Menschen

Ein Vermächtnis der Hoffnung

Das Lebenswerk des Dieter E. Kenkmann wird im Fonds fortgesetzt

Mit der Vision, Kindern in Not eine bessere Zukunft zu ermöglichen, gründete Dieter E. Kenkmann im Jahr 1987 den gleichnamigen Fonds, der bis heute hunderten tibetischen und nepalesischen Familien Hilfe und Hoffnung schenkt. Im Interview mit der neuen Vorsitzenden Angela Erl bekamen wir Einblick in die Arbeit des Vereins – und wie mit der Fortsetzung seines Engagements die herausragenden Leistungen des verstorbenen Gründers über seinen Tod hinaus gewürdigt werden.

[Werbung] Totentanz Uraufführung: Eine musikalische Neuinterpretation des Füssener Totentanzes

Angela Erl ist seit Juli die erste Vorsitzende des Vereins. Offiziell war die Lehrerin und Mutter zweier Kinder mit Beginn der Corona-Pandemie seit drei Jahren die zweite Vorsitzende, nun hat sie nach dem Tod von Kenkmann seinen Posten übernommen. Mitglied im Verein ist sie bereits seit 18 Jahren. Erst vor kurzem war sie zusammen mit Luisa Schwarz und einem Cousin von Dieter Kenkmann wieder in Nepal, um die gesammelten Spendengelder persönlich zu überbringen und auch, um sich ein Bild von der aktuellen Lage vor Ort zu machen.

Angela Erl und Luisa Schwarz vom Dieter Kenkmann Fond (DKF) in Kathmandu.

„Dieter war immer drei Monate unten. Das ist für mich nicht mehr möglich“, berichtet sie von ihrer letzten Reise. „Die Gesetze haben sich auch in Nepal geändert. Wenn Gelder nach Nepal gebracht werden, muss das über einen Verein in Nepal laufen. Man kann nicht direkt an die Familien überweisen. Man kann es nur persönlich überbringen. Dazu braucht es vor Ort Local People – in unserem Fall haben wir dort Migmar Dolma. Mir ist es wichtig, dass es für die Kinder vom Dieter Kenkmann -Fonds weitergeht und keines seine Schulausbildung abbrechen muss oder nicht weiter studieren kann. Und auch, dass all die Familien oder auch die alleinerziehenden Mütter und die Alten, die noch Unterstützung brauchen, nicht einfach im Regen stehen gelassen werden.“

Ein Lebenswerk, das Brücken baut

Dieter E. Kenkmann, ein leidenschaftlicher Bergsteiger und Abenteurer, verliebte sich in den späten 1980er-Jahren während seiner Reisen durch die Himalaya-Region in die Schönheit und Kultur Nepals. Gleichzeitig war er tief erschüttert über die Armut und die schwierigen Lebensumstände der dort lebenden Menschen, insbesondere der Kinder.

Diese Eindrücke motivierten ihn, aktiv zu helfen. Zunächst aus eigenen Mitteln und später mithilfe von Spenden und Sponsoren begann er, Kindern in Nepal und Tibet Zugang zu Bildung zu verschaffen. Im Jahr 1987 gründete Kenkmann offiziell den „Dieter E. Kenkmann Fonds 1987 e.V.“, dessen zentrale Mission es bis heute ist, benachteiligten Kindern eine Schulausbildung zu ermöglichen. „Bildung ist der Schlüssel, um aus dem Teufelskreis der Armut auszubrechen“, sagte Kenkmann stets.

Verteilung von Hilfslieferungen mit warmer Kleidung aus Deutschland in Muktinath/Mustang auf 3800 Meter Höhe.

Die beeindruckende Bilanz seiner Arbeit zeigt, wie viel Wahrheit in dieser Überzeugung steckt: Hunderte Kinder und Jugendliche haben dank seiner Unterstützung einen Schulabschluss, eine Berufsausbildung oder sogar einen akademischen Grad erreicht. Der Verein, der mit zwölf Mitgliedern begann, hat durch unermüdlichen Einsatz unzählige Leben verändert. „Dieter war wirklich eine Ein-Mann-Armee“, erinnert sich Angela Erl. „Er hat die Arbeit selbst gemacht, seine Buchhaltung genauestens geführt. Fünf Jahre lang habe ich ihn dabei unterstützt.“

Bildung als Grundlage für Selbstständigkeit

Die Arbeit des Fonds konzentriert sich auf die Unterstützung tibetischer und nepalesischer Kinder in Pokhara und Umgebung. Aktuell betreut der Verein etwa 70 Kinder und Jugendliche, die verschiedene Bildungseinrichtungen besuchen – vom Kindergarten bis zur Universität in Kathmandu.

„Die Straßen waren damals nicht gut. Jetzt können die Menschen selbst nach Pokhara runterfahren. Man braucht dafür etwa acht Stunden. Dort gehen die Kinder in tibetanische Schulen und leben in den Hostels. In den Schulen lernen die Kinder nepalesich, tibetisch und englisch. Manche ihrer tibetanischen Lehrer kommen aus Dharsamal. Es gibt viele verschiedene Schulen, wie etwa die SOS Hermann-Gmeiner Schule“, erzählt Angela Erl.

