Kolumne

Zwischen der Zeit

Es ist eines der auffälligsten Phänomene am Nachthimmel und wahrscheinlich ist es der bekannteste Sternenhaufen unserer Galaxie.

Wenn wir zum Himmel hochschauen, dann sehen wir ungefähr fünf bis sechs besondere Sterne. Die mit der stärksten Leuchtkraft, die, die unter hunderten Sternen am hellsten leuchten: die Plejaden. Ungefähr 415 Lichtjahre sind sie von uns entfernt. Ihr Licht braucht also 415 Jahre, bis es uns hier auf der Erde erreicht.

Das heißt: Der Sternenhaufen, den wir am Himmel sehen, ist das Sternen-Bild, wie es vor 415 Jahren aussah. Es ist so, als wären wir zwischen den Zeiten. Wir stehen hier auf der Erde, in der Gegenwart, und blicken dabei eigentlich in die Vergangenheit.

Ist das nicht unglaublich?

Es gibt so viele Geheimnisse, so viel Unerklärliches und Phantastisches: Wasserbären zum Beispiel. Wasserbären sind winzig kleine Tiere. Sie haben acht Beine und leben im Meer oder in Süßwassergebieten. Aber das macht sie noch nicht besonders.

Wasserbären, oder auch Bärtierchen genannt, sind unglaublich anpassungsfähig. Sie überdauern jede Kälte und Trockenheit, sogar einen längeren Sauerstoffmangel. Bärtierchen verfallen bei extremen Umständen in einen todesähnlichen Zustand, in dem sie jahrelang verharren können- ohne jede Stoffwechselaktivität. Und wenn es soweit ist, dann erwachen sie wieder zu neuem Leben. Bärtierchen überstehen alles. Sogar im Weltall überleben sie.

Gäbe es einen evolutionären Wettbewerb, dann wären sie – ohne jeden Zweifel – auf der Siegertreppe mit Abstand ganz oben.

Ich beobachte den Nachthimmel und versuche mir vorzustellen, wie es da oben wohl sein muss, in der Unendlichkeit. Während selbst das Weltall für Bärtierchen relativ ungefährlich ist, ist es für den Menschen der wohl lebensfeindlichste Ort überhaupt. Und trotzdem versuchen wir, die Unendlichkeit zu besiegen. Das Unmögliche möglich zu machen.

Der größte Feind ist dabei die Zeit. Ständig kämpfen wir gegen sie an, wie Don Quichotte gegen die Windmühlen. Und doch unterliegen wir ihr am Ende alle.

«Die Zeit verweilt lange genug für denjenigen, der sie nutzen will.» (Leonardo da Vinci)

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