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Zeit für Neues

Verwurzelt, leistungsfähig, kompetent und vor allem ein vertrauensvoller Partner, so beschreiben die Kunden das Autohaus Mendler in Füssen. Ein Unternehmen, das immer mit der Zeit gegangen ist, ohne die eigene Philosophie aus den Augen zu verlieren. „Erfolg besteht aus Leidenschaft, harter Arbeit und dem unbeirrbaren Glauben an die Zielerreichung“, prägte die Arbeit von Otto und Ursula Mendler. Heute ist das Autohaus bestens positioniert und ist ein starker Arbeitgeber und Ausbildungsbetrieb. 32 Mitarbeiter, davon acht Auszubildende, sind in dem Füssener Unternehmen beschäftigt, das seit 2004 zur Widmann + Winterholler Gruppe gehört, die an sieben Standorten mit insgesamt 350 Mitarbeitern vertreten ist. 2004 zog sich Otto Mendler aus dem operativen Geschäft zurück und übergab es an Tochter Andrea und Schwiegersohn Erwin Winterholler. „Somit blieb alles in der Familie, und wir konnten den Standort und damit auch die Arbeitsplätze für die Zukunft sichern“, erzählt die Unternehmerin, die seit 1983 an der Seite ihres Mannes stand und 2004 die Leitung in Füssen übernahm.

Heute, pünktlich zum 60-jährigen Jubiläum als BMW-Vertragspartner, geht das Autohaus wieder neue Wege. Es ist ein Umbruch wie damals 1960. Der Vertrag mit BMW wurde am Küchentisch von Ignaz und Sohn Otto Mendler unterschrieben. Aus der kleinen Schwangauer Werkstatt, die 1930 gegründet wurde, wuchs ein Betrieb heran, dessen Marke nicht nur BMW war. Mendler wurde zu einer Eigenmarke.

Ursula Mendler ist zufrieden. Ihre bisherige Aufgabe als Geschäftsleiterin hat sie bereits im Februar an Carsten Wojtzek übergeben, der seit 23 Jahren im Betrieb tätig ist. „Einen Besseren hätten wir nicht finden können. Er hat das Unternehmen immer wie sein eigenes betrachtet“, erzählt sie. Carsten Wojtzeks Stärke ist seine Persönlichkeit, sein Wissen um die Marke BMW und das große Vertrauen, das er bei seinen Kunden genießt. Als er im Mai 1997 anfing, startete der gelernte Kaufmann von Null auf Hundert. „Ich bekam die Chance, die Marken Rover und Landrover, die in der Zeit zu BMW gehörten, einzuführen“, schwärmt er noch heute. In nur wenigen Monaten war die Einführung in der Region, zu der auch das benachbarte Tirol gehört, mehr als erfolgreich. Dass er „Benzin im Blut“ hat, ist keine nette Floskel von Ursula Mendler, sondern vielmehr eine treffende Aussage für einen Menschen, der vollkommen in seinem Beruf aufgeht. „Wir haben zuhause viel über Autos gesprochen. Mein Vater war Autoverkäufer, und da drehte sich alles um das eine Thema: PS, Technik und Design. Ich erinnere mich gerne daran“, unterstreicht Wojtzek die Aussage. Sohn Maximilian ist die dritte Generation, die in die Fußstapfen des Großvaters und Vaters getreten ist. Seit zehn Jahren ist auch er im Unternehmen von Widmann + Winterholler tätig und das, wie er sagt, mit Begeisterung.

