Menschen

Das THW in Füssen

Hilfsbereitschaft, Offenheit, Zusammenhalt

Sie sind, auch heute noch, hauptsächlich die Männer und Frauen, die zur Stelle sind, wenn es um Zivil- und Katastrophenschutz geht, wie zum Beispiel wenn ein Fluss über die Ufer tritt und ganze Landstriche überschwemmt. So wie es im vergangenen Jahr etwa bei der Hochwasserkatastrophe im Ahrtal der Fall war, wo der Füssener Ortsverband des Technischen Hilfswerks (THW) mit im Einsatz war.

Einsätze wie diese gehören zum Kerngeschäft der Hilfsorganisation und bringen den Ortsbeauftragten des THW in Füssen, Christopher Pult, nicht aus der Ruhe. Vielmehr sind es die Mitgliederzahlen, die nicht mehr die sind wie vor einigen Jahren. „Ich würde mir mehr Zulauf wünschen“, so Pult. Die notwendige Gruppenstärke von zehn Mann bringt er mit seinem Team für diverse Einsätze dennoch locker zusammen. Früher profitierte das THW unter anderem auch von jungen Männern, die den Dienst an der Waffe ablehnten. Denn als im März 2011 der Bundestag die Wehrpflicht abschaffte, gab es ab diesem Zeitpunkt auch keinen verpflichtenden Ersatzdienst mehr. Immerhin verpflichteten sich einige Männer für vier bis sechs Jahre für den Zivil- und Katastrophendienst. Auch Christopher Pult gehörte zu ihnen. Mittlerweile ist er seit 34 Jahren beim THW.

Doch nicht nur dem THW mangelt es an Helfern und Helferinnen. Andere Institutionen sowie Vereine haben das gleiche Problem oder stehen kurz davor. Wobei das THW keineswegs ein Verein oder gar eine Institution ist. „Organisatorisch gehört das THW als Bundesanstalt zum Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern, für Bau und Heimat. Jedoch sind nur zwei Prozent der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hauptamtlich für die Behörde tätig. Das THW ist weltweit die einzige Behörde, die zu 98 Prozent von Ehrenamtlichen getragen wird“, erklärt Christopher Pult, der seit sechs Jahren ehrenamtlicher Ortsbeauftragter des THW in Füssen ist. Zu seinem Team gehören 40 Kollegen und Kolleginnen, von denen „nur“ 30 aktiv sind, darunter auch eine Frau.

Die „Blauen“, wie sie gerne in der Bevölkerung genannt werden, sind weltweit im Einsatz. Dabei können Erdbeben, Tsunamis oder Dürreperioden der Auslöser des Einsatzes sein. Auch der Aufbau von Flüchtlingscamps , Projekte und Kooperationen mit ausländischen Partnerbehörden oder während Friedensmissionen der Vereinten Nationen sind Einsatzbereiche des THW. Bisher war das THW in 144 Ländern aktiv.

In Füssen darf man heuer das 70-jährige Bestehen des Ortsverbandes feiern, die am 15. Juli 1952 gegründet wurde. Die Mitglieder sind dazu da, für andere Menschen in der Not professionelle und kompetente Hilfe zu leisten.

Alle zwei Wochen finden die Ausbildungen statt, um neue Themen und Übungen aufzufrischen. Vorbereitung ist alles, denn Unglücke und Katastrophen sind weder vorhersehbar noch planbar. Deshalb ist es wichtig, zu jeder Zeit gut ausgebildet und bereit zu sein. Kommt es zu einem Einsatz, muss jeder Handgriff sitzen. Wenn einem dies jedoch nicht genug ist und man sich weiter spezialisieren und fortbilden möchte, muss man eine Fachausbildung machen. Diese wird entweder von den Landesverbänden für mehrere Ortsverbände organisiert, oder man besucht dazu eine der beiden drei Bundesschulen.

Bevor man beim THW als Helfer anfangen kann, muss erst eine Grundausbildung durchlaufen werden. Diese dauert ein halbes Jahr und endet mit einer abschließenden theoretischen sowie praktischen Prüfung. „In der Grundausbildung vermitteln wir allgemeines Wissen rund um den Katastrophenschutz. Man lernt Einsatzstellen auszuleuchten, einsturzgefährdete Gebäude zu sichern und technische Geräte zu führen. Die Grundausbildung findet im Ortsverband statt und setzt sich aus verschiedenen Ausbildungsmodulen zusammen“, beschreibt Gruppenführer Jan Greth die Ausbildung.

Zur besonderen Attraktivität des THW gehört dabei für die Kollegen die intensive Beschäftigung mit der Technik. „Immerhin haben wir spezielle technische Geräte, die andere Organisationen nicht haben“, wie etwa einen großen Radlader. Dieser dient beispielsweise der Fachgruppe „Räumen“ zum Schaffen von Ebenen, wie es im vergangenen Jahr nach dem Hochwasser im Ahrtal nötig war“, erklärt Jan Greth. Neben dieser Gruppe gibt es noch drei weitere Gruppen im Füssener Ortsverband, die im Ernstfall alle eingesetzt werden können. Die Führungskomponente ist dabei der vier Mann starke Zugtrupp, dem auch der Zugführer Martin Zienert angehört. Darüber hinaus existiert noch die Fachgruppe „Notversorgung-Notinstandsetzung“, die in Notsituationen die Stromversorgung gewährleisten, Wasser abpumpen sowie einen Campus bauen kann. Als „Universal-Werkzeugkasten“ bezeichnet Jan Greth die universelle Bergungsgruppe, die mit ihrem besonderen Einsatz-Gerüstsystem unter anderem beim Bau von Brücken und zur Abstützung von Wänden die erforderliche Hilfe leisten kann.

Kein Wunder, dass schon die Grundausbildung beim THW nicht ganz einfach, sondern ziemlich komplex ist. „Wenn man genug übt, ist aber alles kein Problem. Man lernt mit vielen technischen Geräten umzugehen“, versichert Martin Zienert. Zur Ausbildung gehört auch der Umgang mit dem Digitalfunk. „Alle Helferinnen und Helfer müssen ein Sprechfunkgerät bedienen und auch im Notfall einen Funkspruch absetzen können“, so Jan Greth. „Schulungen gibt es viele. Angefangen von Rhetorik, Schweißen, Kochen und vielen anderen mehr, die auch im alltäglichen und privatem Leben von Vorteil sein können“, meint Christopher Pult und fügt lachend hinzu: „Jeder ist bei uns willkommen, auch Leute mit zwei linken Händen“. Denn nicht nur für den technischen Bereich werden Leute gesucht, sondern auch in der Verwaltung oder für die Öffentlichkeitsarbeit. „Unsere Tür steht jedem offen“, ergänzt Jan Greth und fügt schließlich hinzu: „Entscheidend ist der Wille zu helfen und etwas zu machen.“

INFOS:
. Es gibt keinen Mitgliedsbeitrag
. Die Schulungen sind kostenfrei
. Eintrittsalter ab 10 Jahren
. Grundausbildung ab 16 Jahren
. Viele Spezialausbildungen
. Teilnahme auch an zertifizierten Lehrgängen …

Mehr Informationen gibt es unter
www.thw-fuessen.de · E-Mail: ov-fuessen@thw.de

Text · Foto: Sabina Riegger

Verwandte Artikel

Das könnte Dich auch interessieren
Schließen
Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Nacht der Musik 2024