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„Ich brauche Herausforderungen“ – Melanie Stöger, eine Frau mit Zielen

Weißensee.    Mit 22 Jahren ist Melanie Stöger anders als andere junge Frauen in ihrem Alter. Ständig auf Achse sein und Party machen ist etwas, was ihr nicht unbedingt liegt. Sie ist lieber in der Natur, da kann sie entspannen und neue Kraft tanken. „Wie langweilig“, wird sich der eine oder andere denken, doch nicht die junge Geschäftsfrau, die seit zwei Jahren das Hotel Bergruh in Weißensee mit führt.

Gemeinsam mit ihren Eltern und ihrem Bruder Christian, der für das Marketing und die Gastronomie zuständig ist, führt sie das Hotel Bergruh in Weißensee. Dabei wollte die junge Frau nie in der Hotelerie tätig sein. Viel zu stressig, dachte sie damals. Heute leitet sie den neu umgebauten Wellnessbereich, der mit viel Liebe zum Detail geplant wurde. Als Kosmetikerin und Visagistin hat die 22-jährige viel Erfahrung sammeln können. Hotels wie Kempinski und Rocco Forte in München gehörten zu ihren Arbeitgebern. Der eigene Betrieb ist nun eine große Herausforderung, denn Füssen ist nicht München. „Die Menschen sind so wie ich auch. Man tastet sich erst einmal an alles Neue heran. Wir Allgäuer sind eben immer etwas vorsichtiger als andere“, sagt sie lächelnd. Dennoch möchte sie nicht mehr tauschen. „Ich mag es, wenn ich gefordert werde und wo kann man besser arbeiten als hier bei uns. Die Landschaft ist doch überwältigend.“ Ihre Worte überzeugen, denn der schöne Ausblick auf das Bergpanorama und den Weißensee ist einfach traumhaft.
Diese enge Verbundenheit mit der Natur spiegelt sich auch in ihrer Arbeit. „Auf Haut gehören Naturprodukte“, ist sie sicher. Melanie Stöger ist modern, aber auch traditionell. „Es ist wichtig, mit der Zeit zu gehen. Änderungen müssen zum Haus passen. Diese Harmonie spüren die Gäste“, erzählt sie. „Wenn ich meinen eigenen Wellnessbereich zu Hause planen würde, wäre er wahrscheinlich genauso konzipiert wie bei Ihnen“, diesen Satz hört Melanie Stöger öfters. Sie ist glücklich darüber. „Weil sonst hätte ich einen Fehler gemacht“, sagt sie ehrlich. Die Kosmetikerin weiß, was sie will. Dabei vertraut sie ganz auf ihr Bauchgefühl. „Ich kann nichts machen, wovon ich nicht selbst überzeugt bin. Ich muss mich dabei gut fühlen.“ Nach diesem Motto hat sie auch den Wellnessbereich gestaltet. Er ist anders – aber das wollte Melanie Stöger auch. Die Ruhealm mit Wasserbetten, die schwebende Massageliege oder auch die Massageanwendungen sind etwas ganz Besonderes. Füssen aktuell sprach mit der jungen Hotelchefin über ihre Ziele, die Natur und sich selbst.
Text: rie · Bilder: rie (1), oh

Ein Wellnesstag für Nicht-Hotel-Gäste kostet 23 Euro.
Den Gästen stehen Sauna, Heu- und Aroma-Dampfbad, Infrarotkabine mit Farbtherapie, Ruhealm, Ruhewiese, Panorama-Hallenbad zur Verfügung.
Im Preis inbegriffen sind die Snack-, Saft- und Teebar.
Hotel Bergruh
Familie Stöger
Alte Steige 16
87629 Füssen-Weißensee
Telefon 0 83 62 / 9 02 - 0
Telefax 0 83 62 / 90 2 - 12

Sechs mal gefragt

Spontan sollte Melanie
Stöger auf sechs
Stichworte reagieren.

Werte?
Sind für mich sehr wichtig.
Ich schätze Ehrlichkeit,
Respekt und Vertrauen.

