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Luitpold von Bayern,

bevor er Prinzregent wurde

Ludwig, der spätere König Ludwig I., der sich während der Geburt seines Sohnes in Italien, genauer gesagt in Rom aufhielt, erhielt die Nachricht über die Niederkunft seiner Ehefrau durch eine Stafette. „Er sprang in allen Zimmern herum, erzählte jedem von uns sein Glück (…)“ erzählt Dr. Ringseins in einem Brief an seine Familie. Ebenso fiel Ludwig seinen Begleitern um den Hals und stieß mit einem Glas Wein, einem „83ger Rüdesheim“, auf das Wohl seines neugeborenen Sohnes an. Überglücklich verfasste er einen Brief an seine Frau: „Therese! Treffliches geliebtes Weib! Nun mit einem neuen starken Band mit mir vereint, … ich Vater dreyer Söhne, so sehr auch gewünscht und erwartet, dennoch wie ich die verhängnissvolle Stafette in der Hand hielt, wie war´s mir da! Ob mein Herz schlug, das weiß ich nicht, ich war zu ergriffen, um solches zu bemerken, dass ich zitterte, spürte ich. (…).“ Es sollte noch mehrere Wochen dauern, bis der frisch gebackene Vater seinen dritten Sohn das erste Mal sehen würde. Erst am 16. Mai desselben Jahres kehrte Ludwig von seiner Italienreise nach Würzburg zurück.

Am 12. März 1821, nachts um 1.53 Uhr, erblickte in der Würzburger Residenz ein bayerischer Prinz das Licht der Welt. Er war bereits das vierte Kind des Kronprinzenpaares Ludwig und Therese von Bayern.

Noch am Tag seiner Geburt, abends um sechs Uhr, wurde der neugeborene Wittelsbacher Prinz im weißen Saal der Würzburger Residenz getauft. Als Taufpaten waren der Bruder des Vaters, Prinz Karl von Bayern und Erbprinz Friedrich Wilhelm von Sachsen-Hildburghausen, ein Bruder der Mutter, sowie Herzog Wilhelm von Nassau auserwählt. Da es keinem der drei Taufpaten in der Kürze der Zeit möglich war, rechtzeitig zur Taufe in Würzburg zu erscheinen, wurden sie durch Freiherrn von Asbeck vertreten. Auch die Mutter nahm nicht an der Zeremonie teil. Sie befand sich im achtunddreißig Tage andauernden Wochenbett und durfte nicht aufstehen. Das Kind erhielt den Namen: Luitpold Karl Joseph Wilhelm.

Als drittgeborener Sohn des zukünftigen Königs war keine regierende Rolle für ihn vorgesehen. War doch sein ältester Bruder Max der Nachfolger seines Vaters. Er würde eines Tages als König Max II. die Geschicke Bayerns lenken. Und auch sein zweitältester Bruder Otto wurde König. Ab seinem siebzehnten Lebensjahr regierte er Griechenland. Luitpold hingegen schlug, sobald er die Volljährigkeit erreichte, wie es für ihn vorgesehen war, eine Laufbahn beim Militär ein. Schon in den Anfängen seiner Karriere machte er im bayerischen Volk von sich reden. Damals war es so üblich, dass beim Militär diensttuende Adelige andere Soldaten dafür bezahlen konnten, damit sie ihren Wachdienst übernehmen. Luitpold hingegen hielt sich streng an die Vorschriften, wollte von diesem Privileg nicht Gebrauch machen und übernahm den Wachdienst selbst. Diesem Umstand zufolge kamen immer viele Schaulustige, um den Wittelsbacher Prinzen bei seiner Wache zu beobachten.

1841 lernte der junge Luitpold bei seiner ersten Italienreise die vier Jahre jüngere Erzherzogin Auguste Ferdinande von Österreich-Toskana kennen. Er bekam Auguste anscheinend nicht aus dem Kopf, denn im Frühjahr des Jahres 1843 sandte er seinen Heiratsantrag nach Florenz. Auguste nahm aus freien Stücken an, so ist es überliefert. Eine Liebesheirat. Etwas eher Seltenes in Adelskreisen des 19. Jahrhunderts.