Die Zukunft

Die Übernahme der Geschäftsleitung war für den 53-Jährigen mehr als nur besonders. Prägend wäre hier das richtige Wort. Denn die Corona-Pandemie kam und damit auch viele neue und unbekannte Herausforderungen, die es zuvor so nicht gab. „Wir haben letztes Jahr im August viel investiert und wollten dieses Jahr im Frühjahr richtig durchstarten“, erzählt der Geschäftsleiter. Durchstarten konnten sie nicht, aber sie waren am Markt präsent und konnten zeigen, dass sie für ihre Kunden da waren und dies trotz Lockdown und vielen Auflagen. Dennoch brach der österreichische Markt ein, die Grenzen waren zu, die Urlauber blieben weg. „Trotz diesen Umständen haben wir es bis jetzt gut gemeistert“, so Carsten Wojtzek, der mit schwierigen Situationen umzugehen weiß. Viele Investitionen standen an, um den Standort in Füssen noch servicefreundlicher zu gestalten. „Letztes Jahr haben wir uns nicht nur flächenmäßig erweitert, sondern auch die Werkstatt umgebaut und ein modernes Reifen-Logistikzentrum im Nebengebäude aufgebaut“, zählt Wojtzek auf. Ganz neu ist die Räderwaschmaschine, die tiefsitzende Verschmutzungen, Straßenstaub, Streusalz und Fremdkörper aus den Rädern effektiv entfernt. Ebenfalls neu ist die Erweiterung des Fahrzeugsortiments an Gebraucht- und Dienstwagen, das sich nun verdoppeln wird. Ein wichtiger Punkt bei der Zukunftsgestaltung ist die Ladeinfrastruktur für Elektromobilität. „Wir werden mit zwei Ladesäulen beginnen. Die Baumaßnahmen sollten bis zum Jahresende abgeschlossen sein. Zwei weitere werden voraussichtlich im Frühjahr oder Sommer dazukommen“, so Carsten Wojtzek.

Auch in Sachen Digitalisierung konnte die Autohaus Gruppe die Pandemie-Zeit nutzen und einen großen, weiteren Schritt nach vorne tun: Prozesse, die sich aufgrund der Anforderungen der letzten Jahre komplex und zeitaufwändig gestalteten, konnten verschlankt werden, so dass nun noch einmal mehr mehr Freiraum für ausführliche, individuell und fachlich geführte Beratungsgespräche vorhanden ist. Einer dieser digitalen Prozesse bzw. Kommunikationswege ist beispielsweise „Follow Now“. Hier hat der Kunde die Möglichkeit, den aktuellen Reparaturstatus des Fahrzeugs in Echtzeit über Smartphone abzurufen und interaktiv mit dem Service Berater zu entscheiden, welche Zusatzleistungen am Fahrzeug vorgenommen werden sollen, und wann es abholbereit ist.

Ein Name, der verbindet

Die beiden Autohaus Mendler-Betriebe in Füssen und Kaufbeuren firmieren rechtlich im Handelsregister bereits unter Autohaus Widmann + Winterholler GmbH. Sie sind schon seit Januar 2014 ein „Unternehmen der Autohaus Widmann + Winterholler GmbH“. Um sie jedoch bestmöglich gegenüber den Mitbewerbern am Markt zu stärken und die größtmögliche kommunikative Werbewirkung gerade in Zeiten der Digitalisierung zu erzielen, ist es erforderlich, nun auch in der Kommunikation und der Außenwirkung den Namen Widmann + Winterholler zu verwenden, erklärt Marketingleiterin Christina Resch.

Erwin Winterholler

Das Autohaus Widmann + Winterholler hat seinen Zentralstandort in Dachau und agiert heute mit 350 Mitarbeitern an insgesamt sieben BMW- und zwei Mini-Standorten: Dachau, Kaufbeuren, Weilheim, Farchant, Fürstenfeldbruck, Herrsching und Füssen. Füssen aktuell sprach mit Geschäftsführer Erwin Winterholler über den Standort Füssen, seine Beziehung dazu und die Firmenphilosophie.

Sie sind einer der Dienstältesten BMW-Unternehmer und das mit 58 Jahren. Wie ist das möglich?
Mein Vater hat 1959 mit einer Tankstelle in Dachau begonnen, und hat 1963 den BMW-Vertrag bekommen. 1980 verstarb er plötzlich am Herzinfarkt, und ich übernahm kurze Zeit später, da war ich 19 Jahre alt, das Geschäft. Das war unmittelbar nach meiner Ausbildung als Kfz-Mechaniker bei BMW. Gemeinsam mit meiner Mutter, die ja auch mit im Betrieb tätig war, übernahmen wir die Aufgaben. Vieles habe ich mir damals selber angeeignet. So wurde ich mittlerweile zu einem der Dienstältesten BMW-Unternehmer. Nächstes Jahr werden es 40 Jahre.

