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Bewegungsschmerzen lindern mit Heilpflanzen

Es gibt viele Arten von Schmerzen und fast genauso viele Therapiemöglichkeiten. Diesmal möchte ich mich speziell auf die Beschwerden beschränken, die umgangssprachlich das „Gstell“ betreffen, also unseren Bewegungsapparat. Die Natur kann uns schöne Möglichkeiten bieten, sowohl alternativ als auch ergänzend zur Schulmedizin.

Weide, Weidenrinde (Salix alba)

Aus der Weide kann man nicht nur wunderschöne Körbe flechten, auch als Heilpflanze – hier wird hauptsächlich die Rinde der Silberweide verwendet – ist sie seit Jahrtausenden bekannt. Die Anwendung bei leichten bis mittleren Schmerzen sowie bei Fieber war bereits in der Antike bekannt. Griechische Wundärzte beschrieben die Wirksamkeit von Extrakten aus der Weidenrinde bei rheumatischen Beschwerden, Hippokrates setzte sie allgemein bei Schmerzen und Fieber ein. Selbst bei den Urvölkern Nordamerikas, Südafrikas und Asiens war sie bekannt und beliebt. Hildegard von Bingen empfahl Extrakte von Weide und Pappel bei Rheuma-Schmerzen. 1763 wurde die Pflanze von dem Geistlichen Edmund Stone wiederentdeckt, der speziell ihre fiebersenkenden Eigenschaften beschrieb. 1828 wurde erstmals einer der wirksamen Inhaltsstoffe, das Salicin, aus der Rinde isoliert. 10 Jahre später stellten Chemiker aus dem Salicin die sog. Salicylsäure her, die bereits hauptsächlich als Schmerzmittel zum Einsatz kam. Der Apotheker Felix Hoffmann experimentierte mit der Salicylsäure und entwickelte daraus 1897 den Arzneistoff Acetylsalicylsäure (ASS), der unter dem Handelsnamen „Aspirin“ einen weltweiten Siegeszug antrat.

Wird nun die reine Weidenrinde verwendet kommen hauptsächlich die sog. Salicylate zum tragen, hier Salicin und Salicortin. Wichtig ist v.a. das Salicin, aus dem durch die körperliche Verstoffwechslung in der Leber die Salicylsäure entsteht, die bekannterweise fiebersenkend, entzündungshemmend und schmerzlindernd wirkt, allerdings schwächer als ASS. Deswegen werden Weidenrinden-Präparate gerne unterstützend zur jeweiligen Therapie gegen Rückenschmerzen, entzündlichem Rheuma und Arthrose eingesetzt. Die blutverdünnenden Effekte wie bei ASS sind deutlich geringer, allerdings sollte man die Einnahme trotzdem mit dem Arzt abklären, gerade, wenn man gerade Blutverdünner einnimmt. Nicht geeignet ist die Weidenrinde bei Allergien gegen Salicylate, bei Kindern unter 12 Jahren, Schwangeren und Stillenden.

Zur Teezubereitung 2-3 g geschnittene Weidenrinde mit 200-300 ml kaltem Wasser ansetzen, zum Sieden erhitzen und nach 5 Minuten durch ein Sieb geben. 3-5 mal täglich 1 Tasse trinken. 1 TL entspricht in etwa 1,5 g.

Möglich ist auch die feste Form, hier ist es sinnvoll, dass 1 Tablette ca. 120 mg Gesamtsalicin enthält. Die Dosis kann dann bis zu 3 mal täglich 2 Stück betragen.

Sehr interessant ist übrigens auch, dass Zubereitungen aus der Weidenrinde sogar knorpelschützend wirken können, das ist ideal natürlich bei Arthrose.

Teufelskralle (Harpagophytum procumbens)

In ihrer Heimat im Süden Afrikas wird die Wurzel traditionell schon seit langer Zeit gegen Schmerzen, Fieber und Magen-Darm-Beschwerden eingesetzt. In der heutigen Zeit haben Laborversuche schon lange bestätigt, dass ihre Inhaltsstoffe, allen voran die Substanz Harpagosid, entzündungshemmend und leicht schmerzstillend wirken. So können Präparate aus der Teufelskrallenwurzel dabei helfen, Patienten mit Rheuma, Arthrose und Rückenschmerzen hilfreich zu unterstützen. Hier eignen sich Kapseln oder Tabletten (2 mal täglich 480 mg) besonders, allerdings nicht bei akuten Beschwerden. Eine mehrwöchige Einnahme bringt erst den erwünschten Erfolg und lässt sich mit schulmedizinischen Präparaten kombinieren. Wer an Magen- oder Darmgeschwüren oder Gallenbeschwerden leidet, sollte allerdings vorsichtig mit der Einnahme sein. Ein großer Vorteil ist allerdings die problemlose Anwendung bei Asthmatikern und bei Anwendern von Blutgerinnungshemmenden Mitteln.

Ein Tee aus der Teufelskralle unterstützt mit ihren Bitterstoffen die Verdauung an und regt den Appetit an. Es wird ihm aber sogar eine zusätzliche Wirkung gegen erhöhte Harnsäurewerte zugeschrieben! Als Mischung könnte man sie sehr gut mit Weidenrinde, Efeu, Lavendel oder Sternanis kombinieren, dann wäre es sicher auch ein prima Tee bei Ischias und Hexenschuss.

Ein Tipp für Tierbesitzer: bei Pferden und Hunden wird die afrikanische Teufelskralle bei Arthritis, Arthrose und Problemen am Fessel- Sprung- oder Kniegelenken eingesetzt.

Cayennepfefferfrüchte (Capicum frutescens)

Auch Chilis können, äußerlich angewendet, die Durchblutung der Haut anregen, schmerzstillend wirken und verspannte Muskeln lockern. In Arzneimitteln kommen die reifen getrockneten Früchte zum Einsatz, die spezielle Scharfstoffe enthalten, die sog. Capsaicinoide. Die Hauptsubstanz, das Capsaicin, bewirkt, wenn sie auf Haut oder Schleimhäute gelangt, eine Reizung der Schmerz- und Wärmerezeptoren. Die Haut wird in der Folge besser durchblutet, rötet sich und wird warm. Dadurch entspannen sich die verkrampften Muskeln und verhärtete Schultern und ein steifer Nacken werden angenehm gelockert. Gleichzeitig werden die dort vorhandenen Nervenendigungen deutlich unempfindlicher – das ruft nach einer kurzen Weile die erwünschte schmerzstillende Wirkung hervor, den man sich zu Nutze machen kann: in Form von Salben, Cremes und Pflastern werden Muskel- und Nervenschmerzen gelindert, auch ein Hexenschuss kann viel schneller abklingen.

Als Tipp: Wer sehr empfindliche Haut hat, sollte erst mal an einer kleinen Stelle ausprobieren, ob er die Salbe auch verträgt. Und besonders wichtig: Nach der Anwendung die Hände gut mit Seife waschen!

Schmerzen lindern mit natürlichen Mitteln – eine schöne Sache und auf jeden Fall einen Versuch wert!

Ihre Apothekerin
Simone Wagner

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1 Kommentar

  1. Toller Beitrag, kann die Afrikanische Teufelskralle weiter empfehlen, da Sie mich schon seit etwa 3 Jahren bei meinen Arthrose schmerzen begleitet. Natürlich kann die so eine Beschwerde nicht heilen, aber zumindest lindern. Ich hoffe das es auch anderen so geht.

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