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Asthma – Wenn Atmen schwerfällt

Asthma ist eine der häufigsten chronischen Erkrankungen in der westlichen Welt

Am 3. Mai ist Welt-Asthma-Tag, der seit 1998 jährlich am ersten Dienstag im Mai stattfindet. Dieser Tag soll auch in diesem Jahr wieder auf die chronische Erkrankung aufmerksam machen, unter der Schätzungen zufolge weltweit 339 Millionen Menschen leiden, mit fast 420.000 Todesfällen seit dem Jahr 2016. Für Deutschland geht man von etwa acht Millionen Betroffenen aus. Dies sind etwa fünf Prozent der erwachsenen Bevölkerung und 7-10 Prozent der Kinder. Jungen im Kindesalter sind dabei eineinhalb- bis zweimal häufiger als Mädchen davon betroffen.

„Asthma ist eine chronische, entzündliche Erkrankung, die mit einer Überempfindlichkeit der Atemwege einhergeht. Bei entsprechend veranlagten Personen kommt es je nach Ausprägung des Krankeitsbildes mitunter zu anfallsweiser Luftnot infolge einer Verengung der Atemwege. „Füssen aktuell“ unterhielt sich mit Dr. Juliane Herpich, Oberärztin am Krankenhaus Füssen, unter anderem über die Ursachen und Behandlungsmethoden von Asthma.

Wieviele Menschen in Deutschland leiden an Asthma? Ist Asthma eine Art Volkskrankheit geworden? Wie sieht es diesbezüglich im Ostallgäu aus?
Asthma bronchiale gilt als eine der häufigsten chronischen Erkrankungen weltweit. Im Bundeslandvergleich variiert die Asthma-Prävalenz zwischen 3,0 % und 9,7%. Repräsentative Studien des RKI zeigen auf, dass im Laufe eines Jahres rund 800.000 Menschen in Bayern von Asthma bronchiale betroffen sind. Asthma bronchiale kann man demnach als „Volkskrankheit“ bezeichnen.

Hat die Zahl der daran leidenden in Deutschland in den vergangenen Jahren (deutlich) zugenommen?
Die Erkrankungshäufigkeit von Asthma bronchiale hat während der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts in Deutschland bzw. weltweit zugenommen hat. Dies ist durch Veränderungen spezifischer Lebensstil- und Umweltfaktoren (wie z. B. Exposition gegenüber Mikroben, Allergenen, Luftschadstoffen, Infektionen, …) zu erklären. In den letzten Jahren zeigt sich die Asthmaprävalenz in westlichen Ländern leicht rückläufig.

Was sind die Ursachen von Asthma?
Man geht von einem Zusammenspiel von genetischen und umweltbedingten Aspekten aus. Das eigene Risiko, an Asthma zu erkranken, steigt mit einer positiven Familienanamnese sowie bei Bestehen anderer allergischer Erkrankungen, z.B. Heuschnupfen. Ebenso bedeutet Übergewicht ein wesentlicher Risikofaktor, nicht nur für die Entwicklung, sondern auch für den Schweregrad und ungünstigen Verlauf der Erkrankung.

Die aktive als auch die passive Exposition von Zigarettenrauch hat einen negativen Einfluss auf die Entwicklung und den Verlauf von Asthma. Ein besonders hohes Risiko besteht in der frühen Kindheit und durch die Mutter während der Schwangerschaft. Auch der Einsatz von Antibiotika im Kleinkindalter birgt ein Risiko für die Entstehung eines allergischen Asthmas.

Weitere Risikofaktoren: rezidivierende Atemwegserkrankungen, Frühgeburtlichkeit, niedriges Geburtsgewicht, Hausstaub, Luftverschmutzung, Berufe mit Exposition zu Dämpfen, Chemikalien, Stäube – zum Beispiel Bäcker, Friseur. Die genaue Rolle bei der Asthmaentstehung ist abschließend noch nicht vollständig geklärt, insbesondere warum manche Antigene zu Allergenen werden und andere nicht. Der Zeitpunkt und das Ausmaß der Allergenexposition scheinen hier einen wichtigen Einfluss zu spielen.