Am Vormittag des 15. April 1844 war es soweit. Luitpold und seine Braut Auguste wurden zu Mann und Frau. Die Trauung fand nicht in Bayern, sondern im Dom zu Florenz statt, der Heimat Auguste‘s und ihrer Familie. Gegen Mittag verkündete feierliches Glockengeläut und Donnergrollen von Geschützen die Hochzeit des hohen Brautpaares. Die Bevölkerung von Florenz jubelte der 19-jährigen Braut und ihrem vier Jahr älteren Bräutigam zu, als sie nach der Trauung in einem sechsspännigen Galawagen durch die Straßen der Stadt in Richtung des Palazzo Pitti fuhren.

Die Freude über das frisch vermählte Brautpaar war groß, als sie nur vierzehn Tage später in München eintrafen. Der Jubel brachte auch große Erwartungen mit sich. Luitpolds Vater, Ludwig I. bemerkte mit wachsender Sorge, dass die Ehe seines Erstgeborenen, Max, und auch die seines zweitgeborenen Sohnes Otto, bisher kinderlos geblieben waren. Auch die Ehe seiner ältesten Tochter Mathilde, die bereits vor elf Jahren geheiratet hatte, brachte keine Nachkommen hervor. Ludwig bangte um den Fortbestand seiner Familie. Seine ganze Hoffnung lag nun auf seinem Sohn Luitpold, der ihn nicht enttäuschte und ihm nur neun Monate nach seiner Hochzeit den ersten Enkelsohn schenkte. Dieser wurde auf den Namen Ludwig getauft und sollte einst als König Ludwig III. Bayern regieren.

Neben dem erstgeborenen Sohn Ludwig gingen noch drei weitere Kinder aus der Ehe zwischen Luitpold und Auguste hervor. Der zweite Sohn Leopold ging zum Militär und heiratete Gisela von Österreich, eine Tochter von Kaiserin Elisabeth, besser bekannt als Sisi. Luitpolds einzige Tochter Therese blieb ledig und kinderlos. Sie entwickelte sich zu einer außergewöhnlichen Frau, die sich auf den Gebieten der Botanik, Zoologie und Ethnologie einen Namen machte und für ihre Forschungsarbeit unter anderem mit der Ehrendoktorwürde der Ludwigs-Maximilians-Universität ausgezeichnet wurde.

Luitpold und Auguste verlebten glückliche Ehejahre, jedoch verschlechterte sich Augustes Gesundheitszustand unaufhaltsam. 1864 starb sie und hinterließ einen schwer trauernden Mann und vier Kinder. Der jüngste Sohn Arnulf war gerade zwölf Jahre alt geworden. Luitpold heiratete nie wieder. Er lebte noch weitere achtundfünfzig Jahre. Seine Tochter Therese fand nach dessen Tod einen Brief, in dem er den Wunsch äußert, dass man ihm im Sarg die nie verwelkenden „Imortellen in die Hand gegeben würden, die ihm sein Gustchen vor mehr als sechzig Jahren als Braut geschenkt hat.“ Diese weiteren achtundfünfzig Lebensjahre nach dem Tod seiner geliebten Frau sollten die turbulentesten seines Lebens werden. Denn Prinz Luitpold diente in zwei Kriegen, war bei der Reichgründung und Proklamation des deutschen Kaisers in Versailles in Vertretung seines Neffen König Ludwigs II. anwesend und übergab den Kaiserbrief. Schließlich wurde er im fortgeschrittenen Alter von 65 Jahren Prinzregent von Bayern und sollte dieses Amt ganze sechsundzwanzig Jahre innehaben.

Vortrag am 27.2. im Museum der bayerischen Könige

Dem Leben und Wirken des Prinzregenten Luitpold widmet sich Klaus Reichold in seinem Vortrag „Der Landesgroßvater – Prinzregent Luitpold kommt in die Jahre“ am 27. Februar 2020 im Museum der bayerischen Könige.

Text: Vanessa Richter, Kulturvermittlerin im
Museum der bayerischen Könige in
Hohenschwangau
Foto: Wikipedia

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