in der Palliativ- und Schmerztherapie haben. „Wichtig ist es, dass wir diese Patienten solange behalten können wie es notwendig ist. Ziel ist es, dem Patienten Linderung, Schmerzfreiheit und Lebensqualität zu verschaffen“.

Spendenkonto des Fördervereins
Sonderkonto Palliativzimmer
514994680
Sparkasse Allgäu 733 500 00

Text: Sabina Riegger · Bild: Gerda Bechteler

 

Neuer Spezialist am Krankenhaus Füssen

Seit dem 15. Juli hat die Innere Abteilung im Krankenhaus Füssen einen neuen Oberarzt. Dr. med. Bert Griesshammer, Gastroenterologe mit dem Schwerpunkt Endoskopie, untersteht mit sofortiger Wirkung dem Chefarzt Dr. med. Martin Hinterseer und vervollständigt das Team mit seinem Know-How über Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts, der Leber, Gallenwege und Bauchspeicheldrüse. Der gebürtige Allgäuer hat bereits viele Stationen in seiner Fachrichtung durchlaufen. So war er unter anderem acht Jahre als Oberarzt in Kaufbeuren, vier Jahre lang als Chefarzt in Niederbayern und sieben Jahre lang als Oberarzt in Bregenz tätig, wo er auch Ambulanzen für chronische Darmerkrankungen und für Lebererkrankungen leitete. „Ich habe über ein Inserat von der freien Stelle in Füssen erfahren. Da ich immer zurück ins Allgäu wollte, kam mir diese Gelegenheit sehr entgegen. Die Kollegen sind ausgesprochen nett zu mir. Ich hoffe sehr, dass wir hier gemeinsam eine leistungsstarke Gastroenterologie etablieren können. Dann noch diese schöne Umgebung mit den Bergen und vielen Seen.. Ich bin, wo ich immer hin wollte“, erklärt er lächelnd. Die Hobbies des dreifachen Familienvaters sind neben Tennis auch Schwimmen, Bergwandern und Ski fahren, die er hier in seiner Freizeit gerne ausleben will. Auch Jazz gehört zu seinen Leidenschaften, deswegen freut er sich besonders auf das kommende Jazz-Festival in Füssen. „An den Wochenenden fahre ich jetzt immer zu meiner Familie nach München. Da meine Frau dort beruflich gebunden ist und meine Kinder in München studieren, nehme ich das gern in Kauf. Nun fehlt mir nur noch eine Wohnung in Füssen, da ich nicht auf Dauer im Personalwohnheim des Krankenhauses bleiben möchte. Aber letztlich denke ich, bin ich endlich angekommen.“

Text · Bild: Sven Köhler

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