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Eine starke Frau

Die Geierwally kehrt auf die Freilichtbühne in Elbigenalp zurück

Direkt in den markanten Felsen der Elbigenalper Bernhardstalschlucht gebaut, zieht die beeindruckende Kulisse der „Geierwally Freilichtbühne“ Jahr für Jahr zahlreiche Besucher nach Elbigenalp. Das von Felix Mitterer eigens für diese Bühne geschriebene Stück „Die Geierwally“ wurde hier vor 30 Jahren uraufgeführt und feiert in diesem Jahr sein viertes Comeback. Die Premiere findet am 8. Juli statt.

Die Geierwally wird jünger, taffer und das Stück dramatischer. Das verspricht die für die diesjährige Adaption des Stücks gewonnene Regisseurin Elke Hartmann. Ein Novum übrigens, da bei den vergangenen Aufführungen jeweils Männer die Inszenierung lenkten. Hartmann ist seit 2012 als freischaffende Regisseurin und Schauspielerin tätig. Seit zehn Jahren lebt sie in Innsbruck, wo sie immer wieder am Tiroler Landestheater spielte und inszenierte, und seit 2018 Teil der künstlerischen Leitung des Theaters „praesent“ angehört. Außerdem war Hartmann sowohl als Regisseurin als auch auf der Bühne unter anderem in Brixen und Salzburg tätig. Kommendes Jahr steht Konstanz auf dem Plan.

Weshalb sie das Angebot aus Tirol sofort zusagte? Einmal davon abgesehen, dass sie Bernhard Wolf, den künstlerischen Leiter der „Geierwally Freilichtbühne“, kennt und gerne mit ihm zusammenarbeitet, wie Hartmann sagt, liege es am Stück selbst. „Der Stoff ist großartig. Die Figur ist toll und diese Vater-Tochter-Beziehung ist sensationell spannend.“ Hinzu kam die Bühne an sich und das ganze Ambiente.

Die Geierwally ist eine Vorreiterin des Feminismus. Das möchte Hartmann unbedingt hervorheben. Hart und zäh, dabei vor Selbstbewusstsein strotzend wird Hartmanns Geierwally. Hannah Scheidle, aus anderen Inszenierungen der Freilichtbühne, spielt die weibliche Hauptrolle. Sie habe das Talent dafür, erklärt Bernhard Wolf, künstlerischer Leiter der Geierwally-Bühne. Bei der Besetzung musste sich die Spielleiterin auf Bernhard Wolf verlassen. Von den Laienschauspielern des Teams wurde Hartmann bei den Proben bereits positiv überrascht: „Ich bin von ihrer Leistung geradezu überwältigt. Alle sind mit extrem viel Herzblut, ganz viel Liebe und Stolz bei der Sache.“

Definitiv sei das Stück ein Drama. „Es hat aber auch Witz an der einen oder anderen Stelle“, sagt Hartmann. Die Musik zum Stück liefert Christoph Kammerlander. Eine Neuheit im Stück wird laut Hartmann auch die Figur des Adlers (Greifvögel wurden damals allgemein als Geier bezeichnet). „Was der Wally ihre Kraft gibt, ist die Natur. In ihr liegt ihr Freiheitsdrang. Der Vogel symbolisiert das für mich.“ Was schwer wird, als Figur auf die Bühne zu bringen, gibt Hartmann zu. Gespielt wird das Vogelwesen von Simone Kammerlander. Sie spielte im vergangenen Jahr die Lisbeth im Theaterstück „Die reiche Lisabeth“. 20 aktive Spieler sind dieses Jahr beteiligt, berichtet Bernhard Wolf: „Es spielen fast alle vom letzten Jahr mit. Wir hatten damals eine so feine Gruppe.“ Die Proben laufen, der Kartenvorverkauf auch.

Vorbild für die Romanfigur der Geierwally war die in Elbigenalp im Lechtal geborene Anna Stainer-Knittel (1841-1915). Sie war allerdings mehr als die Hauptfigur eines recht kitschig anmutenden Heimatfilms. Sie war vielmehr ein frühes Beispiel der Frauenemanzipation. Unter dem Namen Geierwally ist sie heute nur deshalb bekannt, da die mutige Tochter eines Tiroler Büchsenmachers einmal an einem Seil hängend an einer steilen Felswand einen Adlerhorst ausnahm, als es keiner der Männer wagte. Bekannt wurde Anna aber erst durch den im Jahr 1875 publizierten Roman „Die Geierwally“ von Wilhelmine von Hillern. Die Autorin schuf aus der Anekdote einen dramatischen Heimatroman, den Konventionen der Zeit entsprechend. 1992 schrieb Mitterer das Bühnenstück „Die Geierwally“ für Anna Knittels Geburtsort Elbigenalp und brachte die Geschichte dadurch wieder an ihren Ursprungsort zurück.

Info:
Untergiblen 23 · A-6652 Elbigenalp
Tel.: +43 5634 5315 12 · geierwally@lechtal.at

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