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Bäckerei Schinagl

Traditionsbackstube schließt ihre Pforten

Seit 1919 existiert das Geschäft in der Brunnengasse in Füssen. Thomas Schinagl übernahm damals das Haus, das bis heute in der dritten Generation durch seinen gleichnamigen Enkel fortgeführt wurde. Ab August wird der Bäckermeister seine Backwaren ausschließlich an Lieferkunden ausliefern, das Ladengeschäft so wie es bislang gab, wird es nicht mehr geben. Die Bäckerei Schinagl schließt zum 1. August ihre Pforten.

Gedanken darüber was er mal beruflich machen würde hat sich Thomas Schinagl nie gemacht. Für ihn stand immer schon fest, dass er Bäcker werden würde und den Betrieb mal übernehmen wird. „Ich wusste jedoch schon länger, dass ich in der letzten Generation den Familienbetrieb weiterführen würde. Als meine zwei Töchter geboren wurden, schloss ich mit dem Thema ab. Traurig bin ich deswegen aber nicht“, erklärt er. „Die Arbeit in einer kleinen Backstube ist hart. Auch wenn es sich seltsam anhört, aber da braucht man Männerhände vom Fach, die anpacken können. Deshalb habe ich auch in all den Jahren nie expandiert. Meine Tochter Katrin ist aber dennoch in unser Geschäft eingestiegen, sie hilft jeden Tag in der Backstube mit.“ Die gelernte Bäckereifachverkäuferin hat sich auf kreative Arbeiten spezialisiert. Sie backt Kuchen und Torten. Unter ihren aufmerksamen Augen entstehen dabei kleine Kunstwerke, ganz nach Kundenwunsch gestaltet. Vor allem Torten haben es ihr angetan. Katrin hat ihre Ausbildung wie so viele andere im Geschäft ihrer Eltern absolviert. Zwischen 30 und 40 Lehrlinge hat Thomas Schinagl in seiner Zeit als Inhaber ausgebildet. So waren immer zwei Lehrlinge im Haus, in den letzten Jahren sogar vier auf einmal. „Die Zeiten haben sich geändert. Um die immer höheren Betriebskosten aufzufangen wird Personal reduziert, was sich besonders bei kleinen Betrieben durch längere Arbeitszeiten bei den Betriebsinhabern auswirkt. Bei den meisten Bäckereien ist die 7-Tage-Woche der Normalfall. Eine Entwicklung die wir nicht mitmachen wollten.“

Auf die Frage, ob es die beiden Eheleute Schinagl es bereuen würden den Laden aufzugeben, kam die einstimmige Antwort. „Wir erwarten mit Freuden den Zeitpunkt, wenn wir weniger Stress haben“, antwortet Gitti Schinagl, die Ehefrau von Thomas Schinagl. „Wir arbeiten, um zu leben und genießen die Freiheit schon jetzt. Unsere Freizeit war uns immer wichtig.“ Nach Feierabend fahren die beiden Eheleute in den Sommermonaten gerne mit dem Fahrrad raus ins Grüne. „Ein Mal um den Forggensee oder ab zum Alatsee. Wir lieben das.“

Die Backstube wird nach der Schließung des Ladens auf unbestimmte Zeit erhalten bleiben. Thomas Schinagl will hier nach wie vor seine Backerzeugnisse produzieren, mit denen er die Stammkundschaft wie Hotels und Gastronomie beliefert. Auf jeden Fall erhalten diese Kunden ihre Lieferungen weiter wie gewohnt und in bewährter Qualität, erklärt er. Doch auch die Laufkundschaft vom Laden kann sich freuen. In Füssen-Weidach wird jeden Samstag ein mobiler Laden Halt machen, der unter anderem auch einige Produkte der Bäckerei Schinagl im Angebot hat. Hier können die Kunden weiterhin ihr beliebtes Altstadtbrot und andere Backwaren erwerben. Denn der mobile Laden, der unter der Woche auf den Dörfern im Umland unterwegs ist, ist einer der Abnehmer von Thomas Schinagl, der weiterhin mit Schinagls Backwaren beliefert wird.

Text: Sven Köhler
Bilder: Sabina Riegger, Sven Köhler

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