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Alles Essig, oder?

Nein, natürlich nicht, ich möchte Ihnen ja gerne viel Positives über den Essig berichten! Aber die Redewendungen „Alles Essig“ oder „Mit damit ist es Essig“ stehen im Volksmund zumeist für etwas, das zunichte wird, missglückt ist oder einfach gar nicht mehr gelingen kann. Die Dinge sind nicht so gelaufen, wie sie sollten und nun wirklich alles tatsächlich unrettbar verloren ist. So als Beispiel, drei mal durchs Examen gefallen und eine vierte Chance gibt es nicht… Höchstwahrscheinlich kommen diese Redensarten aus dem Weinbau, denn geht bei der Herstellung etwas schief, kippt der Wein um und wird zu Essig, so dass er für seinen eigentlichen Bestimmungszweck, nämlich den Genuss nicht mehr geeignet und sozusagen „hinüber“ ist. Wie viele Begriffe aus dieser Branche stammt der Begriff Essig aus dem Lateinischen und ist abgeleitet von „acidus“ = sauer. Und das bewirken in diesem ganz besonderen Fall die sogenannten Essigsäurebakterien.

Aber, wie man so schön sagt: was dem einen Leid, ist dem anderen Freud, denn Essig ist ein geradezu universelles Hausmittel und absolut nicht nur zum Würzen Ihres Salates geeignet! Kaum jemand kennt seine zahllosen nützlichen Eigenschaften und Anwendungsmöglichkeiten für Gesundheit, Körperpflege, Ernährung, Haushalt und Garten. Mag das wohl daran liegen, dass der Geruch des simplen Tafelessigs nicht unbedingt der Nase schmeichelt? Wer sich aber einmal näher damit beschäftigt, wird feststellen, dass Essig, insbesondere naturtrüber Bio-Apfelessig, ein wahres Wundermittel ist, das zahlreiche Fertigprodukte in Küche, Bad und Haushalt überflüssig macht und dank seiner Heilwirkungen in der natürlichen Hausapotheke, auf die ich besonders eingehen will, nicht fehlen sollte.

Eigentlich ist Essig wirklich eines der ältesten Würz-, Heil- und Konservierungsmittel, das bereits im Altertum dank seiner hilfreichen Eigenschaften geschätzt wird. Klar, seit die Menschen Alkohol herstellen, ist auch der Essig bekannt. Irgendjemand hatte doch tatsächlich das Gefäß nicht richtig abgedeckt und schon war es geschehen, der Wein war sauer. Was tun? Wegschütten oder experimentieren, wozu dieses Gebräu wohl noch nützlich sein könnte. Und so wurde tatsächlich aus dem Fluch ein Segen! So, nun kommen wir mal von der Theorie in die Praxis, für welche heilkundlichen Zwecke können Sie den Essig nutzen? Nur so ganz am Rande: Kaiserin Sisi schlief in mit Veilchenessig getränkten Laken und verwendete eine Mischung aus Apfelessig, Zitronensaft und Brennnessel als Haarkur…

Bei Schnupfen und Nebenhöhlenentzündungen hat sich ein Dampfbad mit Apfelessig bewährt. Dazu eine Tasse Wasser und eine Tasse Essig in einen Topf geben und erhitzen. Unter einem Handtuch die Dämpfe 3-5 Minuten einatmen. Bei Bedarf mehrmals am Tag wiederholen. Das wirkt antibakteriell und hilft, den festsitzenden Schleim zu lösen. Gegen Husten ist auch eine innerliche Einnahme sehr gut: 1 EL Honig mit 1EL Apfelessig mischen und das in einer Tasse heißem Wasser. Mehrmals täglich trinken, um das Abhusten zu fördern und die gereizten Schleimhäute zu beruhigen. Mit dieser Mischung kann man auch ganz hervorragend gurgeln, bei Halsschmerzen und, wenn man es rechtzeitig erwischt, sogar bei den ersten Anzeichen einer Mandelentzündung, etwa einmal pro Stunde.

Auch für die Verdauung ist der naturtrübe Apfelessig besonders förderlich und bewirkt, dass weniger Gase im Darm entstehen. So hilft er, Blähungen und Verstopfungen abzumildern. Bei Genuss von bestimmten Lebensmitteln wie Kohl, Zwiebeln, Hülsenfrüchten, aber auch Milchprodukten kann es ja gerne mal zum vermehrten Auftreten von Gasen kommen, die nicht nur schmerzhaft, sondern durchaus auch manchmal sehr peinlich sind. Zur Vorbeugung und Stärkung der Darmflora empfiehlt sich die kurmäßige Einnahme eines Trunks aus 2 TL Apfelessig und 1 TL Honig auf 1 Glas Wasser. Aber selbst bereits beim Kochen kann man dafür sorgen, dass die oben genannten Lebensmittel bekömmlicher werden: einfach gleich einen kleinen Schuss Essig dazu geben.
Selbst bei Sodbrennen kann der Apfelessig sehr hilfreich sein, obwohl es ja eigentlich schon etwas paradox klingt: einfach mal selber ausprobieren, z.B. nach einem üppigen Festessen, bei Stress oder gar nach einer durchfeierten Nacht in 1 Glas Apfelsaft 1 EL Essig geben und schluckweise trinken. Hilft nicht bei jedem, aber Versuch macht klug!

