Essen & TrinkenLeben

Wenn der Vater mit dem Sohne in der Küche steht

„Wir ergänzen uns perfekt“

Es geht Hand in Hand. Die Küche ist so eingerichtet, dass alles in greifbarer Nähe ist. Außer Markus Lipp hört man niemanden etwas sagen, es ist ein hochkonzentriertes Arbeiten. Jeder für sich und doch gemeinsam. Jeder Handgriff sitzt. Die Gesten ersetzen die Sprache. Sie sind wie ein altes Ehepaar und doch letztendlich Vater und Sohn.

„Ich bin sehr stolz auf meinen Vater. Er hat das alles hier aufgebaut.“ Markus Lipp, der 25-jährige Sohn, deutet mit dem Kopf auf den „Landgasthof Schwägele“, während er den Zander in der Pfanne wendet. Zehn Jahre führte Franz Lipp den Landgasthof alleine in der Hoffnung, dass sein ältester Sohn irgendwann mit einsteigt. Letztes Jahr im Mai, kurz vor dem 10-jährigen Bestehen, war es dann soweit. „Wir hatten keine Angst zusammen zu arbeiten“, lacht der junge Mann, der unter anderem auch Küchenchef in einem Vier-Sterne Spa- und Wellness Hotel in Österreich tätig war. „Ich war schon als 14-Jähriger fast täglich hier, um meinem Vater zu helfen. Ich finde, Gastronomie hat seinen besonderen Reiz. Man kann sie entweder lieben oder hassen. Dazwischen gibt es nichts.“ Markus Lipp ist streng. Er ist ehrgeizig und weiß was er will. „Ich bin froh, dass er da ist. Wir ergänzen uns perfekt“, nickt Franz Lipp.

„Wir kochen auf einem guten Niveau, ich glaube, das beschreibt uns am besten“

In der Küche wird es etwas ruhiger. Zeit genug um einen kleinen Espresso in der Stube zu trinken. „Markus hat das gesamte Marketing übernommen. Er hat in dem halben Jahr seitdem er hier ist, viel verändert. Das kommt bei unseren Gästen sehr gut an“, erzählt der Vater stolz. Schöne Blumenarrangements stehen auf den Tischen und eine dezente Beleuchtung sorgt für eine angenehme Atmosphäre. Große Teller, auf denen die Essen angerichtet werden, sind den runden, kleinen Tellern gewichen. Alle Beilagen werden extra serviert. „Für mich ist das selbstverständlich, dass das Auge „mitessen“ muss. Über einen schönen angerichteten Teller freut sich jeder Gast“, weiß der Juniorchef. Dass sie voneinander lernen, ist für Vater und Sohn selbstverständlich. „Markus kennt sich in der modernen, jungen und leichten Küche aus. Ich koche gutbürgerlich. Zu meiner Ausbildungszeit hat man die Saucen ganz anders zubereitet und Pasta gab es in Italien. Heute ist alles anders und das ist auch gut so. Die Kombination zwischen gutbürgerlich und modern, das ist unsere Küche“, erklärt Franz Lipp. Markus Lipp nickt. Er ist etwas zurückhaltend, um nicht schüchtern zu sagen. „Ich möchte, dass die Gäste selber unsere Küche beurteilen. Wenn jemand sagt, dass wir gehoben kochen, dann weise ich das zurück. Wir kochen auf einem guten Niveau, ich glaube, das beschreibt uns am besten.“
Vater und Sohn haben noch viele Pläne. Sie sind voller Begeisterung über das, was sie bislang gemeinsam erreicht haben. „Ich frage mich oft, wie er das alles alleine hier bewältigen konnte“, schaut Markus Lipp seinen Vater an, der mit den Schultern zuckt und lachend antwortet: „es ist gegangen“. Die Beiden erzählen von Freunden und Bekannten, von ihren Stammgästen und den langjährigen Geschäftspartnern, bei denen sie sich herzlich bedanken wollen. Mit Aktionskarten „zwei Essen und einer zahlt“ haben sie eine sehr positive Resonanz bekommen. „Es ist ein kleines Dankeschön und das Mindeste, was wir machen können“, beschreibt Markus Lipp die Aktion.

Am 16. Februar soll dann das Zehnjährige richtig gefeiert werden und zwar mit einem Starkbierabend und einer zünftigen Musik. „Mein Freund Flo Wanner kommt mit seiner Band. Ich freue mich schon sehr auf den Abend“, erzählt der junge Koch. Wie in alten Zeiten, soll der Saal im oberen Geschoss dafür geöffnet werden. „Es wird bestimmt ein toller Abend“, freut sich Franz Lipp und fängt an über das Vergangene und dem Wandel der Zeit zu reden. „Vater, du bist doch nicht alt“, stupst ihn der Junior lachend von der Seite an und meint „Oder vielleicht doch?“. Irgendwann will sich Franz Lipp ganz aus dem Geschäft zurück ziehen. „Markus macht das ganz gut und ich denke, ich habe in meinem Leben genug gearbeitet“.

Langsam füllt sich das Restaurant. Zeit für ein längeres Interview beim Espresso ist nicht mehr möglich. Die Zwei gehen wieder in ihre Küche, jeder an seinem Platz. Die Bonkasse rattert, es gibt viel zu tun. Es wird flambiert, gewendet und angerichtet. Christina, die Servicefachkraft, rennt zwischen der Stube und Ausgabestelle hin und her. Auch die Wirtsstube füllt sich allmählich. Sie ist urig eingerichtet, so wie man es sich in einem Landgasthof im Allgäu vorstellt.

Die neun Zimmer haben ihren eigenen Charme. In manchen sind noch alte, bemalte Bauernmöbel, andere Zimmer sind bereits mit modernem Mobiliar eingerichtet. Schaut man in die Bewertungen im Internet, so genießen die Gäste gerade dieses unverwechselbares Ambiente mit der hervorragenden Küche. Ich werfe noch mal einen Blick in die Küche: Außer den Kochgeräuschen hört man nichts. Nur die Bewegungen der beiden Köche geben zu verstehen, es eilt, die Essen müssen raus.

Info
Starkbierabend am 16. Februar ab 19.30 Uhr anlässlich des 10-jährigen.
Anstich ist um 19.45 Uhr mit Roßhauptens Bürgermeister Thomas Pihusch, danach gibt es zünftige Musik mit Florian Wanner und seiner Band und gutem Essen.
Reservierungen erbeten unter:
Telefon: 08367 / 305

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