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Danke für die vielen Gaben Das Erntedankfest

Wenn sich leichte Nebelschwaden über das Land ausbreiten und die Erde einen ganz besonderen Geruch hat, dann ist es Herbst. Die Zeit der bunten Blätter, der Sonnenblumen und des Erntedankfestes. Dieser Brauch stammt aus vorchristlicher Zeit, als die Menschen noch im Einklang mit der Natur lebten. Auch heute werden Altäre noch traditionell mit Ähren und Garben, Früchten und Blumen geschmückt.

 

Das Einbringen der Ernte ist in beinahe allen Kulturen ein Grund zu einem Fest – ein uralter Brauch schon seit vorchristlicher Zeit bei Griechen, Römern und Juden. Auch die Bibel erzählt in einer ihrer ersten Geschichten davon, wie Kain Früchte des Feldes opfert und Abel Jungtiere seiner Herde. Der Monat, in dem wir Erntedank feiern, hieß früher Holzmonat, Herbstmonat, Havermaent oder Herbstsaat. Die Namen deuten die Vorbereitung auf den Winter an: Holzvorräte müssen angelegt, die Wintersaat ausgebracht werden.

Im Süden ist das Brauchtum
rund um das Erntedankfest stärker ausgeprägt als im Norden Deutschlands. Früher bewirteten die Gutsherren ihre Mägde und Knechte mit Erntebier und festlichem Essen. Sie bekamen eine Erntekrone oder einen Erntekranz überreicht. In den Erntekranz war der Antlasskranz eingebunden, ein Kranz aus Kräutern, Blumen und dem Antlass-Ei, der an Gründonnerstag gebunden worden war. Dieser Antlasskranz bedeutete soviel wie Vergebung oder Nachlass der Sünden. Kräuter und Eier dieses Tages galten als besonders heilkräftig. In Schottland hat sich die Erntesuppe „Hotch-potch“ aus frischem Fleisch und den besten Gartengemüse bis heute als Spezialität erhalten. In manchen Gegenden gab es eine sogenannte „Erntepuppe“, die als „Opfergabe” auf dem Feld verblieb. Ab und zu nahm man diese zum Fest mit, wo sie beim Ehrentanz mitwirkte.

Das erste Mal wurde der Erntedank-Tag 1773 als ein regelmäßiger Feiertag eingeführt; für die katholische Kirche in Deutschland legten die deutschen Bischöfe 1972 den ersten Oktobersonntag als Erntedank-Termin fest. Die alten heidnischen Vorfahren begingen das Fest mit großen Opfern; war die Ernte reich ausgefallen und gut eingebracht dankten sie Wodan dafür, dass er die Früchte des Feldes hatte gedeihen lassen und den Menschen eine reichliche Ernte gewährt hatte. Daraus entwickelte sich später das „Kirchweihfest“.
Wie sieht das Erntedankfest heute aus? Nach wie vor werden die Altäre reich geschmückt, doch nicht immer aus dem Glauben heraus sondern vielmehr aus der Tradition beziehungsweise dem Brauchtum. Die Zahl der Landwirte ist im letzten Jahrzehnt so stark zurückgegangen, dass immer weniger Menschen einen direkten Bezug zum Einbringen der Ernte haben, es sei denn, sie sind selbst  Kleingärtner.
Sicherlich ist das Entedankfest eine Gelegenheit, darüber nachzudenken, dass wir ein Teil der Natur sind, selbst wenn wir in beängstigender Weise eingreifen. Vielleicht können wir mit den uns zur Verfügung gestellten Materialien umgehen, aber sie selber schaffen können wir nicht.

 

Das wahrscheinlich populärste Lied zu Erntedank ist von Matthias Claudius:
Wir pflügen, und wir streuen den Samen auf das Land,
doch Wachstum und Gedeihen steht in des Himmels Hand:
er tut mit leisem Wehen sich mild und heimlich auf
und träuft, wenn heim wir gehen, Wuchs und Gedeihen drauf.
Alle gute Gabe kommt her von Gott dem Herrn,
drum dankt ihm, dankt, drum dankt ihm, dankt und hofft auf ihn!

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