Fit & WellLeben

Nichtrauchen beginnt im Kopf

Interview mit Psychologe Dr. Oliver Kuhnt

Wer sich das Rauchen abgewöhnen will, hat bessere Erfolgsaussichten, wenn er Tipps eines Experten befolgt. Dr. Oliver Kuhnt, Psychologe der m&i Fachklinik Enzensberg, verfügt über viel Erfahrung in der so genannten „Motivationsabklärung“.


Sie kennen den Königsweg zum Leben ohne Nikotin?
Nein! Ich kann aber ganz allgemein über die Möglichkeiten informieren, wie es gelingen kann, mit dem Rauchen aufzuhören. Der Weg zu einer positiven Entwicklung ist immer individuell – dafür gibt es kein Patentrezept.

Das enttäuscht jetzt alle Leser, die hier eine konkrete Hilfestellung von einem Diplom-Psychologen mit Doktortitel erwarten. Enttäuscht werden die Menschen, die das Rauchen aufgeben wollen, von anderer Seite. Von Anzeigen wie „In 15 Minuten Nichtraucher“ sollte jeder Raucher seine Finger lassen, denn damit ist nie eine Erfolgsgarantie, sondern eine hohe Rechnung verbunden. Mein Kernsatz ist: Nichtrauchen beginnt im Kopf.

Das heißt? Um mit dem Rauchen aufzuhören, hilft nur bewusste Planung und Strategie. Und deren Umsetzung bedarf einer entspannten Ausgangslage. Körpergewicht reduzieren, mit dem Rauchen Schluss machen und im Beruf oder privat neue Herausforderungen bewältigen – das alles gleichzeitig geht meist nicht gut. Zumindest verringert sich dadurch die Chance, erfolgreich der rein psychischen Abhängigkeit und auch der Gewohnheit zur Zigarettenschachtel zu greifen, entgegen zu wirken.


Ich rauche sehr gerne. Ob nach der Arbeit oder wenn ich vor meinem Stammcafé stehe und die mir bekannten vorbei laufende Raucher grüße.
Gut ist schon einmal, dass Sie achtsam sind und daher diese Beispiele nennen. Ihnen ist bewusst, wann Sie rauchen. Es sind bei den meisten Rauchern doch nur Gewohnheiten. Und Gewohnheiten können umgestellt werden.

Wie?
Manchmal hilft es, ein Rauchertagebuch zu führen, das seinen Zigarettenkonsum festhält. Wer sein Raucherverhalten auf diese Weise beobachtet, macht sich Situationen des Rauchens bewusst – und kann dadurch gezielt nach Möglichkeiten suchen, um das Rauchen sinn- und durchaus lustvoll zu ersetzen.

Ich rauche oft in Gesellschaft. Ich lasse mich wie viele Leute zur Zigarette im Freundes- und Kollegenkreis verführen.
Sehen Sie eine solche Gemeinschaft als Ihre Chance! In neuen wissenschaftlichen Studien zur Nikotinentwöhnung zeigt sich, dass es ein Vorteil sein kann, sich hier einen oder auch mehrere Verbündete im sozialen Umfeld zu suchen.

Gemeinsam aufhören? Klingt eigentlich einleuchtend. Aber giftet man sich dann nicht gegenseitig an? Man kann sich auch gegenseitig zum Durchhalten motivieren. Sie überschätzen die Auswirkungen des Entzugs. Weil man es sich angewöhnt hat, seinen Griff zur Zigarette mit bestimmten Situationen zu verknüpfen, etwa im Stress oder in Arbeitspausen, fällt das Aufhören nicht leicht. Mögliche Symptome wie gesteigerte Nervosität klingen in der Regel nach drei Wochen ab. Schon früher spürt man erste positive Veränderungen. Der Körper reagiert hier ziemlich schnell.

Sind eigentlich Medikamente in Form von Nikotinersatzpräparaten Heilmittel gegen die Sucht? Klares Nein! Ihr einziger Nutzen besteht darin, die Symptome etwas abzumildern, die dann auftreten, wenn dem Körper das Nikotin fehlt.

Das Interview führte Werner Hacker, der seit 1974 Kettenraucher war und nach dem Interview nur noch ein Tabakpäckchen fertig rauchte.

Vorsicht Grauzone!
Grundvoraussetzung für den Erfolg ist der mit Konsequenz umgesetzte eigene Entschluss, das Rauchen aufzuhören und mit dem festen Willen dauerhaft daran festzuhalten. Allerdings profitieren Raucher auf dem Weg zur Entwöhnung durchaus von ärztlicher oder psychologischer Hilfe. Es sollte hier nach einer Beratung nur eine Methode gewählt und durchgeführt werden, von der sich der jeweilige Patient selbst therapeutischen Erfolg verspricht.
Besonders im weiten Feld von Hypnose, Akupunktur und weiteren Angeboten in Zeitungsinseraten gibt es eine Grauzone. Deshalb ist darauf zu achten, dass der Anbieter eine Mitgliedschaft in einer Fachgesellschaft nachweisen kann und seine Kenntnisse im Rahmen der fachärztlichen Weiterbildung erlangt hat. 

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