Fit & WellLeben

Ganz ohne Druck

Alin Mainka und ihr Weg zum Yoga

Wenn Alin Mainka zurückblickt, war sie immer schon in Bewegung. Heute hat sich diese Art von Bewegung geändert. Sie ist fließender geworden, nicht mehr geprägt durch Leistungsdruck und auch nicht mehr durch den Willen, vorne dabei zu sein. Ihre Medaillen aus der Zeit der Leichtathletik liegen fein säuberlich in einer Mappe mitsamt den Urkunden. Die ehemalige bayerische Landessiegerin im Fünf-Kilometer-Lauf erinnert sich noch sehr gut an die damalige Zeit. „Trotz des Leistungsdrucks hat mir das alles Spaß gemacht, es war wie ein Spiel“, erzählt sie lachend. Ein besonderes Erlebnis waren die Marathons in Leipzig und München, an denen sie teilnahm. „Die letzten 400 Meter beim Münchner Marathon waren der Hammer. Da wird man mit Musik empfangen, das war wirklich super, ein unbeschreibliches Gefühl“, so die 39-Jährige.

Einige Jahre sind seitdem vergangen. Bewegung spielt für die Mutter zweier Töchter aber immer noch eine wesentliche Rolle. Medaillen kann sie nicht damit gewinnen, aber das will die gebürtige Thüringerin auch gar nicht. Für sie stehen schon lange andere Dinge im Fokus, wie zum Beispiel ihre Familie. Sie hat sich lange Zeit gelassen, bis sie den richtigen Zeitpunkt fand, einen neuen beruflichen Weg einzuschlagen. 10 Jahre lang war sie Krankenschwester, davon die letzten zwei Jahre als Pflegeleiterin. „Ich konnte mir tatsächlich keinen anderen Beruf vorstellen“, erzählt sie. Doch Sport und der harte Krankenhausalltag haben nicht zusammengepasst. „Ein 12-Stunden-Arbeitstag und dann zusätzlich das Work-Out haben mich gestresst. Das wollte ich nicht mehr. Also hielt ich Ausschau nach einer anderen Bewegungsform, um zu entschleunigen, den Kopf frei zu bekommen und um letztendlich zu entspannen und Energie zu tanken“, beschreibt sie ihre Wünsche. Zu dieser Zeit kam Yoga auf. Für Alin Mainka war das ein Segen. Sie lernte sich besser wahrzunehmen, den Stress abzubauen und mit besonderen Atemübungen gelang es ihr, mental abzuschalten. Jetzt, nach 20 Jahren, ist sie immer noch begeistert von Yoga, dieser „wunderbaren Verbindung zwischen Körper und Geist“.

Manchmal denkt sie an die Zeiten zurück, als sie noch als Krankenschwester arbeitete. „Es gab Momente, die haben mich so berührt. Man sieht so viel Leid. Yoga hat mir geholfen, das zu verarbeiten“, erzählt sie. Auf keines dieser Erlebnisse will sie dennoch verzichten, denn sie prägen einen, so wie sie Alin Mainka geprägt haben. „Ich schaue immer sehr positiv und zuversichtlich in die Zukunft und habe eine andere Einstellung zum Leben“, sagt sie lächelnd.

Wenn Alin Mainka über Yoga erzählt, dann strahlen ihre Augen. Als Außenstehender fühlt man förmlich ihre Energie und die Freude an dem, was sie macht. Ludwig Feuerbach hätte gesagt: „Deine erste Pflicht ist, dich selbst glücklich zu machen. Bist du glücklich, so machst du auch andere glücklich.“ Vor vier Jahren hat Alin Mainka Yoga zu ihrem Hauptberuf gemacht. „Ich bin den Weg in meinem eigenen Tempo gegangen, immer im Einklang mit meiner Familie. Es muss sich für mich gut anfühlen“, erzählt sie. Akrobatische Übungen gibt es bei der musikalischen Frau nicht. „Nein“, lacht sie, „dafür gibt es andere wunderbare Lehrer, die das machen.“ Die Frage, ob unser Körper unsere Erlebnisse abspeichert, beantwortet Alin Mainka mit einem ganz ganz klaren ja. „Aber mit unserem Körper können wir die Erlebnisse auch verarbeiten. Atmung und Meditation helfen uns dabei weiter.“

Im Sommer bietet Alin Mainka ihre Yogastunden je nach Wetterlage auch im Freien an, ansonsten finden die Yogakurse in ihrem schönen, großen Raum in Rieden am Forggensee statt. Wer mag, kann auch Einzeltermine buchen, die finden dann in Hopfen am See statt, da, wo Alin Mainka wohnt. Jeden Tag ist die ehemalige Akkordeonspielerin, die sechs Jahre lang in einem Orchester spielte, mit Familienhund Bandou unterwegs. „Ich brauche die Natur sowie das Tanzen mit meinen Töchtern“, schmunzelt sie. Scheint so, als ob Yoga nicht nur die mentale und körperliche Gesundheit fördert, sondern auch viel Glückshormone ausschüttet.

Im Gespräch

Welche Themen beschäftigen die Menschen immer wieder?
Angst und innere Unruhe, aber auch Schlaflosigkeit sind Themen, die meine Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer beschäftigen. Leider ist das so, und erst recht nach der zweijährigen Corona-Pandemie. Wir leben in einer Burnout-Kultur, das bedeutet zugleich, dass wir ständig unter „Strom“ stehen. Viele sehen das mittlerweile als normal an oder als ein Muss. Das ist für uns nicht gesund. Dadurch untergraben wir unsere eigenen Bedürfnisse und Wünsche. Es ist ein großer Druck. Ich sehe auch in meinen Stunden, wie nach den Atemübungen die Entspannung kommt.

Wie kann sich Yoga auf die mentale Stimmung auswirken?
Durch Atemtechniken können wir unser Nervensystem selbst regulieren und somit unseren Stresslevel senken, zur Ruhe kommen und uns ganz auf uns konzentrieren. Auf der körperlichen Ebene hilft uns Yoga, unsere Stärke und Mobilität zu erhalten. Mit der Meditation, die uns hilft, unsere Emotionen und Gefühle besser oder bewusster wahrzunehmen, erhalten wir einen Ausgangspunkt für unsere persönliche Weiterentwicklung. Yoga ist tiefgründig, weich, geschmeidig und lehrt uns, mit uns selbst, mit anderen und der Umwelt liebevoll umzugehen – zumindest sollte es so sein.

Wie bereiten Sie sich auf Ihre Stunden vor?
Ganz intuitiv. Es gibt Phasen und Momente, wo wir Stabilität, Erdung und Ruhe brauchen. Was brauchen die Menschen gerade, das ist für mich die zentrale Frage. Ich versuche sie noch anders zu erreichen- sei es mit der Musik, Düften, Licht… es gibt so viele schöne Möglichkeiten.

www.alinmainka.de

Text: Sabina Riegger · Foto: Sabrina Bosch

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