Menschen

„Back to the roots“

Florian Zwipf-Zaharia ist seit kurzem künstlerischer Betriebsdirektor am traditionsreichen Staatstheater Meiningen

In einem Alter, in dem andere sich beruflich teilweise längst zur Ruhe gesetzt haben und ihr Zuhause vielleicht nur ab und zu zum Verreisen verlassen, hat Florian Zwipf-Zaharia beruflich noch einmal eine große Aufgabe übertragen bekommen. Anders kann man es wohl kaum bezeichnen, dass der 66-jährige, leidenschaftliche Musik- und Theatermensch seit 1. Oktober den Posten des künstlerischen Betriebsdirektors am Staatstheater im thüringischen Meiningen bekleidet.

Kein Wunder, dass der frühere künstlerische und geschäftliche Direktor des Festspielhauses Neuschwanstein mittlerweile hauptsächlich in der Kleinstadt in Ostdeutschland anzutreffen ist, obwohl er weiterhin in Füssen wohnt. Dort beziehungsweise von dort aus war der in München geborene Zwipf-Zaharia immerhin nicht nur über mehrere Jahre als Intendant im Musicaltheater, sondern auch als Manager anderer Kulturveranstaltungen tätig. So hat Zwipf-Zaharia unter anderem 14 Jahre lang den Kultursommer in Garmisch-Partenkirchen sowie anschließend 2021 und 2023 die Musikfestspiele Königswinkel organisiert

Nach mehr als 20 Jahren, in denen er an verschiedenen Theatern Leitungspositionen innehatte, hat sich Zwipf mit seinem neuen Engagement denn auch nach eigenen Worten „back to the roots“ begeben, was seinen beruflichen Werdegang angeht. Diesen hatte er einst als 20-Jähriger mit dem Studium der Musik-Theater-Regie betreten, in dessen Rahmen der große, mit einer ehemaligen Balletttänzerin und jetzigen -lehrerin verheiratete Kulturliebhaber beispielsweise auch den renommierten Regisseur August Everding als Professor hatte. Ganz nach seinem Gusto, „mit Menschen zu arbeiten“, hat sich Zwipf von da an kontinuierlich dahin entwickelt, wo sich jetzt eben wieder nach seinen Angaben der Kreis für ihn schließt.

Derzeit stellt er den Spielplan für 2025/2026 für das Vierspartenhaus mit rund 360 Mitarbeitern des Staatstheaters Meiningen zusammen. Das bedeutet, dass Zwipf zumindest bis zum Sommer 2026, so lange läuft sein jetziger Vertrag, nicht nur für die vier festangestellten Ensembles in den Bereichen Musiktheater, Schauspiel, Konzert sowie Kinder- und Jugendtheater, sondern auch die in Meinigen auftretenden Gastensembles insgesamt etwa 500 Veranstaltungen koordiniert.

In die jeweiligen Produktionen, wie sie das Staatstheater etwa auch auf der nahe gelegenen Wartburg in Eisenach präsentiert, redet er dabei „nicht mit rein“. Schließlich gibt es dafür unter anderem mit dem Intendanten Jens Neundorff-Enzberg die einzige Person in dem traditionsreichen Haus, die Zwipf schon vor seinem momentanen Engagement kannte. Mit Neundorff-Enzberg bespricht Zwipf, welche Stücke letztlich gespielt werden.

„Ich bin froh, dass ich nicht mehr die Endverantwortung habe. Ein Job als Intendant wäre daher nichts mehr für mich“, erklärt der künstlerische Betriebsdirektor in Meiningen.

Schlaflose Nächte, weil er nicht weiß, wie er die Künstler bezahlen soll, hat Zwipf nicht mehr – das gehört der Vergangenheit an. In dem Staatstheater mit einem großen Haus für 780 Zuschauer, einem Jugendtheater für 90 Besucher und den Kammerspielen, die 250 Zuhörern Platz bieten, existiert eine gut funktionierende Struktur, unterstreicht Zwipf-Zaharia.

„Die Besucherauslastung von ungefähr 70 bis 80 Prozent, was rund 160.000 Zuschauern pro Jahr entspricht, bestätigt, dass das Theater zur Stadt und umgekehrt gehört“, betont der große Theaterenthusiast und –macher weit weg von seinem Zuhause, als das er weiterhin Füssen bezeichnet.

Text: Alexander Berndt · Fotos: marcgilsdorf

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