Wie sehen Asthma-Behandlungsmöglichkeiten aus?
Grundsätzlich besteht die Asthma-Therapie aus zwei wichtigen Behandlungssäulen:

A) Medikamentöser Ansatz: hier sind die schnell wirksamen Bedarfsmedikamente (= Reliever) und die lang wirksamen Dauermedikamente (= Controller) zu nennen. Bei einem Patienten mit einem leichten Asthma bronchiale kann mitunter die Bedarfsmedikation allein ausreichen. Hier nehmen sie nur dann Medikamente ein, wenn sie Beschwerden haben. Bei einem schweren Asthma bronchiale kann manchmal trotz ausgereizter maximaler inhalativer Therapie keine ausreichende Asthmakontrolle erreicht werden. Hier gibt es therapeutische Ansätze, die u.a. den Einsatz von sogenannten Biologika, die in das Immunsystem eingreifen, beinhalten.

B) Nicht-medikamentöser Ansatz: als Basis jeder Asthmabehandlung sollte von Diagnosestellung an eine Patientenaufklärung und Patientenschulung erfolgen. Asthma bronchiale ist Teil der Disease-Managment-Programme (DMP), welche von den gesetzlichen Krankenkassen in Zusammenarbeit mit den behandelnden Ärzten angeboten werden und den chronisch Erkrankten über strukturierte Behandlungsprogramme helfen sollen, Ihre Erkrankung in den Griff zu bekommen und die Lebensqualität zu erhalten. Wichtige Bestandteile sind bei nachgewiesener Allergie die Umgebungssanierung, Tabakentwöhnung, Sport und Bewegung sowie Rehabilitation.

Wie groß ist der Anteil von Erwachsenen und Kindern bzw. Jugendlichen der an Asthma Leidenden?
Etwa 4 % der Kinder und 6 % der Erwachsenen in Deutschland haben Asthma. Bei Kindern ist Asthma die häufigste chronische Erkrankung.

Spielt die Ernährung eine Rolle bei Asthma, also daran zu erkranken bzw. in puncto Heilung oder Linderung?
Starkes Übergewicht gilt als Risikofaktor an Asthma bronchiale zu erkranken. Auch ein erhöhter Body-Mass-Index (BMI) der Mutter vor oder zu Beginn einer Schwangerschaft ist mit Asthma beim Kind assoziiert. Hier spielen genetische und inflammatorische Prozesse eine wichtige Rolle. Ebenso kann eine deutliche Gewichtsabnahme helfen, die Symptomlast zu reduzieren. Die aktuelle Studienlage ist zu schwach, um eine konkrete Handlungsempfehlung bezüglich Nahrungsmittelzufuhr auszusprechen. Grundsätzlich wird eine ausgewogene, abwechslungsreiche und bedarfsgerechte Ernährung empfohlen.

Inwieweit spielen Umwelteinflüsse eine Rolle? Ist die Gefahr, an Asthma zu erkranken, in Großstädten größer als auf dem Land?
Das Aufwachsen im Ländlichen wirkt der Entwicklung von Asthma und allgemein allergischen Erkrankungen positiv entgegen. Dies wird einer frühzeitigen unspezifischen Stimulation des Immunsystems zugeschrieben, unter anderem Tierkontakte, Trinken von unpasteurisierter Milch, Diversität an Mikroorganismen. Aufgrund multifaktorieller Einflüsse in der Entstehung der Erkrankung bedeutet dies jedoch umgekehrt nicht, dass man nicht an Asthma bronchiale erkranken kann, wenn man auf dem Land aufwächst. Die Exposition gegenüber Stickoxiden, Ozon und Feinstaub erhöht das Risiko der Asthmaentstehung.

Text: Alexander Berndt · Grafik: Kreiskliniken OAL

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