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Lohn der Arbeit: Erkenntnisgewinn und Begeisterung


Im Gespräch mit Dr. Rainhard Riepertinger

Füssen.    „Einer meiner Kollegen hat es einmal absolut treffend beschrieben: Das Haus der Bayerischen Geschichte ist wie ein Wanderzirkus, der immer wieder an einem anderen Ort gastiert und im WInter wieder in sein Winterquartier in Augsburg zurückkehrt“, charakterisiert Dr. Rainhard Riepertinger seinen Beruf als Projektleiter im Haus der Bayerischen Geschichte. Ein Beruf, der für den studierten Historiker seinen absoluten Traumberuf darstellt. „Geschichte weitergeben, vermitteln und die Begeisterung für die verschiedenen geschichtlichen Themen wecken“, lautet das Ziel, das er mit jeder Landesausstellung verfolgt. Die Bayerische Landesausstellung „Bayern-Italien“ in Füssen und Augsburg war bereits die sechste Landesausstellung, die Dr. Rainhard Riepertinger während seiner Zeit im Haus der Bayerischen Geschichte als Projektleiter betreute. Füssen aktuell hat mit ihm gesprochen.

Nach fast fünf Monaten geht die Bayerische Landesausstellung „Bayern-Italien“ nun am 10. Oktober zu Ende. Wie viele Besucher haben sich diese besondere Ausstellung angeschaut? Vor Kurzem konnten wir im Staatlichen Textil- und Industriemuseum in Augsburg den 165.000 Besucher begrüßen. Ich habe im Moment keine Zahlen, wie viele in der Zwischenzeit noch dazu gekommen sind. Gegen Ende einer Ausstellung nehmen die Besucherzahlen erfahrungsgemäß noch stark zu. Die Schallgrenze von 200.000 Besucher rückt also immer. Diese zu durchbrechen, wäre natürlich fantastisch.

Sind Sie mit dem Ergebnis zufrieden? Die Landesausstellung „Bayern-Italien“ in Füssen und Augsburg ist schon jetzt, zehn Tage vor Schluss, die erfolgreichste kulturgeschichtliche Ausstellung in Bayerisch-Schwaben. Bei eigentlich allen bisherigen Ausstellungen hatten wir im August einen leichten Einbruch der Besucherzahlen zu verzeichnen. Das war beispielsweise in Füssen absolut nicht der Fall. Die Zahlen sind konstant geblieben, wenn nicht sogar gestiegen. Wir haben also allen Grund, mit diesem Ergebnis zufrieden zu sein. Sogar mehr als das. Wir sind alle unheimlich stolz darauf und freuen uns wahnsinnig, dass die Arbeit, die Leidenschaft und das Herzblut, dass jeder, der an dieser Ausstellung mitgearbeitet hat

von den Besuchern so gut angenommen wurde.

Die Ausstellung fand an zwei, wenn man so will sogar an drei unterschiedlichen Spielorten statt: Im ehemalige Kloster St. Mang in Füssen sowie im Textil- und Industriemuseum (tim) und im Maximilianmuseum in Augsburg. Wie viele Besucher haben das Kombi-Ticket, mit dem man beide Ausstellungstädte zu einem vergünstigten Preis besuchen konnte, genutzt? Etwa ein Drittel der Besucher hat das Kombi-Ticket gekauft. Ob sie es dann tatsächlich in Anspruch genommen haben, können wir damit natürlich nicht beurteilen. Zum jetzigen Zeitpunkt sprechen wir damit also von knapp 60.000 Besuchern. Wir hatten bisher zwar schon Ausstellungen, die an zwei Spielorten stattgefunden haben, aber eine Distanz von über 100 Kilometern war noch nie der Fall. Dass trotzdem so viele diese Distanz in Kauf nehmen, um unsere Ausstellung zu besuchen, ist auch ein sehr erfreuliches Ergebnis.

Welche Nationalitäten waren in Füssen und Augsburg zu Besuch? So direkt kann man das nicht sagen, da wir die Herkunft an der Kasse nicht erfragt haben. Natürlich führen wir eine Besucherbefragung durch, aber die Auswertung haben wir natürlich erst nach Ende der Ausstellung in Händen. Allerdings konnte man in den Ausstellungsräume immer wieder die unterschiedlichsten Sprachen hören. Englisch, Italienisch, Spanisch. Im Gästebuch habe ich außerdem einen japanischen Eintrag gefunden.

Gab es denn irgendwelche Vorkommnisse in Füssen, die Ihnen besonders in Erinnerung geblieben sind?
Vor Kurzem hatten wir eine ganze Schule mit insgesamt 500 Schülern da, die sich die Landesausstellung in Füssen angeschaut haben. Es melden sich zwar immer wieder einzelne Klassen an, die eine Führung buchen. Eine ganze Schule jedoch, das kommt selten vor. Ganz besonders gefreut haben mich außerdem einige Einträge aus dem Gästebuch, in denen viele Besucher die lebensechte Darstellung unseres Legionärs Septimius Impetratus gelobt haben. Ein Eintrag war besonders nett, in dem ein Kind gerätselt hat, ob der Legionär vielleicht sogar wirklich echt ist.

Mit mehr als 19 Jahren Erfahrung in Museumsleitung und Ausstellungsmanagement haben Sie mit Sicherheit schon an vielen Orte Ausstellungen aufgebaut. Was haben Sie an Füssen zu schätzen gelernt?
Die kurzen Wege und die flachen Hierarchien. Wenn es ein Problem gab, konnten wir es immer in kürzester Zeit lösen. Die Zusammenarbeit mit dem Kulturamt und der Verwaltung lief absolut reibungslos und hat uns allen sehr viel Spaß gemacht.

Wie viele Mitarbeiter waren in Füssen beschäftigt? Damit eine Ausstellung funktioniert, braucht man viele Hände, die sich gemeinsam dafür einsetzen. Dabei spreche ich aber nicht nur von denjenigen, die die Ausstellung organisieren und aufbauen. Vielmehr auch von den Menschen, die täglich dafür sorgen, dass alles reibungslos läuft. Angefangen bei den Ausstellungsführern, über die Aufsichten in den Ausstellungsräumen, das Kassenpersonal bis hin zu den Menschen, die tagtäglich für Sauberkeit sorgen. Alles in allem hatten wir etwa siebzig Personen, die während der Ausstellungszeit in Füssen beschäftigt waren.

Wo findet die nächste Landesausstellung statt? Die Bayerische Landesausstellung 2011 wird im Neuen Schloss Herrenchiemsee stattfinden. Mit dem Thema „Götterdämmerung – König Ludwig II.“ haben wir wieder ein ganz spannendes Thema. Allein was den Ort anbelangt, denn die Ausstellung wird im nicht fertiggestellten Trakt stattfinden, von dem viele vielleicht noch nicht einmal wussten, dass es ihn gibt. Denn bisher war dieser Trakt nicht zu besichtigen. Es wird also nicht nur spannend, die Ausstellung an sich zu besichtigen, sondern auch einmal einen Blick in diese bisher verschlossenen Räume zu werfen. Ein Besuch lohnt sich also auf alle Fälle.

Interview · Bild: msc

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