Das muss eine immense Herausforderung gewesen sein? Mit 19 Jahren will man das vielleicht gar nicht.
Es war eine Herausforderung. Ich hab natürlich vorher immer schon reingeschnuppert und dadurch gewusst, was ich mal machen möchte. Im Laufe der Lehre und dann auch bei uns zu Hause, habe ich dann schon gemerkt, dass es doch meine Richtung ist. Und die Entscheidung war ganz gut so, denn da hatte ich schon eine gewisse Grundahnung, und bei allem anderen habe ich mich rein gekämpft. Am Anfang war es auch learning by doing und der Besuch verschiedener Seminare, die mir weiterhalfen.

Wie wichtig war die Fusionierung zwischen Widmann und Winterholler?
Sehr wichtig und vor allem zukunftsweisend. Das Autohaus Widmann bekam 1982 einen BMW-Vertrag in Dachau, im gleichen Ort. Heute interpretiere ich das so, dass die BMW-Verantwortlichen mir das nicht zugetraut haben, BMW weiter am Standort Dachau zu führen. Sie haben sich gedacht, dass sie sicherheitshalber auf einen starken Partner setzen wollen. Somit haben wir beide zusammen an einem Standort in gesunder Konkurrenz das BMW-Geschäft erfolgreich betrieben. Herr Widmann war schon immer Visionär und hat noch andere Bereiche bedient, so dass er gesagt hat: Okay, es macht keinen Sinn mehr, mit 2 BMW-Händlern an einem Standort zu arbeiten. Lass uns hier fusionieren. Das haben wir 1997 auch gemacht und das mit einer klassischen 50:50 Fusion. 2004 kam das Autohaus Mendler dazu. Herr Widmann ist dann 2007 aus der Geschäftsführung ausgestiegen.

Obwohl Sie eine starke Unternehmensgruppe sind, haben Sie manchmal Sorgen, wie es weitergehen wird?
Für mich persönlich ist es immer noch eine Herausforderung. Wir stellen uns allen Widrigkeiten, ich habe schon einige Krisen mitgemacht – aktuell die Corona-Krise natürlich, die bewältigen wir auch. Ich habe Erfahrungen gesammelt und dann vor 10 Jahren einfach nochmal einen Wandel durchlebt von einer kleinen, familiären Organisation hin zu einer richtigen Unternehmensorganisation. Das Wichtige für eine Organisation wie wir es sind, ist eine gute zweite Führungsebene. Das hat uns, auch mich, die letzten 10 Jahre gut durch alle Höhen und Tiefen getragen. Ursula Mendler in Füssen war auch eine Geschäftsleiterin, familiär sowieso, auf die man sich 100%ig verlassen konnte. Und mit Herrn Wojtzek, der schon ein langjähriger Mitarbeiter ist, und der das Unternehmen schon immer so betrachtet hat, als ob es seines wäre, lag dann natürlich nahe, dass er die Nachfolge von Ursula Mendler übernimmt. Er hat mein vollstes Vertrauen, und das entspannt mich in einer gewissen Weise, dass ich jetzt nicht zu jeder Zeit an jedem Ort sein muss. Familiär bedingt, bin ich etwas öfter in Füssen. Auch wegen der schönen Gegend, meine Frau kommt von hier. Und da verbringen wir auch viel Freizeit und das verbindet einen mit dem Betrieb. Aber bei den anderen Filialen kommt es vor, dass ich mal 2-3 Monate nicht dort bin, weil es gar nicht sein muss, da ich dort gute Leute habe.

Das heißt, Sie haben so viel Vertrauen, dass die Geschäftsleiter Ihre Filialen wie ein eigenes Unternehmen führen?
Unternehmen im Unternehmen, so kann man das sagen, ja.

Gibt es schon eine dritte oder vierte Generation?
Nein, gibt es nicht. Wird es auch nicht geben. Meine Kinder haben sich anders orientiert, was nicht unbedingt nachteilig ist. Ein Unternehmen in dieser Größe als Nachfolger zu übernehmen ist eh schwierig. Da braucht es einen langen Weg. In der jetzigen Konstellation und wie es jetzt am Automarkt ist, ist es eher so, dass man irgendwann von konzernähnlichen Firmen übernommen wird, oder die in dein Unternehmen einsteigen.

