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„Der Glaube ist für mich ein Geschenk“

Für die evangelische Pfarrerin Nadine Keyser ist es dabei wichtig, ihn in einer Gemeinschaft zu leben. Nadine Keyser ist seit Mai 2022 Pfarrerin in der evangelischen Kirchengemeinde Füssen. Die gebürtige Fränkin ist verheiratet und hat eine einjährige Tochter. Für „Füssen aktuell“ stellte die 34-Jährige damit eine Gesprächspartnerin dar, die für das Thema „Frauen und Glaube“ wohl kaum kompetenter sein könnte.

Frau Keyser, warum haben sie Theologie studiert und sind Pfarrerin geworden?
Nadine Keyser: „Das war schon ganz lange eine große Leidenschaft von mir. So hatte ich bereits seit ich 14 Jahre alt war, den Wunsch, Pfarrerin zu werden. Damals hatte ich ein ganz tiefes Erlebnis, das mir Gottes Liebe zu mir gezeigt hat. Diesen starken, inneren Glauben möchte ich weitergeben.“

Wie äußert sich diese Gottesliebe?
„Sie stellt ein tiefes, schönes Gefühl dar, das mir eine Art Seelenruhe und Frieden gibt. Sie ist ein großes Glück.“

Was bedeuten Glaube und Religion für sie?
„Glaube und Religion sind nicht das Gleiche. Während der Glaube dabei eine innere, aus dem Herzen kommende Gewissheit widerspiegelt sowie etwas Wunderbares, Kostenloses, sozusagen ein Geschenk ist, das mir Halt im Leben gibt, bildet die Religion sozusagen die äußere Form, wie jemand den Glauben lebt.“

Haben sie Verständnis für Menschen, die aus der Kirche ausgetreten sind beziehungsweise austreten?
„Zum Teil kann ich dies nachvollziehen. Ich versuche denn auch immer, die Gründe dafür zu verstehen. Gerade das Thema des Missbrauchs ist heutzutage etwas, das viele Leute betrifft und wodurch die Kirche oft negativ dargestellt wird. Es macht mich aber auch immer wieder traurig, wenn jemand der Kirche den Rücken kehrt. Für mich ist es nämlich sehr wichtig, den Glauben in einer Gemeinschaft wie der Kirche zu leben.“

Wie stark ist die Rolle der Frau in der evangelischen Kirche?
„Da gibt es keinen Unterschied zwischen Männern und Frauen. Wir sind absolut gleichgestellt, auch in der Bezahlung.“

Wenn Nadine Keyser über ihren Glauben erzählt, dann ist pure Leidenschaft dabei. „Ich habe das Glück einen Beruf ausüben zu dürfen, der mich immer wieder aufs Neue begeistert“, erzählt sie. Jeder Tag ist für die Pfarrerin anders, besonders und immer wieder eine Herausforderung, die sie gerne annimmt.

Wie steht es bei ihnen mit der Ökumene? Kommen sie auch manchmal ins Gespräch mit Katholiken?
„Ja und das ist hier in Füssen schon etwas Besonderes. Von den katholischen Kollegen fühle ich mich absolut wertgeschätzt und unser Umgang findet absolut auf Augenhöhe statt.“

Wie sehen sie die Bibel? Interpretieren sie sie in die Gegenwart und als Frau anders als es vielleicht ein Mann tut?
„Für mich ist die Bibel eine Sammlung von Geschichten von Menschen, die Gotteserfahrungen gemacht haben. Und natürlich ist es bei der Beschäftigung damit wichtig, den Bezug zu heute zu finden. Dabei habe ich als Frau schon manchmal andere Perspektiven als Männer.“

Was wünschen sie sich und der Kirche für die Zukunft?
„Ich wünsche mir, dass wir nicht so sehr in unserer eigenen Blase denken, sondern auch über den Tellerrand hinaus schauen. Zudem hoffe ich immer, dass alle Menschen sich nicht zu sehr von anderen abgrenzen, sondern mehr zusammenrücken.“

Vielen Dank für das Gespräch.
Ich danke Ihnen für so ein interessantes Thema.

Text: Alexander Berndt · Fotos: Sabina Riegger

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