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Allianz aus Innovation und Milchwirtschaft

Die älteren Leser werden sich bestimmt noch daran erinnern. Früher gab es in nahezu jedem Ort eine oder mehrere Käseküchen. Eine Reichhaltigkeit, die die Zeitläufe nicht überlebte. Obwohl in den  1960er Jahren die Milchverarbeitung im Allgäu dann in neuen, großen Käsereien zentralisiert wurde und viele der kleinen Sennereien schließen mussten, blieb die 1890 gegründete Sennerei Lehern eigenständig. Dank konsequenter Modernisierung, Erweiterung und innovativer Ideen konnte sich der kleine Betrieb behaupten und entwickelte sich im Laufe der Zeit zu einem modernen milchwirtschaftlichen Betrieb, der heute 22 Mitarbeiter beschäftigt.

Lehern allerdings ganz klein. „Ganz am Anfang hatten wir drei Mitarbeiter“, erinnert sich Käsermeister Alfred Becker. Seit 1997 ist er Betriebsleiter der Sennereigenossenschaft Lehern und hat sich schon immer dafür eingesetzt, dass sich der Betrieb weiterentwickelt. So wurde aus der kleinen Käseküche am Straßenrand ein moderner Betrieb mit dem Schwerpunkt der Eigenvermarktung, der täglich circa 600 Kilogramm Käse herstellt. Bis dahin war es aber ein nicht ganz einfacher Weg.

 

Bäuerliches Informationszentrum
Den entscheidenden Schritt in Richtung dieser positiven Entwicklung wagte die Sennereigenossenschaft im Jahre 2004 mit der Einrichtung des „Bäuerlichen Informationszentrums für Allgäuer Milchwirtschaft und Käsehandwerk“. Hierfür wurde das gesamte Obergeschoss der Käserei entkernt und ausgebaut. Zeitgleich entstand die Käsealp, eine bodenständige Wirtschaft mit Biergarten. Unterstützt wurde die Sennereigenossenschaft bei diesem Vorhaben durch LEADER+ Förderung, einem EU-Förderprogramm zur Stärkung ländlicher Gebiete. Insgesamt hat LEADER+ 143.928 Euro für das Projekt „Bäuerliches Informationszentrum Käsealp und Allgäuer Erlebniseinkauf“ beigesteuert. „Natürlich musste unsere Genossenschaft, die insgesamt aus elf Milchviehbetrieben besteht, auch sehr viel investieren. Denn nur so funktioniert es“, erläutert der Betriebsleiter der Sennereigenossenschaft. Insgesamt zwölf neue Arbeitsplätze wurden durch diese Erweiterung geschaffen. Die Besucherzahlen haben sich erhöht, die Übernachtungszahlen in der Gemeinde  Hopferau konnten gesteigert werden und eine höhere Wertschöpfung aus der Milch wurde erreicht.
Ein absolut positives Ergebnis, das auch heute noch nicht nachgelassen hat. Das liegt daran, dass in Lehern nie Stillstand eintritt. „Man muss einfach immer überlegen, was man machen kann, um was Besonderes anzubieten“, so Alfred Becker.

Allgäuer Bier-Käse-Wanderung

2008 hat die Sennerei Lehern zusammen mit dem Maria Hilfer Sudhaus in Speiden 2008 die beiden urbayerischen Themen Käse und Bier interessant und schmackhaft zusammengeführt. Auf der etwa 45 Minuten langen Gehstrecke erläutern fünf Informationstafeln Wissenswertes zu Bier und Käse und am Ende steht jeweils ein lohnendes Einkehrziel. Diese einfallsreiche Idee kam natürlich nicht nur bei den Besuchern bestens an. Der Bayerische Bierbrauerbund prämierte die Initiative von Käsermeister Alfred Becker und Braumeister Anton Kössel sogar mit der „Goldenen Bier-Idee“.

„Man muss es sich zutrauen, die Märkte abschätzen. Ganz wichtig ist, dass man auch mal als Kunde durch den Betrieb geht und sich fragt ´Möchte ich hier einkaufen“. Nur so findet man Dinge, die noch verbessert werden können´, das sind Alfred Beckers Grundsätze, die – wie das bereits Geschaffene beweist – eine gute Grundlage sind und aus der seit 1890 bestehenden Genossenschaft ein erfolgreiches Vorbild in Sachen Innovationskraft und Einfallsreichtum macht.

Lehern, ein LEADER-Vorzeigeprojekt
Neben anderen herausragenden Beispielen wie die Burgenregion Allgäu gilt das Projekt mit der offiziellen Beschreibung „Bäuerliches Informationszentrum mit Käsealp und Allgäuer Erlebniseinkauf“ als beispielhaft.

Effekte:
• 12 neue Arbeitsplätze
• Steigerung der Besucher von 7.000 im Jahre 2004 auf 20.000 im Jahre 2007
• Existenzsicherung: drei Hofübergaben seit 2005
• zusätzliche Übernachtungen in der Gemeinde Hopferau
• höhere Wertschöpfung aus der Milch

www.sennerei-lehern.de

Was bedeutet LEADER+
Das EU-Förderprogramm LEADER+ hat eine Stärkung ländlicher Gebiete zur Unterstützung einer eigenständigen und nachhaltigen Entwicklung zum Ziel. Im Allgäu wurden durch LEADER+ direkte Investitionen in Höhe von 26 Millionen Euro ausgelöst. Fördermittel in Höhe von elf Millionen sind hierbei geflossen. Dadurch konnten wohnortnahe Arbeitsplätze erhalten oder neu geschaffen und regionale Wertschöpfungsketten etwa im Bereich Holz oder eben bei Milch und Käse geschaffen werden.

www.leader.bayern.de

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