Mutter und ihre Töchter bringen die Rechnungen der Schul- und Hostelgebühren

Der Verein finanziert nicht nur Schulgebühren, sondern auch die Unterkunft und Verpflegung der Kinder. Besonders stolz ist man auf die Kooperation mit der Lekshed Tsal School im Jampaling Settlement, wo ein von Kenkmann finanziertes Internat Kindern aus abgelegenen Bergregionen eine Bleibe bietet.

Ein aktuelles Problem besteht derzeit darin, dass die Tibeter weniger Kinder bekommen. Sie machen sich Sorgen um die Zukunft der Kinder, weil sie eine gute Ausbildung für sie haben wollen. Tibeter dürfen zum Beispiel in den dort ansässigen Krankenhäusern nicht arbeiten, sondern nur in ihren Settlements. Deshalb geben Eltern ihre Kinder oft nach Indien, um dort eine Krankenpflegeausbildung zu machen. Ein besonders bemerkenswerter Erfolg dahingehend ist deshalb die Unterstützung von jungen Frauen, die eine Krankenschwesterausbildung in Indien absolvieren. Diese Ausbildung genießt einen exzellenten Ruf, und Absolventinnen finden oft internationale Anstellungen, etwa in England. Solche Karrieren eröffnen nicht nur den Frauen selbst, sondern auch ihren Familien neue Perspektiven.

Doch der Weg dorthin ist mit Herausforderungen gepflastert. Die Kosten für Bildung sind in den letzten Jahren erheblich gestiegen. „Trotzdem hat bisher kein Kind seine Ausbildung abbrechen müssen, und das wollen wir auch in Zukunft sicherstellen“, betont Angela Erl.

Hilfe über die Bildung hinaus

Neben der Bildungsförderung kümmert sich der Fonds auch um die sozialen und gesundheitlichen Belange der Menschen in den tibetischen Settlements. Alte Menschen, alleinerziehende Mütter und Familien in Not erhalten Unterstützung in Form von Sachspenden, medizinischer Hilfe oder finanziellen Zuwendungen.

Ein Beispiel für die praktische Hilfe vor Ort ist die Bereitstellung von Toilettenstühlen für ältere Menschen. In den einfachen Häusern gibt es oft nur Außentoiletten, was besonders im Winter eine enorme Belastung darstellt. Darüber hinaus hat der Fonds halbautomatische Waschmaschinen für ein Kloster und ältere Bewohner organisiert, um die mühsame Handwäsche mit kaltem Wasser zu erleichtern.

Die enge Zusammenarbeit mit Migmar Dolma, der lokalen Koordinatorin des Vereins, spielt hierbei eine Schlüsselrolle. Migmar kennt die Familien persönlich und überwacht die Verwendung der Gelder akribisch. Sie sorgt dafür, dass jede Unterstützung genau dort ankommt, wo sie am dringendsten benötigt wird. „Wir haben Listen von den Kindern. Die Eltern bringen ihr die Rechnungen von den einzelnen Schulen und Colleges und sie gibt ihnen das Geld. Das wird verbucht. Sie kennt alle Familien und die Kinder. So hat es Dieter auch gemacht.“

Ein Vermächtnis von Mut und Nächstenliebe

Dieter Kenkmanns Engagement ging weit über das Übliche hinaus. Selbst in den gefährlichen Zeiten des nepalesischen Bürgerkriegs in den Jahren 1996 bis 2006 reiste er unermüdlich in die abgelegensten Bergdörfer, um Spendengelder persönlich zu überbringen. Weder Rebellen noch schlechte Straßenbedingungen konnten ihn davon abhalten, „seine“ Kinder und Familien zu unterstützen. 2023 war er zum letzten Mal in Nepal. Im April kam er zurück und im Dezember verstarb er infolge eines häuslichen Unfalls.

Das Dokumentarfilmteam dabei

Als Kenkmann im Alter von 89 Jahren verstarb, zeigte sich die Dankbarkeit der Menschen in Nepal in berührenden Gedenkzeremonien. Tausende Öllampen wurden entzündet, und buddhistische Gebete begleiteten ihn auf seinem letzten Weg. In den Bergen errichteten die Menschen Denkmäler und weihten Stupas zu seinen Ehren ein.

Die Zukunft des Fonds

Auch nach Kenkmanns Tod lebt sein Vermächtnis weiter. Angela Erl engagiert sich mit Herz und Verstand für die Fortführung seiner Arbeit.

Besonders spannend: Ein Cousin Kenkmanns arbeitet derzeit an einer Dokumentation über dessen Lebenswerk. Dazu wurde altes Filmmaterial digitalisiert und er plant, Kenkmanns Spuren im Himalaya zu folgen. Der Film soll nicht nur die außergewöhnliche Lebensgeschichte des Gründers erzählen, sondern auch neue Unterstützer:innen für den Fonds gewinnen.

Konto für Spenden
IBAN: DE54 7336 9933 0000 4242 42
BIC: G E N O D E F I R H P
Raiffeisenbank Südliches Ostallgäu eG

Text: Sabina Riegger · Fotos: privat

Verwandte Artikel

Das könnte Dich auch interessieren
Schließen
Schaltfläche "Zurück zum Anfang"