Menschen

Mobile Jugendarbeit Reutte

Schule, Arbeit, Beruf, Liebe und Sexualität oder eben nur das ein oder andere Problem, das in den Jahren des Erwachsenwerdens auftaucht und gelöst werden muss. Ja sogar rechtliche Fragen in den unterschiedlichsten Bereichen oder Hilfe bei behördlichen Angelegenheiten. „Mobile Jugendarbeit bedeutet, dass wir größtenteils aufsuchende Arbeit leisten. Das heißt, wir warten nicht darauf, bis die Jugendlichen mit ihren Fragen zu uns kommen, sondern gehen direkt auf sie zu. Manche nennen diese Art von Jugendarbeit auch Streetwork, das ist das Herzstück unserer Tätigkeit.“ Mit diesen wenigen Worten beschreibt Theresa Rauter ihre mehr als umfangreiche Arbeit bei der Mobilen Jugendarbeit Reutte, für die sie seit mittlerweile rund sieben Jahren tätig ist. Unterwegs sind die Streetworker vermehrt an jeglichen Plätzen im öffentlichen Raum, an denen sich die Jugendlichen gerne aufhalten. Dabei geht es in erster Linie darum, den Kontakt zu suchen und aufzubauen. „Unsere Arbeit und auch unsere Angebote funktionieren nur dann, wenn gute Beziehungen bestehen“, so die fachliche Leiterin der MOJA Reutte.

Die mobile Jugendarbeit ist ein Teil der Offenen Jugendarbeit, zu der auch die Arbeit in Jugendzentren und Treffs gehört, was in Österreich bundesweit in den Jugendgesetzen verankert ist. Es ist somit Aufgabe der Länder und auch der Kommunen, die verschiedenen Einrichtungen zu tragen und zu unterstützen. So haben sich im Fall der MOJA, die schon im Jahr 2009 ins Leben gerufen wurde, sogar gleich insgesamt acht Außerferner Gemeinden zusammengeschlossen, um die Jugendarbeit in der Region finanziell zu unterstützen. Seit gut zehn Jahren arbeitet hier ein Zweier-Team in geschlechtergemischter Besetzung. Dabei ist das Aufgaben- und Angebotsfeld sehr umfangreich. Zum einen konzentriert sich die Arbeit der MOJA-Mitarbeiter natürlich auf Beratung und Unterstützung von jungen Menschen. Oft geht es vor allem nur darum, einfach da zu sein und begleitend zur Seite zu stehen, egal für welche Themen, Sorgen, Schwierigkeiten oder Problematiken, die entstehen. „Das heißt, wir führen sehr viele Gespräche und versuchen, den Jugendlichen weiterzuhelfen, wenn sie in einer Sackgasse stecken oder nicht genau wissen, wie sie handeln oder sich orientieren können und sollen“, erklärt die Sozialarbeiterin und systemische Beraterin. „Wenn es nötig sein sollte, können wir auch vermitteln oder dafür sorgen, dass der Kontakt zu anderen Facheinrichtungen entsteht. Wir sind also auch eine Art Drehscheibe. Ein weiterer großer Teil unserer Arbeit, der uns auch sehr wichtig ist, liegt dagegen im Freizeit-pädagogischen Bereich.“ Hier werden unter anderem gemeinsame Projekte realisiert, die stets an den Bedürfnissen und Ideen der Jugendlichen orientiert sind. Überhaupt richtet die Mobile Jugendarbeit ihren Blick mehr auf Stärken, Kompetenzen und Fähigkeiten von Jugendlichen, anstatt auf ihre Defizite. Besonders beliebt waren in den letzten Jahren Projekte wie der Graffiti- oder der Kuchenback-Workshop.

Der Wirkungskreis und somit auch das Einsatzgebiet der MOJA-Mitarbeiter bezieht sich dabei nahezu auf die gesamte Marktgemeinde. Zudem gibt es für die Jugendlichen auch eine direkte Anlaufstelle, eine Art kleines Jugendzentrum, das jederzeit genutzt werden kann. Dafür stehen der MOJA seit 2015 Räumlichkeiten im Reuttener Zentrum zur Verfügung. „Dabei richtet sich unsere Arbeit im Kern an Jugendliche im Alter zwischen zwölf und bis zu 24 Jahren“, sagt Rauter. „Kein Arbeitstag ist gleich bei uns. Das Themenspektrum ist wirklich nicht begrenzt. Zusammenfassend kann man sagen, dass wir für alles Ansprechpartner sind. Das liegt eben daran, dass wir die meisten auch schon seit sehr langer Zeit kennen und mit ihnen über alles reden können. Das fühlt sich für die Jugendlichen dann nicht wie eine Beratung an, sondern eher wie ein vertrautes Gespräch mit einem guten Freund. Immerhin haben wir auch eine Schweigepflicht.“

Lebensorientiert und Digital

Zwar ist das umfangreiche Angebot der MOJA über all die vergangenen Jahre in etwa gleich geblieben. Verändert haben sich dagegen immer mal wieder die öffentlichen Plätze, an denen sich die Jugend in Reutte gerne aufhält. War man früher an vielen verschiedenen Orten der Marktgemeinde unterwegs, konzentriert sich die Jugendarbeit heute vor allem auf die Bereiche Schul- und Jugendzentrum, wie auch den Funpark. „Wir arbeiten eben lebensorientiert“, sagt Theresa Rauter. „Dazu zählt auch eine gewisse Präsenz in den Sozialen Medien, in denen die Jugendlichen unterwegs sind.“ Insgesamt ist die Mobile Jugendarbeit grundsätzlich parteilos und in keinster Weise politisch gebunden. Trotzdem liegt es den MOJA-Mitarbeitern aber auch am Herzen, die Beteiligung Jugendlicher in der Politik zu fördern, um sie künftig auch mehr in Entscheidungen einzubinden. Unter dem Motto JEM, das für „Jugend entscheidet mit“ steht, wird der jungen Generation in Reutte dabei auch eine direkte Stimme in der Kommunalpolitik gegeben. „Beim sogenannten JEM-Talk kommen einmal im Monat Reuttes Bürgermeister sowie der Obmann des Jugendausschusses im Jugendzentrum zusammen, um sich gemeinsam mit den Jugendlichen unkompliziert auszutauschen“, sagt Theresa Rauter. „Dabei werden natürlich auch Anliegen und Wünsche geäußert. Es ist eine Plattform für alle.“

Für das laufende Jahr stehen bei der MOJA noch einige wichtige Termine auf dem Plan. Immerhin mussten die Jugendlichen auch in den vergangenen zwei Jahren durch die Corona-Pandemie auf vieles verzichten. Neben Mädchennachmittagen und Schulvorstellungen, die noch nachgeholt werden müssen, wird sicher auch die Aktion „JugendFreiRaum“ wieder ein Höhepunkt sein. Mit der Aktion, die jährlich und tirolweit stattfindet, will der Arbeitskreis für Mobile Jugendarbeit Tirol darauf hinweisen, dass Jugendliche einen Anspruch auf öffentlichen Raum haben und sie diesen nutzen und mitgestalten dürfen. Ein Angebot, dass die jungen Menschen auch in die Pflicht nimmt, sich mehr am urbanen und gemeinschaftlichen Leben zu beteiligen.

Das Interview führte Lars Peter Schwarz · Foto: privat

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