Menschen

Das Gefühl zwischen Mensch und Musik

Ein Interview mit „KlangKuenstler“, dem Musiker und Wahlberliner Michael Korb

Raus aus dem alten Job, weg aus der Idylle der Kleinstadt, der gewohnten Umgebung und dafür kopfüber rein ins große Abenteuer. Von Füssen aus geht es für KlangKuenstler, den jungen Musiker, los. 730 Kilometer quer durch die Bundesrepublik immer Richtung Norden bis ans Ziel, Berlin. Fasziniert von Musik, Klängen, Sounds und vor allem der besonderen Atmosphäre zwischen Mensch und Musik, genau dann, wenn es dem Musiker gelingt, die Zuhörer mit seiner eigenen Musik zu begeistern und mitzureißen. Darum geht es ihm. Und viel wichtiger noch ist es, etwas Neues, Eigenes zu schaffen und zu kreieren, wie er sagt, um den Menschen dann das Gefühl der elektronischen Musik fernab der Mainstream oder Chart- Musik vermitteln zu können. Ob er es geschafft hat? Hat er! Ein Gespräch über Musik, das Leben, Glück und Berlin.

Du bist gelernter Hotelfachmann. Wann war für Dich klar, dass deine Berufung doch woanders, nämlich in der Musik liegt?
Eigentlich war das nicht vorherzusehen, aber dadurch, dass ich abends öfter unterwegs war und mich der DJ und die Musik immer begeistert und fasziniert hat, habe ich mich einfach immer mehr mit Musik beschäftigt.

Inwiefern?
Zu sehen, wie die Menschen mit Musik zu begeistern sind, hat mich  gefesselt und neugierig gemacht. Deswegen habe ich angefangen, selber Musik zu komponieren. Mein erstes Mischpult dafür habe ich damals zusammensparen müssen. Die Musik wurde wirklich zu meinem einzigen Hobby.

Und wieso gerade House? Wieso machst Du nicht zum Beispiel Country Musik?
Kann ich gar nicht so genau sagen, ich habe mir wirklich schon sämtliche Musikrichtungen angehört, aber in diese Richtung habe ich mich einfach „verloren“. Nicht nur in der Musik an sich, sondern auch in die Szene. Gerade Clubs, wie das Harry Klein in München, haben mich sehr geprägt.

Du bist also ein DJ?
Ich bin auf keinen Fall DJ. So würde ich mich nicht bezeichnen. Ich bin in erster Linie Musiker und trete als Live Act auf.

Live-Act?
Ja, bei einem Auftritt spiele ich meine Tracks und Songs immer anders, diese sind auch nicht fertig. Ich füge die einzelnen Spuren spontan und intuitiv jedes Mal neu zusammen. Also anders als bei meinem fertig produzierten Titel aus dem Studio, der dann später auf Vinyl und CD in den Läden oder als Download im Internet verkauft wird.

FA_04_14_Klangkuenstler01Wo trittst Du überall auf?
Ich bin viel unterwegs und reise für Auftritte in bestimmte Clubs zum Beispiel nach  Hamburg, Paris, Amsterdam, Zürich, Wien oder London. Natürlich spiele ich auch hier in Berlin, zum Beispiel auf dem Berlin Festival dieses Jahr oder in Clubs wie Ritter Butzke und demnächst auch das erste Mal im Watergate. Mal spiele ich dann vor 300, oder aber auch vor tausend Menschen. Dieses Jahr bin ich auch auf dem Sonne-Mond-Sterne-Festival als Act dabei.

Yes, you can!
Ich hatte aber auch eine Menge Glück bei meinem Vorhaben. Damals habe ich den großen Schritt, hierher nach Berlin zu kommen, in zwei Wochen getroffen, meinen Job aufgegeben und eine Wohnung gesucht. Ich habe wirklich hin und her überlegt, Füssen zu verlassen. Aber meine Bookings über die Agentur aus Berlin liefen so  gut, deswegen war es besser vor Ort zu sein, um darauf weiter aufzubauen. Ich bin sehr dankbar, dass ich von meiner Musik gut leben kann.

Was bedeutet Glück für Dich?
Wenn man sein Leben so leben kann wie man es sich vorstellt und mit seinem Leben zufrieden ist, dann hat man meiner Meinung nach, Glück.

Es heißt, wer hoch fliegt, kann auch tief fallen. Deswegen würde ich immer einen Fallschirm tragen. Und Du?
Das stimmt, aber in der Musikbranche fällt man eher schnell und tief als ein „One Hit Wonder“ zu landen. Das strebe ich nicht an. Ich versuche konstant gute Musik zu produzieren und auch keine zu großen Schritte zu gehen und mich nicht zu verstellen, sondern der zu sein, der ich auch wirklich bin. Natürlich ist Erfolg in jedem Fall vergänglich, dessen bin ich mir immer bewusst. Wenn die Nachfrage und Aufmerksamkeit Stück für Stück nachlässt, merkt man das, weil sowas nicht von heute auf morgen passiert. Damit könnte ich mich abfinden und durch meine Ausbildung könnte ich ins Berufsleben zurückkehren.

Du bist mit deinem Leben in Berlin als Musiker also voll zufrieden, kann man das so sagen?
Mein „altes“ Leben in Füssen und die Arbeit in der Gastronomie waren ganz anders als jetzt. Schwer zu vergleichen. Aber jetzt darf ich meinen Traum leben und das ist natürlich wahnsinnig schön. Mir ist einfach wichtig, dass wir, also meine Freundin und ich, uns zuhause wohl fühlen und ab und an gut essen gehen können.

Du isst gerne? Dann vermisst Du bestimmt die bayerische Küche?
Ja, stimmt! Die bayerische Küche vermisse ich wirklich manchmal. Auch die Idylle. Und wir Bayern sind freundlich, sogar herzlich im Vergleich zur berühmten Berliner Schnauze. Aber daran gewöhnt man sich schnell, die Berliner meinen das meistens nicht mal böse.

Seeed: „Im Sommer tust du gut und im Winter tut‘s weh. Mama Berlin, wir lieben deinen Duft, wenn wir um die Häuser ziehn“. Dein Urteil?
Berlin ist eine tolle Stadt. Gerade hier in Friedrichshain oder auch Prenzlauer Berg zum Beispiel fühle ich mich sehr wohl. Es ist viel los, hat aber trotzdem auch seinen Charme. Ich liebe Architektur! Und auch die ganzen Grünflächen an der Spree und die Parks, die man als Nicht-Berliner erst mal gar nicht so erwarten würde.

Was wünscht Du dir für die Zukunft?
Ich möchte den Leuten mit meiner Musik weiter eine schöne Zeit bereiten können. Irgendwann will ich vielleicht in einen eigenen Club investieren und könnte mir auch gut vorstellen, Papa zu werden und eine kleine Familie zu gründen mit allem was dazu gehört. Sind Grüße an die Heimat eigentlich erlaubt?

Unbedingt!
Super, dann grüße ich meine Familie ganz lieb. Auch viele Grüße an meine alten Schulfreunde. Ich hoffe, es geht allen gut und ich hoffe, ihr habt auch alle Glück gehabt, den richtigen Weg für euch zu finden und seid damit genauso zufrieden wie ich hier in Berlin.

Das Interview führte Vivien Ademi
Bilder: I AM JOHANNES

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