Arbeit?
Habe ich gerade sehr viel.
Macht aber Spaß.

Natur?
Da fühle ich mich zu Hause.

Schokolade?
Ist gut für die Haut.

Sport?

Brauche ich zum Auspowern.

Ziele?
Sind ganz wichtig für
das Weiterkommen.

Interview

Mit 20 Jahren ein Hotel zu mitzuführen, ist etwas ungewöhnlich. Wie empfinden Sie es?
Dass ich mal im elterlichen Betrieb arbeiten werde, habe ich auch nicht gedacht. Für mich ist es eine große Herausforderung, die ich sehr schätze.

Haben Sie es sich so vorgestellt?
Nein, und das ist gut so. Weil sonst würde man Dinge oder Sachen nicht machen, weil man vielleicht Angst hat oder sich unsicher ist.

Würden Sie sich als Optimistin sehen?
Ja, schon eher als eine Pessimistin. Ich sage immer, dass ich eine „Realoptimistin“ mit Bauchgefühl bin. Das hört sich lustig an, ich meine es aber wirklich so. Ich habe von allem etwas und das ist es, was mich persönlich ausmacht.

Sie haben in den letzten zwei Jahren viel erreicht, unter anderem den Wellness-Bereich geplant und letztendlich dann auch umgesetzt. Sind Sie zufrieden damit?

Für mich gehören Wellness, Gesundheit und Kosmetik zusammen. Meiner Meinung nach sind diese drei Säulen nicht voneinander zu trennen. Diese Themen haben mich schon immer interessiert und das war mitunter auch ein Grund, warum ich mich für den Beruf der Kosmetikerin entschieden habe. Es ist schön, wenn man für andere Menschen etwas tun kann. Deswegen war es für mich auch wichtig, im Hotel diese drei Komponenten anzubieten. Sie werden gerne angenommen und das ist, was ich gehofft habe.

Ist der Wellnessbereich nur für Hotelgäste?
Nein, jeder der einfach mal einen Tag entspannen möchte, kann zu uns kommen.

Gäste fragen sich immer, warum sie gerade da und nicht woanders hingehen sollen?
Ja, diese Frage habe ich mir anfangs auch gestellt. Warum die Gäste ihren freien Tag gerade bei uns verbringen sollen. Jetzt könnte ich einfach frech sagen: Weil wir besser sind, weil die Aussicht einfach wunderschön ist, weil wir die besseren Kosmetikprodukte haben … Aber das will ich mir nicht anmaßen. Der Gast entscheidet, nicht ich. Ich kann nur mein Bestes geben, so dass er sich hier wohl fühlt und ich denke, das spüren unsere Gäste auch.

Das ist sehr ehrlich gesagt.

Wir sind alle Dienstleister und machen sicher auch alle unsere Arbeit gut. Jeder will besonders sein.

Nutzen den Wellnessbereich denn auch Nicht-Hotelgäste?

Wenige. Manche scheuen sich vielleicht, weil wir ein Hotel sind. Aber die, die hier waren, kommen immer wieder. Sie genießen die Ruhe.

Sie bieten Massagen mit sehr exotischen Namen an. Haben Sie diese selbst schon mal ausprobiert?

Klar. So etwas fasziniert mich. Massagen sind einfach etwas Schönes.

Gönnen Sie sich selbst auch die Massagen?
Aber natürlich, auch wenn ich nicht so viel dazu habe. Aber wie gesagt, Gesundheit ist für den Körper und für die Seele sehr wichtig.

Nachdem Sie in München gelebt haben, muss Weißensee für Sie kleinbürgerlich wirken?
Nein, ganz im Gegenteil. Solange ich in München war, habe ich es auch genossen. Ich möchte nicht mehr in einer Großstadt leben. Ich bin hier verwurzelt. Wenn ich auf einen Berg gehe, dann habe ich wahrscheinlich fünf Mal davor geschimpft, wie anstrengend es ist. Aber wenn ich dann oben stehe, ist es ein wahnsinnig schönes Gefühl.

Das Interview führte Sabina Riegger

 

 

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