Wenn man, wie Kaiserin Sisi, etwas für seine Schönheit tun möchte, dann ist ein Apfelessig-Honig-Getränk ganz toll, denn es reinigt von innen heraus. Dieser Trunk unterstützt die Organe beim Abtransport der Stoffwechselprodukte und fördert eine rasche Wundheilung. Auch zur Unterstützung einer Aknebehandlung durchaus empfehlenswert. Dieses vielseitige Heilgetränk ist denkbar einfach hergestellt, man benötigt nur 2 TL Apfelessig, 1-2 TL Honig und ein Glas Wasser. Die Zutaten am besten frisch miteinander verrühren und optimalerweise morgens langsam auf nüchternen Magen trinken. Falls eine stärkere Entschlackung gewünscht ist, geht das natürlich auch bis zu dreimal täglich. Vielleicht werden Sie dann im positiven Sinne bald nicht mehr wieder erkannt…

Eine ganz raffinierte Rezeptur heißt „Oxymel“, ein natürliches Produkt aus Essig und Honig, sehr bekannt u.a. in China und in Russland ist es der erste Trank nach dem Aufstehen, aber es ist schon bereits seit der Antike bekannt. Übersetzt bedeutet es „Sauerhonig“, denn seine Hauptbestandteile sind Essig und Honig, sowie diverse Kräuter oder Gewürze. Dieser Trunk ist eine ganz fabelhafte Alternative zu alkoholischen Tinkturen und deshalb auch sehr gut für Kinder geeignet. Es wird als Heil-und Stärkungsmittel bei zahlreichen Beschwerden eingesetzt und hilft sogar vorbeugend bei vielen Erkrankungen. Oxymel hat aufgrund seiner Zutaten einen sauren pH-Wert von 3-4, wird aber jedoch basisch verstoffwechselt und unterstützt deshalb eine basische Ernährung, wirkt außerdem verdauungsfördernd, desinfizierend, antibakteriell sowie wundheilend, ist lange haltbar und schmeckt zudem überraschend gut.

Man braucht dazu:
200 ml Essig, egal welchen, 600 g Honig, 100 g Kräuter oder Gewürze – hier könnte man z. B. wählen: Sanddorn und Kurkuma für die antioxidative Wirkung, Fichtenspitzen und Spitzwegerich bei Husten oder Minze, Kamille und Lavendel bei Kindern, um nur so einiges zu nennen. Und zu guter Letzt, ein leeres Schraubglas. Dieses wird nun desinfiziert mit kochendem Wasser oder einer Sodalösung. Dann werden die entsprechenden Kräuter zerkleinert und in das Glas gegeben. Jetzt wird mit Honig und Essig übergossen und vermischt. Wer will, kann die Mischung noch zusätzlich pürieren, damit sich noch mehr Stoffe aus den Kräutern lösen. An einem dunklen Platz bis zu 4 Wochen ziehen lassen. Gelegentlich schütteln, damit sich die Inhaltsstoffe besser verteilen. Danach werden die Kräuter abfiltriert, und die Flüssigkeit in einem sauberen, verschließbaren Glas aufbewahrt. Der Sauerhonig ist etwa ein Jahr lang haltbar und sollte aber dann bitte dunkel gelagert werden.

Die Einnahme ist ganz einfach: 2-3 EL (Kinder entsprechend weniger, etwa die Hälfte) vor dem Essen in einem Glas Wasser. Gut wäre eine Kur von 3 Wochen, 1 Woche Pause und dann wieder von vorne. Die Liste an Beschwerden, bei denen der Sauerhonig Linderung verschafft, ist lang: Mineralstoffmängel, Muskelkrämpfe, positive Wirkung auf Rheuma, Gicht und Arthrose, Fiebersenkung, auswurffördernd bei Husten sowie reizlindernd bei allen Magenbeschwerden. Und natürlich nicht zu vergessen, die Immunstärkung! Auch für Sportler als isotonisches Getränk sehr gut geeignet, ebenso als Detox gegen Alterungsprozesse.

Also, von wegen, alles Essig –
alles super!

Ihre Apothekerin
Simone Wagner

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