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„Ich kümmere mich um dich“

Angelika Küfner wohnt seit fünfeinhalb Jahren in einem der ältesten Häuser Füssens. Schritt für Schritt möchte sie das Denkmal sanieren.

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„Vieles hat sich erst später gezeigt, nach dem Abnehmen von modernen Holzvertäfelungen, dem Entsorgen von mehreren Teppichschichten und Unmengen von Unrat“, sagt Angelika Küfner, die in der Jesuitergasse 7 mitten in der historischen Altstadt von Füssen in einem der wohl ältesten Wohnhäuser der Lechstadt lebt. 

So ist nämlich erst nach und nach eine Schicht nach der anderen an den Wänden in dem 1481 erbauten Haus zu Tage getreten, als denkmalerfahrene Architekten, ein Kirchenmaler und Angelika Küfner selbst begonnen hatten, die Räumlichkeiten genauer unter die Lupe zu nehmen. Die Diplom-Sozialpädagogin und Leiterin des AWO-Kinderhauses „Schatztruhe“ in Füssen liebt das viergeschossige Haus mit etwa 240 Quadratmetern Fläche und fühlt sich dort „sehr wohl“.

Inzwischen hat sie ihr Zuhause heuer bereits zum zweiten Mal im Rahmen des „Tag des offenen Denkmals“ für Besucher geöffnet und diesen ihr unter Denkmalschutz stehendes Haus mit kleinem Hinterhof gezeigt. Auf diese Weise konnten sie einen guten Einblick davon gewinnen, wie viel Arbeit eine vollständige Sanierung des Bauwerks möglicherweise noch in Anspruch nimmt.

Angelika Küfner, die für diverse Baumaßnahmen bereits etliche Tausend Euro investiert hat, hat bezüglich einer Instandsetzung des Hauses indes „kein fertiges Ziel“ vor Augen. Bei ihren Bemühungen, den baulichen Zustand zu verbessern, geht sie vielmehr Schritt für Schritt vor. Dabei lässt sie sich von der Devise leiten, „ich komme, soweit ich komme.“ Immerhin habe sie dem Haus versprochen: „Ich werde mich um dich kümmern.“

Die ersten zweieinhalb Jahre nach dem Kauf des Hauses im Februar 2016 hat die 59-Jährige es dabei als Wochenendhaus benutzt, als sie noch in München lebte. Dort hatte sie schon vor langer Zeit den Traum gehabt, „einen unter Denkmalschutz stehenden Bauernhof zu kaufen“, was sie dann allerdings wieder bleiben ließ, nachdem sie sich verschiedene angeschaut hatte. Denn sie waren „schlicht zu groß für mich.“

Ein Denkmal sollte es aber trotzdem weiterhin sein und so wurde Angelika Küfner bei ihrer Suche danach auch auf das Haus in der Jesuitergasse 7 in Füssen aufmerksam, das in dieser Zeit bereits seit einigen Jahren leer stand. Die Hausbesitzerin hat es sich mittlerweile, wenn auch teilweise sehr spartanisch, zugleich recht gemütlich gemacht. Die meiste Zeit hält sie sich dabei im ersten  beziehungsweise zweiten Stockwerk auf, wo sich eine urige Stube und das Schlafzimmer sowie ein lauschiges kleines Esszimmer, das Badezimmer und die Küche befinden, in denen Angelika Küfner jeweils mit Zehnliter-Boilern für warmes Wasser sorgen kann.

Im Winter ist es manchmal sehr kalt im Haus, denn nur ein Holzscheitofen im zweiten Stock wärmt nach längerem Befeuern drei kleine Räume, während im Dachgeschoss darüber der Wind durch die undichten Bretterwände pfeift. „Es wird Zeit, dass Annehmlichkeiten, wie sie für andere selbstverständlich sind, hier auch Einzug halten. Ich freue mich schon heute auf die erste Spülmaschine und auf eine Dusche, die länger als eine Minute warmes Wasser spendet“, erzählt Angelika Küfner mit einem Lächeln. 

Die Arbeiten am Dach und den Altanen können bald beginnen. Zuvor hofft die Eigentümerin des Denkmals jedoch noch auf eine positive Rückmeldung bezüglich von ihr beantragter Fördermittel. Ihr Zuhause, das laut der Wahlfüssenerin „eines der ältesten untersuchten Häuser Füssens“ ist, bedeutet für sie denn auch „mein bisher größtes Abenteuer im Leben“ beziehungsweise „eine Lebensveränderung ohne doppelten Boden.“

Dass das Haus etwas ganz Besonders ist, fällt auch vielen Passanten auf, die sich gerne vor der kleinen, gelben Haustür mit einem Bild von Pippi Langstrumpf im kleinen Fenster fotografieren lassen. Auch das niedrige Fenster daneben hat inzwischen so eine Art eine Fangemeinde unter Kindern, sind dort doch immer wieder kleine szenische Darstellungen und im Winter eine bayerische Krippe zu entdecken.

„Ich finde mein Haus auch unsaniert schon wunderschön und habe großen Respekt davor, wie vielen Menschen es im Laufe von mehr als 500 Jahren ein Zuhause war, sagt die 59-Jährige. „Und ich bin sehr dankbar, dass ich dieses Abenteuer erleben darf und hoffe, dass ich noch sehr weit komme.“

Text: Alexander Berndt

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