Kolumne

Unter Frauen

Ich weiß nicht, wie ich beginnen soll. Welcher Einstieg gut wäre, um das auszudrücken, was mir gerade im Kopf herumschwirrt, woran ich denke und was mich beschäftigt.

Mein Blick fällt auf eine Karte an der Pinnwand. Darauf steht:„ Weil Denken die schwerste Arbeit ist, die es gibt, beschäftigen sich auch nur Wenige damit.“ Henry Ford hat das mal gesagt. Jetzt weiß ich, warum es mir gerade schwer fällt, einen Anfang zu finden: Ich habe zu viel nachgedacht. An alles gleichzeitig zu denken bringt, wahrscheinlich nichts. Am Ende überschlagen sich die Gedanken nur und dann steckt man fest. Irgendwo mittendrin in einer Endlosschleife.

Vielleicht braucht man nicht immer einen besonderen Einstieg zu finden. Vielleicht ist es manchmal besser, einfach anzufangen, ohne zu überlegen, wie die Verpackung sein könnte, wenn doch der Inhalt das Entscheidende ist. Ich will es versuchen:

Es gibt so viele, so starke Frauen da draußen. Überall auf der Welt. Auch in meiner. Noch nie habe ich so viele intensive, berührende Gespräche mit ganz unterschiedlichen Frauen geführt, wie in diesem Jahr. Diese Frauen haben teils schwere Schicksalsschläge erlebt. Manche wurden Opfer von Gewalt. Andere hatten eine traumatische Geburt oder wurden krank. Sie sind verlassen worden oder haben der Liebe nochmal eine Chance gegeben. Manche haben die Vergangenheit hinter sich gelassen und andere stecken noch tief in ihr fest.

Für die einen bedeutete Familie bittere und schmerzliche Enttäuschung, für andere war sie die Rettung in der Not. Manche Frauen haben während der Gespräche geweint oder vor Verzweiflung geschrien, andere waren wütend oder erschöpft.

Diese Frauen sind grundverschieden. Die jüngste von ihnen ist Anfang 20, die älteste ist Ende 50. Und trotzdem gibt es etwas, das sie miteinander verbindet, obwohl sie sich nicht kennen. Etwas, das sie vereint und ausmacht: Ihr Mut und die Zuversicht, dass alles gut werden wird.

Ich glaube, es gibt kaum etwas Wichtigeres als die Menschen um uns herum wahrzunehmen, sie wirklich zu sehen. Und ich spreche nicht von Äußerlichkeiten. Ich habe viele gesehen. Dafür bin ich dankbar.

Jetzt sollte ich es mit dem Schluss wahrscheinlich wie mit dem Anfang halten.
Ich weiß wie:

„Jeder verdient ein Happy End.“ – Jodi Picoult

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