Kurz berichtetLokales

Personalorganisation in der Pflege

Neuorganisation soll zukünftigen Pflegealltag in Seniorenheimen deutlich verändern

Gespannt lauschten die Mitarbeitenden im voll belegten Saal des Seniorenwohnheims St. Michael in Füssen der Auftaktveranstaltung zum Projekt Personalneuorganisation in der Pflege. „Das landesweite Projekt des Bayerischen Roten Kreuzes hat zum Ziel, stationäre Einrichtungen bei der Einführung des neuen Personalbemessungsverfahrens zu begleiten“, führte Einrichtungsleitung Matthias Stroeher ein. Denn ab dem 1. Juli trete das Gesetz zur Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung (GVWG) bundesweit in Kraft. Das neue Rechtswerk ziele darauf ab, heimspezifisch, abgestimmt auf die jeweilige Bewohnerstruktur, mehr Spielraum beim Personaleinsatz zu ermöglichen.

Zehn ausgewählte Senioreneinrichtungen des Bayerischen Roten Kreuzes nehmen an dem Projekt teil, das nach Ansicht von Fachleuten den Pflegealltag in den Seniorenheimen revolutionieren könnte. „Wir sind stolz darauf, Pionierarbeit zu leisten und dass wir als einzige Einrichtung aus dem BRK-Bezirksverband Schwaben den Zuschlag bekamen“, so Matthias Stroeher bei der Begrüßung. „Die Führung des Kreisverbands Ostallgäu steht hinter dem Projekt“, bekräftigte Renate Dantinger, Sachgebietsleitung Pflege und Soziales. „Wir brauchen dringend Lösungen, um auf den Fachkräftemangel zu reagieren.“

„Fakt ist, dass die Personalsituation in Zukunft eher knapper werden wird“, sagte Pflegedienstleitung Gordana Miloradovic. „Daher müssen wir die Arbeit anders verteilen, um die Aufgaben mit weniger Stress zu bewältigen und mehr Zufriedenheit zu fühlen.“

„Kurz gesagt dreht sich das Projekt darum, dass die Fachkraftquote in der Pflege aufgehoben nicht der einzige Gradmesser ist und der Blick mehr auf die Pflegegrade der Bewohner gerichtet wird“, erläuterte Nelleke Jakob. Sie ist bei der BRK Landesgeschäftsstelle die verantwortliche Managerin für das von der GlücksSpirale geförderte Projekt.

„Wir werden die alte Ordnung der Wohnbereiche sowie die Aufgabenverteilung neu organisieren“, erklärte Sayed Kazmi, Qualitätsmanager im Haus St. Michael. „Sogenannte Care-Koordinatorinnen und -Koordinatoren werden zukünftig die Verantwortung für deutlich kleinere Bewohnergruppen als bisher übernehmen und sämtliche Prozesse aus einer Hand steuern.“ Das beginne bei der Pflege und reiche über die Verpflegung bis hin zur Kommunikation mit Angehörigen oder Ärzten. Das Handwerkszeug dazu bekommen die Fachkräfte in einer gezielten Fortbildung.

„Um auch wirklich bei allen auf Verständnis und Unterstützung für diese Neuorganisation zu stoßen, bedarf es Menschen, die die Veränderungen erklären und dafür werben“, ergänzte Projektleiterin Jakob. Hierzu werden sogenannte Promotoren aus sämtlichen Bereichen des Hauses speziell für diese Aufgabe geschult, um das dreijährige Projekt zu begleiten.

„Wir wollen mit diesem Projekt dazulernen“, so Einrichtungsleiter Matthias Stroeher. Er beschönigte nicht den Aufwand, der erforderlich sei, um eingefahrene Prozesse zu ändern, bevor man den Nutzen sähe. „Sie müssen ihre Herzen mitändern“, so seine Bitte an das Team.

Text: FA/pm · Foto: Ernszt_Peter

Verwandte Artikel

Das könnte Dich auch interessieren
Schließen
Schaltfläche "Zurück zum Anfang"