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Eine Million Euro für Sanierungen im Festspielhaus

Zwangsversteigerung abgewendet
– Jan Dieter Leuze will kinderfreundliches Festspielhaus

Es war eine Nachricht, die überraschte und zugleich erleichterte Gesichter, insbesondere auf der kommunalpolitischen Ebene, wie Füssens Bürgermeister Paul Iacob zeigte. Die Zitterpartie ist vorbei und damit auch die Gefahr einer Zwangsversteigerung. Jan Dieter Leuze, Manfred Rietzler und Henrik Peter Meyer heißen die neuen Besitzer der Ludwigs Grundbesitz GmbH & Co. KG, die das Gebäude samt Grundstück gekauft haben. „Wir haben nicht den Luxus gehabt erst zu planen und dann zu kaufen“, sagt Manfred Rietzler, der seit 2004 mit seiner Frau und den beiden Kindern in Bangkok lebt. Der Verkauf musste zügig über die Bühne gehen, nicht, weil andere Investoren in den Startlöchern standen, sondern weil die laufenden Kosten für das Festspielhaus vom Insolvenzverwalter nicht mehr weiter hätten gezahlt werden können.  

Nichtsdestotrotz gibt es ein Konzept, das Richtung Familie, Gastronomie, Veranstaltungen und Geschäfte tendiert. Hochwertige Geschäfte, auch im Souvenierbereich, sollen im Festspielhaus ihren festen Platz haben. „Es wird definitiv kein Outlet-Center sein, aber Geschäfte, die mit denen im Innenbereich der Stadt Füssen nicht konkurrieren“, erklärt der
55-Jährige.  Rockkonzerte, die es zuletzt im Sommer gab, will der Hauptgesellschafter nicht mehr ins Festspielhaus holen. Dafür aber Hochzeiten und Fir-
menevents. Ein Kindertheater soll im Haus integriert werden. „Ich denke mit etwa 30 Plätzen oder etwas mehr. Das Festspielhaus soll familienfreundlich werden. Dafür werden wir einiges tun, unter anderem einen Spielplatz mit einem Kinderkarussell aufbauen und Kinderveranstaltungen ins Haus holen beziehungsweise organisieren“, so Jan Dieter Leuze, der zusammen mit Manfred Rietzler die Hauptgesellschafter bildet. Von einem Allgäu-Disney-World distanziert sich Jan Dieter Leuze. „Wir müssen das Festspielhaus betriebswirtschaftlich führen. Dafür brauchen wir die richtigen Leute, die ihren Job verstehen und kompetent sind.“ Der zweifache Familienvater mit einer siebenjährigen Tochter will, dass die Kinder schon auf der Autobahn Richtung Füssen darauf drängen, ins Festspielhaus „zum Ludwig“ zu gehen. „Die Kinder müssen sich angezogen fühlen. Das wollen wir schaffen“, erhofft er sich.

Nichts ohne Zustimmung
Doch bevor es richtig zur Sache geht, müssen noch Sanierungsmaßnahmen vorgenommen werden. „Wir rechnen mit einer Million Euro für das bestehende Gebäude und die Außenanlagen“, klärt Jan Dieter Leuze auf. Josephine Barbarino, die die Urheberrechte am Theaterbau besitzt, ist über den Zustand  des Hauses entsetzt. „Es ist nicht lange her, als ich im Festspielhaus war. Es hat mich traurig gemacht, wie runtergekommen das Haus war.  Ich habe gehört, dass es nur eine Putzfrau gab. So ein Haus braucht viel Personal“, sagt sie. Jan Dieter Leuze hat sie bereits aus einem Gespräch kennengelernt, allerdings noch vor dem Kauf des Festspielhauses. „Da ging es um das Outlet-Center, das Herr Leuze bauen wollte. Dem habe ich nicht zugestimmt.“ Jetzt, so die Burghauserin, hat sich nach dem Kauf des Festspielhauses keiner an sie gewandt. Sie sei aber froh, erwähnt sie, dass das Festspielhaus nun auf Vordermann gebracht wird. Das Gesamtkunstwerk Festspielhaus, wie sie es ausdrückt ausdrückt, kann ohne ihre Zustimmung, das gilt nicht nur für die Hülle, sondern gleichermaßen für die Innenarchitektur und den Garten, nichts gemacht werden. Weder Materialien noch Farben dürfen verändert werden. „Es sind schon Änderungen vorgenommen worden, die nicht mit mir besprochen waren. Darüber müssen wir auch noch reden. Diese Änderungen stammen allerdings nicht vom jetzigen Käufer“, stellt sie klar. Fakt ist, wie sie sagt: „Man kann mit mir über alles reden, aber man muss mit mir reden.“ Das Urheberrecht für das Festspielhaus bleibt für immer bei ihr. „Es ist mein geistiges Eigentum – nur in Stein umgesetzt“, fasst sie zusammen.

Mitarbeiter gesucht
Die Mitarbeiter, die ausgestellt wurden, sind wieder eingestellt. „Es sind acht oder zehn, die wieder für das Festspielhaus arbeiten, alles Mitarbeiter, die vorher einen festen Arbeitsvertrag hatten. Wir suchen noch Maler, Gärtner, Schreiner sowie Elektriker auf Festanstellung“, zählt Jan Dieter Leuze auf. Auch der gastronomische Bereich soll mit guten Leuten abgedeckt werden. Angestrebt ist eine Sieben-Tage-Woche. Da bereits ein Pachtvertrag mit einem Gastronomiebetrieb aus der Region besteht und bis Ende 2017 läuft, will der Konstanzer Gespräche führen, um für die angedachte Planung eine gemeinsame synchrone und konforme Lösung zu finden. „Alle weiteren vorhandenen Verträge, auch die mit der Stadt, müssen erst einmal gesichtet werden“, so Manfred Rietzler, der als Ideengeber fungiert und seinen Schwerpunkt auf der Investorenseite sieht. Unterstützt werden die Gesellschafter durch den Füssener Steuerberater Dr. Hans Ketterl, der zugleich Aufsichtsrats-Vorsitzender des neuen Unternehmens ist. Nun heißt es: Neue Chance, neues Glück – vielleicht klappt es dieses Mal. Zu wünschen wäre es.

Stimmen aus dem Tourismus und der Politik

Tourismusdirektor der Stadt Füssen, Stefan Fredlmeier: „Wir freuen uns sehr über den Kauf und damit über die Rettung des Festspielhauses und verbinden damit die Hoffnung, dass diese für Füssen und die Region so wichtige Einrichtung nun in eine dauerhaft stabile und erfolgreiche Zukunft gehen möge. Mit welchem Konzept das Festspielhaus zukünftig betrieben werden soll, ist uns im Detail noch nicht bekannt. Insofern freuen wir uns auf die ersten Gespräche mit den neuen Betreibern.“

Dr. Paul Wengert, MdL und ehem. Erster Bürgermeister der Stadt Füssen: „Ich bin natürlich sehr erleichtert, dass diese nervenaufreibende Hängepartie um das Schicksal des Festspielhauses nun zu Ende ist. Wie wohl die meisten Füssener, hoffe ich nun auf ein Konzept, das diesem großartigen Theaterbau und seiner einmaligen Lage gerecht wird. In diesem Sinn wünsche ich den neuen Eigentümern und den künftigen Betreibern eine glückliche Hand und größtmöglichen Erfolg.“

Text: Sabina Riegger

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