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„FTM ist kein Instrumentarium für die Lösung aller Aufgaben“

Stefan Fredlmeier: Wirtschaftsförderung gehört in das Rathaus

 Füssen.    Seit mehr als hundert Tagen ist Stefan Fredlmeier Tourismuschef in Füssen. Über wenig Arbeit kann sich der Touristiker nicht beklagen. Im Gegenteil: Viele Baustellen sind zu bearbeiten und immer neue kommen dazu. Von Resignation keine Spur. Aufgaben sind da, um sie zu lösen, ist die Meinung von Stefan Fredlmeier, allerdings nicht alles auf Kosten von Füssen Tourismus & Marketing. Da wäre zum Beispiel die Wirtschaftsförderung die von FTM ausgehen sollte. Füssen aktuell wollte mehr über das Aufgabenbereich des Kommunalunternehmens wissen und sprach mit Stefan Fredlmeier darüber.

 

Es gibt immer weniger private Veranstalter, die in Füssen Veranstaltungen organisieren wollen. Häufigster Grund, den sie dafür nennen, sind angeblich die hohen Bauhof-Kosten, die von der Stadt Füssen gestellt werden. FTM soll dies nun auffangen. Wie viel Kapazität haben Sie noch, um all diese Veranstaltungen wie Hochzeitsmesse oder auch Nikolausmarkt aufzufangen und selbst zu organisieren?

FTM hat mit Philipp Hoffmann einen Mitarbeiter, der eigens für Veranstaltungen und Stadtmarketing angestellt ist. Aber es handelt sich eben nur um EINE Person, deren Kapazitäten mit den aktuellen Veranstaltungen und innerstädtischen Infrastrukturmaßnahmen weitestgehend ausgereizt sind. Von daher können wir keine unbegrenzte Zahl weiterer Aktionen fahren, ohne über zusätzliche personelle und finanzielle Ressourcen nachzudenken oder aber andere Schwerpunkte zurück zu fahren.

Es stellt sich die Frage, ob Füssen überhaupt Veranstaltungen braucht, die von Vereinen und Veranstaltern organisiert werden?

Füssen braucht definitiv professionell und mit Herz organisierte Veranstaltungen. Für den Gast ist es dabei zweitrangig, von wem die Veranstaltungen organisiert werden. Für Füssen und FTM allerdings ist jegliches Engagement von Vereinen hilfreich, und wir freuen uns über alle gemeinsam gemeisterten Projekte. Insofern kann ich nur alle Vereine ermuntern, weiterhin Füssen mit eigenen Veranstaltungen aufzuwerten.

Einige Stadträte sind der Meinung, dass FTM sich auch um das Stadtmarketing kümmern muss. Füssen Tourismus & Marketing soll Füssen als Wirtschaftsstandort präsentieren und geeignetes auch produzierendes Gewerbe akquirieren. Was halten Sie davon und gehört das zu Ihrem Aufgabengebiet dazu?

Das Stadtmarketing von FTM erstreckt sich vor allem auf Marketing und Werbung, Veranstaltungen, Kooperation mit dem Einzelhandel und Belebung der Innenstadt, zusätzlich auf die Mitarbeit bei Infrastrukturprojekten von touristischer Bedeutung, zum Beispiel Leitsysteme, ÖPNV… Die Akquise von produzierendem Gewerbe ist eine Aufgabe der Wirtschaftsförderung und als solche im Rathaus angesiedelt.

Es scheint so, dass man sich über das eigentliche Aufgabengebiet von FTM nicht richtig einigen kann. Welche Aufgaben gehören definitiv zu FTM?

Gemäß der Satzung des Kommunalunternehmens Füssen Tourismus & Marketing haben wir die folgenden Aufgaben:
• Führung und Betrieb eines Tourismusamtes
• Tourismus- und Stadtmarketing
• Koordination und Bündelung von touristischen Interessen und Maßnahmen
• Kooperation mit Vereinen, Verbänden und kommunalen Einrichtungen
• Organisation und Durchführung von Veranstaltungen
Spielraum besteht insofern, als sich diese Punkte sicher in vielfältiger Weise interpretieren und ausgestalten lassen. Allerdings ist darauf zu achten, dass die Tourismuswerbung für FTM stets im Vordergrund stehen muss und FTM nicht als Instrumentarium für die Lösung aller Aufgaben herangezogen werden kann, die zum einen originär woanders angesiedelt sind, zum anderen unser Unternehmen irgendwann unter der Last zusammenbrechen lassen.

Das Festspielhaus ist nicht so glücklich über die Zusammenarbeit mit der Stadt Füssen, FTM und dem Landkreis. Es wird mehr Initiative gefordert. Wie wurde bislang das Festspielhaus in das touristische Gesamtkonzept von Füssen eingebaut?

Das Festspielhaus ist für Füssen eine elementar wichtige Einrichtung und Imageträger der Stadt. Mit seiner spektakulären Lage, seiner herausragenden Architektur und dem besonderen Ambiente für Veranstaltungen prägt es das Unterhaltungsprogramm der Region für Gäste wie auch für Einheimische. Mich persönlich hat es von Anfang an begeistert, gleichwohl die Historie auch betroffen gemacht. Von FTM wird das Festspielhaus stets prominent berücksichtigt. Vor allem Philipp Hoffmann pflegt eine enge Zusammenarbeit mit dem Festspielhaus und integriert die dortigen Aktionen in unser publiziertes Veranstaltungsprogramm. Entscheidend für die Arbeit von FTM sind grundsätzlich – unabhängig von dem jeweiligen Träger einer Veranstaltung – die zuverlässige Planbarkeit und rechtzeitige Informationen. Eventuell gewünscht, aber in der Regel von uns leider nur selten leistbar, ist eine Belebung des Festspielhauses mit eigenen Veranstaltungen von FTM. Dies würde unseren Rahmen sprengen: sowohl hinsichtlich der Aufgabenstellung als auch der finanziellen Voraussetzungen. Kooperationen zum Beispiel bei einer Hochzeitsmesse oder ähnlichen Veranstaltungen im Festspielhaus sind aber jederzeit möglich, nötig und sinnvoll.
In diesem Jahr werden wir unsere Aktivitäten im Busmarkt verstärken. Erste Gespräche mit Partnerorten entlang der Deutschen Alpenstraße sind für Februar geplant. Hier freuen wir uns, wenn wir mit dem Festspielhaus gut kooperieren. Wo es Missverständnisse gibt, sollte man offen, konstruktiv und direkt unter den Beteiligten darüber sprechen.

Das Interview führte Sabina Riegger

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