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„Ich stehe wieder bereit“

Maria Rita Zinnecker

Manche planen gezielt ihre Karrieren bevor sie eine Ausbildung anfangen. Maria Rita Zinn-ecker nicht, zumindest nicht davor. Nach dem Abitur schwankte sie zwischen Medizin-, Landwirtschaft-, Lehramt- und Ökotrophologie-Studium, bis sie sich letztendlich für das letztere entschied, weil es im Studium so breitgefächert war. Als sie Landrätin wurde, war sie noch kein Polit-Profi.

Zinneckers Büro im Landratsamt in Marktoberdorf trägt nicht ihre Handschrift. Für sie ist das unwichtig. „Wichtiger ist es, was ich hier mache“, meint sie lächelnd. Als sie vor fünf Jahren für das Amt kandidierte, bekam sie Unterstützung von ihrer Familie, ihrem Mann und Freunden.

Viel hat sich von ihrer Philosophie von damals zu jetzt nicht geändert. Das Prinzip der „offenen Türe“ hat sie beibehalten. „Ich wollte nie daneben stehen, sondern immer mittendrin am Geschehen sein“, erklärt die Politikerin. Das ist sie ohne Zweifel, denn der Landkreis ist groß. 15.000 Kilometer ist sie während ihres Wahlkampfes durch das Ostallgäu gefahren. „Die Strecken sind weit“, schmunzelt die Chefin von 426 Mitarbeitern. Ihre berufliche Laufbahn begann 1992 nach der Referendarzeit und Staatsprüfung an der Regierung von Mittelfranken. Anschließend war sie acht Jahre an den Landwirtschaftsämtern in Höchstadt und Mindelheim tätig. 2001 wechselte Zinnecker als Ernährungsreferentin an die Regierung von Schwaben, 2004 in gleicher Funktion ans Umweltministerium. 2009 leitete sie im Landwirtschaftsministerium das Referat „Ernährungsstandards und Qualitätssicherung“.

Von den 71 Landkreisen in Bayern werden fünf von Frauen geführt, das sind sieben Prozent. Eine davon ist Maria Rita Zinnecker. Auf dem politischen Parkett bewegt sich die 54-Jährige selbstsicher. Sie weiß was sie will und was erreicht werden kann. Ab und zu gewinnt die Ungeduld die Oberhand, wenn Entscheidungen auf sich warten lassen oder Prozesse langsamer voran kommen, die sie nicht beeinflussen kann. „Es ist gut und sinnvoll, wenn hinter großen Aufgaben alle dahinter stehen, so wie bei der Bergwacht Füssen. Da ging alles Hand in Hand, bis das Gebäude stand“.

Auf die Frage, ob Politik ehrlich sein muss, antwortete sie 2014 im Interview mit uns: „Ich bin ein sehr ehrlicher Mensch. Man muss diplomatisch sein, Moderation und Interessenausgleich ist ganz wichtig und natürlich auch Transparenz. Und wenn mal was nicht geht, sollte man es sagen und nicht einfach wegstecken. Leider vertragen manche Menschen keine Ehrlichkeit“. Nach fünf Jahren als Landrätin sagt sie heute: „Wenn ich als Politikerin etwas zusage, dann will ich es auch einhalten können. Es gibt so etwas wie realistische Politik. Ich bin keine Sprücheklopferin, das ist nicht mein Stil“. Ihre politischen Wegbegleiter schätzen ihre Ehrlichkeit und ihren Mut auch mal Nein zu sagen oder auch Überzeugungsarbeit zu leisten. „Ich bin eine positiv Denkende“, sagt sie von sich selbst. Ihre sachorientierte und transparente Arbeit im Kreistag findet Zustimmung. Sie hat Ideen, die zukunftsweisend sind, wie zum Beispiel ein Wirtschaftszentrum in Füssen, und sie spricht das aus, was einige Kommunalpolitiker gerne ausser Acht lassen: Dass Wirtschaft und Tourismus zusammen gehören. „Wir sind ein starker Wirtschaftsstandort, wenn wir gemeinsam zusammenhalten, was keine leichte Aufgabe ist“, gibt sie zu verstehen. Ein Wirtschaftsbeirat mit 20 Mitgliedern ist bereits gegründet. Die Markenentwicklung „Handwerksregion“, die von der Handwerkskammer unterstützt wird, soll das Ostallgäu markentechnisch darstellen.

Ihren Zielen ist sie treu geblieben, unter anderem das Ostallgäu stark zu machen. Elf Millionen Euro, das ist der größte Etat, wird in den sozialen Bereich investiert. Um die Bedürfnisse der Mitbürger besser auswerten zu können, ist vor Kurzem eine Befragung gestartet worden. Aus diesen Ergebnissen wird dann abgeleitet, was in den nächsten Jahren im sozialen Bereich ausgebaut werden muss.

Zeit für Privates bleibt der Politikerin nur wenig. „Die Termine müssen Monate vorher geblockt werden. Man muss planen“, sagt sie. Freundschaften pflegen ist deshalb nicht immer einfach. Da sind die Termine viel zu sehr fremdbestimmt. Als sie für das Amt der Landrätin kandidierte, hatte sie ihre Arbeit und den damit verbundenen Zeitaufwand schon vorher einkalkuliert. „Im Wesentlichen habe ich es mir so vorgestellt. Es ist nicht nur die Arbeit als Landrätin, sondern auch andere Positionen, die man sozusagen vererbt bekommt.“ Wann immer es möglich ist, ist ihr Mann an den Wochenendterminen dabei. „Er ist mein neutraler Blick“, sagt sie. Seit 1993 sind sie verheiratet und lieben das gleiche Hobby, Tauchen.

Ihr Resümee der letzten fünf Jahre: „Die Zeit ist erschreckend schnell vergangen. Es ist nie langweilig gewesen, wahrscheinlich, weil ich in den Aufgaben aufgehe. Der Job macht mir Freude und Spaß. Es gibt viel zu tun, deswegen stehe ich wieder bereit“.

Text: Sabina Riegger · Foto: Designgruppe Koop

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