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700 Jahre Rieden am Forggensee

Eine starke Gemeinde mit viel Potenzial

Am 5. November 1980 knallten in der Gemeinde Rieden die Sektkorken. Die Gemeinde erlangte an diesem Tag ihre Selbstständigkeit wieder und bildete mit Roßhaupten eine Verwaltungsgemeinschaft. Am 17. September gibt es wieder eine große Feier. Die Gemeinde am Forggensee feiert ihr 700-jähriges Bestehen. Es ist viel geplant: Vom Festgottesdienst bis zu Trachtentänzen, Böllerschüssen und vieles mehr. Das Dorf wird Kopf stehen und das zu Recht. So eine Feier erlebt man, wenn überhaupt nur einmal.

1319 Einwohner hat Rieden am Forggensee. Mit den Zweitwohnsitzen sind es 1407. Es ist eine kleine Gemeinde, die mit der Infrastruktur punkten kann. Bürgermeister Max Streif freut sich über die vielen jungen Familien, die in Rieden leben. Er hat vieles geschafft wovon andere Gemeinden träumen. Rieden hat einen Kindergarten, eine Schule, Einkaufsmöglichkeiten, eine Bank, eine Postagentur, acht Vereine, eine Kletterhalle, fünf Segelschulen und 820 Arbeitsplätze. „Das macht unsere Gemeinde für junge Familien attraktiv“, so Streif. Mit jungen Familien setzt der Gemeindechef auch auf die Zukunft. Viele Gemeinden in der Größe von Rieden mussten ihre Grundschulen bereits schließen. „Die Welt treibt man mit den Jungen um. Das soll keine Wertung sein. Es ist eine Tatsache“, so Streif.

Wenn es nach Max Streif gehen würde, wären schon längst mehr attraktive Arbeitsplätze auf dem Markt. „Die Metallbranche ist hier sehr stark vertreten. Aber wir brauchen Arbeitsplätze aus anderen Bereichen um die jungen Menschen hier halten zu können. Das soll jetzt kein Jammern sein. Vielmehr ist es eine große Herausforderung.“ Seine Sorgen sind nicht unberechtigt. Gerade die Orte im südlichen Ostallgäu werden als Alterssitze bevorzugt und genutzt. Laut LEP (Landesentwicklungsplan) fehlen 16 % der jungen Einheimischen im Ostallgäu. Sie wandern ab in große Städte.

Seit 1995 ist Max Streif Bürgermeister der kleinen Gemeinde und hat bereits fünf Baugebiete geschaffen. Für ihn ist es klar, dass erst die Infrastruktur passen muss bevor er Familien oder Firmen nach Rieden holt. Dass dazu auch ein intaktes Kommunikationsnetz gehört, ist für ihn eine Selbstverständlichkeit. Große Firmen wie Unimet, Patterer, Pro Metall oder Kern und Liebers sind für die Gemeinde starke Zugpferde und Streif kümmert sich um alle. Sie ermöglichen es der Gemeinde autark zu arbeiten oder wie es Streif ausdrückt: „Wir halten uns selbst über Wasser. Wir haben hier keine Schlüsselzuweisung“. Die hohe Steuerkraft im Vergleich mit anderen bayerischen Gemeinden ist sicherlich ein Beweis, dass sich Rieden auch weiterhin auf einem zukunftsträchtigen Weg befindet.

Nach dem Wegfall des Mobilfunkmastes in Eschach war Rieden von der Außenwelt abgeschnitten, zumindest per Handy. Die Gemeinde reagierte sofort. Streif setzte sich mit der Mobilfunkbeauftragten der Stadt Füssen, Carmen Settele, in Verbindung und erarbeitete Standortmöglichkeiten für seine Gemeinde. „Für diese kompetente Hilfe bin ich dankbar gewesen“, so Streif. Seit dem 14. Juli ist nun die mobile Kommunikation in Rieden uneingeschränkt möglich. „Und ab September kann man sich in Dietringen über das Glasfasernetz anschließen. Rieden ist 2017 soweit. Die Vorrichtungen dafür werden gerade umgesetzt“, sagt er nicht ohne Stolz.

Die Zeit von 1973 bis 1980
23 Millionen Euro wurde in der Zeit in das Dorf investiert. „ Der damalige Bürgermeister Wilhelm Drollmann war ein sehr guter Bürgermeister. Er hat gewusst wie man die Hebel ansetzen muss um die Selbstständigkeit von Rieden zurück zu holen“, blickt Max Streif zurück. Streif ist sich sicher, wenn kleinere Gemeinden gemeinsam zupacken, können sie auch gut existieren. Die Frage, ob er alles genauso machen würde wie bisher, erübrigt sich. „Ich würde den gleichen Weg wieder gehen. Wir haben Netzwerke, die wir brauchen. Sie bringen uns Lebensqualität und Regionalität.“

Ein Nachschlagewerk für die Ewigkeit
Wer sich für die Geschichte und die Menschen von Rieden interessiert, sollte sich unbedingt die 2013 erschienene Chronik kaufen. Die Chronik der Pfarrgemeinde Rieden am Forggensee ist mit ihren knapp 750 Seiten ein „Nachschlagewerk für die Ewigkeit“. Akribisch genau haben die Autorinnen Karolina Eberle und Annemarie Dolesch über zwölf Jahre ehrenamtlich notiert, recherchiert und nachgefragt, bis diese Chronologie der 700 jährigen Ortsgeschichte druckfertig war. Zur Erklärung: Die Pfarrgemeinde ist nicht identisch mit der politischen Gemeinde. Zu ihr gehören bis heute Ussenburg, Grünten, Zwieselberg, Schwarzenbach, Häusern, Erkenbollingen, Heidelsbuch und Achmühle. Was ursprünglich auf dem Dachboden der Riedener Schule begann, endete letztendlich in einer wahren Sisyphusarbeit in den Archiven Augsburg, Kempten und Füssen. Die „Zeitreise durch die Pfarrgemeinde“ beginnt mit einem bis dahin unbekannten Güterverzeichnis des Bischofs von Augsburg aus dem Jahre 1316, in dem Rieden erstmals erwähnt wird. Reich bebildert wird auf den ersten Seiten des Buches die Ortsgeschichte im Zeitraffer zusammengefasst, um in Folge auf viele Details einzugehen. Schulgeschichte, Bevölkerungsentwicklung, der Lauten- und Geigenbau, geheimnisvolle Sagen sowie das Leid der nicht nur beiden letzten Kriege und das Vereinsleben im Dorf sind nur einige Fixpunkte. Zum Schluss werden noch einige Anekdoten zum Besten gegeben. Die Chronik kann bei der Gemeindeverwaltung zum Preis von 49 Euro gekauft werden.

Weitere Informationen zum Festakt:

Tourismusbüro Rieden am Forggensee
Telefon 0 83 62/ 3 70 25
E-Mail: info@rieden.de

Text: Sabina Riegger · Bild: Hubert Riegger

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