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Füssener Uhrmacherkunst

Eine Reise durch die Zeit mit Dieter Prinz

Uhren sind heutzutage für jeden von uns alltägliche Begleiter. Wann und wie dieses Meisterwerk der Präzision jedoch entstanden ist, darüber machen sich die Wenigsten Gedanken. Nicht so Dieter Prinz und sein Sohn Ralph. Für die gelernten Uhrmachermeister ist die Entstehung der Uhr aber nicht nur aus beruflichen Gründen interessant. Sie studieren die geschichtliche Entwicklung aus Leidenschaft. Dieser Leidenschaft ist es auch zu verdanken, dass die ungeahnte Geschichte der Füssener Uhrmacherkunst nun endlich erforscht wird.

Vor mehr als 20 Jahren wurde Dieter Prinz von einem jungen Ehepaar eine alte Taschenuhr mit der ‚Johan Maurer á Fiessen‘ zum Kauf angeboten. Die beiden hatten das gute Stück gefunden und wussten nicht recht, was sie damit anfangen sollten. So boten sie es Dieter Prinz an. Für den erfahrenen Uhrmachermeister war die Restauration dieser Taschenuhr eine willkommene Herausforderung. „Ich habe eine  traditionelle Ausbildung genossen. Die Herstellung und Restauration antiker Uhren war ein Hauptbestandteil meiner Lehrzeit. Auch wenn ich damals manchmal dem Verzweifeln nahe war, gehört die Restauration heute zu meinen Hobbys“, so Dieter Prinz. Mit seinem Sohn Ralph, ebenfalls Uhrmachermeister, restaurierte er also die Taschenuhr, die in einem desolaten Zustand war. „Als wir bei unserer Arbeit dann die Signierung ‚Johan Maurer á Fiessen‘ fanden, die ganz deutlich auf die Verknüpfung zum Füssener Uhrmacherhandwerk hinweist, war unsere Neugier natürlich entfacht“, so Dieter Prinz.
Zufälligerweise fand einige Jahre später auch eine zweite Taschenuhr von Johann Maurer ihren Weg in die Hände der Uhrmachermeister. „Die zweite Maurer-Taschenuhr wurde von einer unserer Mitarbeiterinnen bei der Entrümpelung ihrer Gartenlaube in Seeg gefunden“, erinnert sich der leidenschaftliche Restaurator. Diese beiden Taschenuhren von Johann Maurer (1724 – 1802), der im Jahre 1750 von Sonthofen nach Füssen kam, stellten nun den Ausgangspunkt für die Entdeckung der Füssener Uhrmacherkunst dar.
 
Auf den Spuren der Füssener Uhrmacher

Vater und Sohn stellten also weitere Nachforschungen an. So gelang es auch, eine der wohl bedeutendsten Uhren von Johann Maurer, die silberne Totenkopf-Uhr im Britischen Museum in London zu entdecken. „Wir vermuten, dass mit dieser  Uhr ein zusätzlicher Beweis für die vielseitige Gestaltung des Totentanzes gelungen ist“, so Dieter Prinz.
Diese wiederentdeckten Spindeltaschenuhren belegen eine hohe handwerkliche Kunst, aber auch für den Alpenraum typische Beschäftigungsform. Harte Lebensbedingungen durch lange Winter und schlechte wirtschaftliche Voraussetzungen und dazu die sprichwörtliche Mentalität als „Mächler“ förderten das Uhrmacherhandwerk. Bis weit ins 17. Jahrhundert blühte so die süddeutsche Uhrmacherkunst. „Für uns war also absolut nicht überraschend, dass auch Füssen sozusagen ein Zentrum der  Uhrmacherkunst war“, so Dieter Prinz.

Kleines Museum mit großen Funden

Nach der Entdeckung der Taschenuhren fanden noch viele weitere Exponate den Weg  zu Dieter Prinz und Sohn Ralph. Darunter beispielsweise auch die im Jahre 1780 von Johann Maurer gefertigte silberne Spindeltaschenuhr, die mit der als Doppeladler gestalteten Spindelbrücke eine Verbindung zum „Füssener Frieden“ von 1745 ahnen lässt. Ein besonderes Schmuckstück in der Sammlung der Restauratoren ist auch eine Buchuhr im feuervergoldeten Gehäuse aus dem Jahre 1672 mit der Gravur ‚Nicolaus Fridl zu Reutti‘.
Erst vor zwei Jahren gelang die Entdeckung einer weiteren Spindeltaschenuhr. „Die Uhr tauchte im Internet in den USA auf und die Signierung ‚Mainrad Herman zu Füßen‘ lässt sie eindeutig zuordnen. Außerdem weist sie eine Besonderheit auf, denn sie verfügt über eine Datumsanzeige mit Zeigern, die einen Drachenkopf symbolisieren. Das Erkennungszeichen der Füssener Uhren“, erklärt Dieter Prinz.
Selbstverständlich sind all diese Fundstücke in dem kleinen Museum bei Juwelier Wollnitza (Hutergasse 1, am Stadtbrunnen) zu bewundern. In einer eigenen Vitrine glänzen die Zeugen längst vergangener Tage in neuem Glanz.

 

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