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Royal Weddings – Königliche Eheschließungen / Hochzeiten

Das Hochzeiten für Dynastien von folgenschwerer Bedeutung sein können, wissen wir nicht erst seit Prinz Harry und seiner Frau Meghan. Hierzulande haben uns dies, spätestens die Umstände, um die Gründung des Königreiches Bayern bewiesen. 1805 machte Kaiser Napoléon Bonaparte, für den Aufbau eines Königreiches Bayern, die Eheschließung zwischen seinem Stiefsohn Eugène de Beauharnais und der ältesten Tochter des bayerischen Kurfürsten Maximilian Joseph, Auguste Amalie, zur Bedingung.

Da bekanntlich am 01. Januar 1806 das Königreich Bayern gegründet und Maximilian I. Joseph zu seinem ersten König wurde, war die darauffolgende Hochzeitsfeier am 13. Januar 1806 nicht mehr überraschend. Anlässlich dieser Feierlichkeiten reiste das französische Kaiserpaar sogar persönlich nach München, um der Trauung ihres Sohnes beizuwohnen. Trotz den weniger romantischen Bedingungen, die zu dieser Ehe führten, galt die Beziehung der beiden aber als sehr liebevoll und harmonisch. Nicht nur die sieben gemeinsamen Kinder zeugten davon, sondern auch die darauffolgenden Ereignisse.

Das Ehepaar de Beauharnais, das sich später in „Herzöge von Leuchtenberg“ umbenennen ließ, konnte sich den Monat ihrer Hochzeit wohl nicht aussuchen, diese hätte vermutlich sonst nicht in den grauen, kalten Januartagen stattgefunden. Hatten Brautpaare die freie Wahl das Datum betreffend, fielen auch damals schon, Feierlichkeiten häufig in die eher wärmeren Monate des Jahres. Ein vom Haus Wittelsbach favorisierter Hochzeitsmonat lässt sich bei näherer Betrachtung allerdings nicht ausmachen. Heute ist der Mai in Deutschland, unter den Top drei der beliebtesten Monate, um sich das Ja-Wort zu geben.

So verwundert es nicht, dass wir die in diesem Jahr anstehende „royale Hochzeit“, im sogenannten Wonnemonat erleben werden. Ludwig Prinz von Bayern heiratet am 20. Mai 2023 seine Verlobte Sophie-Alexandra Evekink in der Münchener Kirche St. Kajetan und Adelheid, besser bekannt als Theatinerkirche. Wesentlich bescheidener als in den vergangenen Zeiten der Monarchie sind Hochzeitsgeschenke allerdings nur in Form von Spenden an den Hilfsverein Nymphenburg erbeten.

156 Jahre und fünf Tage zuvor, war das noch anders. Die Stadt Augsburg beispielsweise plante die Ausfertigung einer in Silber gearbeiteten Kopie des in der Stadt befindlichen Augustusbrunnens als Hochzeitsgeschenk für den heute wohl berühmtesten Wittelsbacher. Er selbst ließ sich und seiner Braut zu Ehren, einen goldenen Galawagen anfertigen.

Marie Kronprinzessin von Bayern

Am 15. Mai 1867 wollten König Ludwig II. und dessen Verlobte Prinzessin Sophie in Bayern, die jüngste Schwester Kaiserin Elisabeths, ursprünglich ebenfalls in München, die Hochzeitsglocken läuten lassen. So verkündeten es die Augsburger Neuesten Nachrichten im Januar 1867. Nur wenige Tage nach der ersten Ankündigung revidierten sie den Termin allerdings wieder, der bis zum letzten offiziellen Datum, dem 12. November 1867, verschoben wurde.

Bekanntlich kam die Umsetzung dieses Vorhabens nicht zustande, denn Prinzessin Sophie heiratete am 28. September 1868 Ferdinand Philipp Marie d`Orléans, Herzog von Alençon und zog statt in die Münchener Residenz mit ihm nach London. Ihre Nichte Gisela, die Tochter von Kaiserin Elisabeth von Habsburg (Sisi), heiratete zurück in die Familie von Wittelsbach und damit nach München. Am 20. April 1873 gab die Prinzessin aus dem Hause Habsburg dem Prinzen Leopold von Bayern, dem Sohn des späteren Prinzregenten Luitpold, das Ja–Wort.