Warum benennen Sie die Standorte Füssen und Kaufbeuren erst jetzt um?
Die Welt wird immmer vernetzter. Die Märkte und Kunden sind nicht nur regional, sondern auch überregional unterwegs. Und deshalb ist auch die kommunikative Wirkung darauf anzupassen. Im Autohaus Mendler in Füssen und Kaufbeuren kaufen Interessenten aus ganz Bayern – teilweise aus ganz Deutschland. Die Werbung ist hier mit nur einem Namen, einer Marke besser zu steuern und somit auch effektiver.

Das Entscheidende sind die Menschen, die in den Betrieben arbeiten. Die Philosophie, die sie nach außen tragen, und nicht der Name, der auf dem Papier oder auf der Fassade steht. Entscheidend ist auch nach wie vor, dass es familiär geführte Betriebe sind und Einzelunternehmer und kein Konzern dahinter steht. Wir haben nach wie vor die kurzen Entscheidungen und sind nach wie vor kundenorientiert. Die Philisophie von Mendler sich um jeden Kunden persönlich zu kümmern, habe ich von meinem Schwiegervater übernommen. Diese Philosophie gilt heute noch, und die versuche ich jedem meiner Mitarbeiter einzubleuen. Ob es Verkäufer sind, Servicemitarbeiter, wir haben einen Verhaltenskodex aufgesetzt, den wir persönlich jedem neuen Mitarbeiter in einem 4-stündigem Coaching vermitteln, so dass jeder einzelne Mitarbeiter die Unternehmensphilosophie auch weiterträgt.

Kennen Sie wirklich jeden einzelnen Ihrer Mitarbeiter?
Doch, das ist für mich eine Herzensangelegenheit. Da bemühe ich mich. Alle Mitarbeiter, die bei uns anfangen, werden von mir persönlich zu einem Einführungstag in die Zentrale nach Dachau eingeladen. Dort erläutere ich ihnen mit einem Rückblick, wie ich angefangen habe, wie die Entwicklung des Unternehmens war, wo wir uns in Zukunft hin entwickeln. Damit lerne ich jeden Mitarbeiter persönlich kennen. Mit den neuen Azubis – das sind jedes Jahr 20 bis 25, fahre ich im Herbst in die BMW-Welt und wir verbringen dort den ganzen Tag. Da stelle ich einen halben Tag die Unternehmenskultur und -philosophie vor, und dann kommt die BMW-Werksführung und das gemeinsame Mittagessen. So lerne ich alle Leute kennen. Und ich bemühe mich auch, die Namen zu behalten. Manchmal muss ich nachschauen, aber im Großen und Ganzen gelingt mir das.

Wohin geht die Zukunft?
Sie geht dahin, dass die BMW-Unternehmer in der nächsten Vertragsperiode weniger werden. Es gibt weniger Unternehmer bei gleichen Betriebsstätten. Für BMW sind wir ein wichtiger strategischer Partner, der mit uns auch weiterhin in die Zukunft plant. Ob das mit noch mehr Betrieben sein wird, das kann ich heute noch nicht sagen, das ist auch nicht unbedingt das Ziel, aber wir stellen uns den Herausforderungen.

Sie wirken ruhig und bedacht
Ja, so bin ich. Von manchen werde ich bewundert, manche verstehen es gar nicht. Aber es hat sich bewährt. Wenn man bei jeder Kleinigkeit auf 100 ist, das bringt nichts. Ich bin manchmal auch sehr direkt, kann einem Mitarbeiter klar sagen, wie es nicht weitergeht, aber ich schreie nicht wild durch die Gegend. Sachlich und praktisch, manchmal aber auch mit Emotionen verbunden. Ich arbeite gern mit Beispielen, um die Mitarbeiter mitzunehmen, dass sie es auch verstehen und spüren, worauf es ankommt. Aber ich lasse ihnen auch viel Freilauf, denn es ist wichtig, dass sie ihre Kreativität mit ins Unternehmen bringen und dadurch auch motivierter sind.

Vielen Dank für das Gespräch.
Ich danke Ihnen.

Autohaus Widmann + Winterholler GmbH
Kemptener Str. 77
87629 Füssen
Tel.: 08362 / 93620
www.widmann-winterholler.de

Text: Sabina Riegger · Fotos rie (1), privat (1)

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