Das glückliche Paar gehörte auch zu den wenigen Personen, die die Ehre hatten, den bereits erwähnten Prachtgalawagen Ludwigs II. zu nutzen, der sie beim feierlichen Einzug in die Landeshauptstadt, sechsspännig empfing. Giselas Tochter Elisabeth, benannt nach ihrer berühmten Großmutter, sorgte dann für einen der größten Skandale im Hause Wittelsbach, der mit einer Eheschließung zu tun hatte.

Sie folgte der Stimme ihres Herzens und brannte mit dem damals nicht standesgemäßen evangelischen Offizier, Otto Baron von Seefried auf Buttenheim, nach Italien durch, wo sie zivilrechtlich getraut wurden. Auf Fürsprache der Mutter und des Großvaters, Kaiser Franz Joseph I. von Habsburg, verzieh man der Tochter bald. Der Kaiser schenkte seiner Enkelin sogar einen Wohnsitz in Wien, ganz in der Nähe zu Schloss Schönbrunn, sodass ein enger Kontakt zur Familie bestand.

Die heute wohl bekannteste Hochzeit des Hauses Wittelsbach dürfte wohl die Vermählung Ludwigs I. und Thereses von Sachsen-Hildburghausen am 12. Oktober 1810 sein, der wir nichts weniger als das Oktoberfest verdanken. Anlässlich dieser Verbindung fand in München ein fünftägiges Volksfest statt. Auf der heutigen, nach der einstigen Königin benannten „Theresienwiese“, gab es am 17. Oktober 1810 ein Pferderennen, das den Grundstein für die Wiesn legte.

32 Jahre später gab auch Kronprinz Maximilian, der spätere König Maximilian II. von Bayern und Vater Ludwigs II., Prinzessin Marie Frederike von Hohenzollern, am 12. Oktober 1842, das Ja-Wort. Vier Tage später feierten am Sonntag, dem 16. Oktober 1842, fünfunddreißig Brautpaare aus den acht Regierungsbezirken des Landes Bayern stammend, darunter vierundzwanzig katholische und elf evangelische Paare, ihrerseits Hochzeit auf der Theresienwiese.

Diese Paare wurden am Morgen des Tages, in der Kirche gemäß ihrer Konfession getraut und zogen dann in einer feierlichen Prozession auf dem Festplatz ein. Somit feiern wir heute mit der Wiesn nicht nur das größte Volksfest der Welt, sondern auch eine der größten Hochzeiten des Landes.

Das Oktoberfest ist allerdings keinesfalls die einzige Hochzeitsfeier, die in Bayern so gut gefiel, dass man die Feierlichkeiten regelmäßig wiederholen wollte. Schon im Mittelalter veranstaltete man beim bayerischen Adel, unter Einbeziehung der Bevölkerung, so ausgiebige Hochzeitsfeste, dass es eines von ihnen sogar zum immateriellen Kulturerbe des Landes gebracht hat.

So hat auch, die sich nun alle vier Jahre wiederholende „Landshuter Hochzeit“ ihren Ursprung, in der Eheschließung eines Wittelsbachers. Als die reichen Herzöge von Bayern-Landshut, ging dieser Teil der Familie in die Geschichte ein und machte ihrem (Bei-)Namen alle Ehre. Der bekannteste unter ihnen ist Georg der Reiche. Seinetwegen begehen wir in diesem Jahr, nach sechsjähriger pandemiebedingter Pause, erneut die Landshuter Hochzeit. Doch so viel über die Wittelsbacher Brautpaare aus der neueren Zeit überliefert ist, über die zweifelsohne wichtigste Person der Landshuter Hochzeit, die Braut, ist wenig bekannt.

Frau Dr. Marita A. Panzer hat im Jahr 2020 diese Forschungslücke geschlossen und stellt uns nun, einen Tag vor dem offiziellen Beginn der Landshuter Hochzeit, am 29. Juni 2023 um 18.00 Uhr, im Museum der bayerischen Könige, die Braut, die polnische Prinzessin Hedwig vor.

Auch das typisch bayerische, weiß-blaue Rauten-Wappen, verdanken wir übrigens einer Eheschließung im Hause Wittelsbach, aber das ist eine andere Geschichte…

Text: Louise – H. Meinicke
Foto: Wikipedia

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