
Während die Schlösser Neuschwanstein, Herrenchiemsee und Linderhof heutzutage weltberühmte Attraktionen sind, waren die Planungen für drei weitere Schlossbauten, die allerdings nicht verwirklicht wurden, kurz vor Ludwigs Tod im Jahr 1886 in vollem Gange. Das erklärte jüngst Vanessa Richter vom „Museum der bayerischen Könige“ bei der offiziellen Vorstellung der Neuinszenierung computeranimierter Filme, mit denen das Museum die geplanten Schlösser und technischen Projekte des Monarchen schon seit seiner Eröffnung im Jahr 2011 präsentiert. So konnten die Besucher, unter anderem auch die Tourismusfachleute, die virtuellen Rekonstruktionen der königlichen Visionen von Prof. Dr. Gerd Hirzinger und Jürgen Dudowits bis dato auf kleinen Monitoren sehen. Mittlerweile auf großflächige Leinwände projiziert, bekommen sie die Träume und Visionen Ludwigs II. nun jedoch noch eindrücklicher vor Augen geführt.. Die Realisierung dieser Filme habe Hirzinger „eine Reihe von Jahren“ an Arbeit gekostet, wie der ehemalige Leiter des Instituts für Robotik und Mechatronik am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Wessling bei München gestand. Und während Hirzinger zudem unterstrich, dass „Ludwig in der Öffentlichkeit oft unvollständig dargestellt“ werde, attestierte er diesem, „ein technischer Visionär“ gewesen zu sein. Demzufolge habe sich der Bayernkönig neben den Planungen für drei Schlösser bei Pfronten, im Graswangtal und am Nordostufer des Plansees mit weiteren Projekten befasst, die durch die technischen Neuerungen seiner Zeit möglich geworden seien. Im Zuge dessen habe er etwa auf der Müncher Residenz einen Wintergarten bauen sowie „für nur eine Nacht die Gartenanlagen und die Außenfassade des Schlosses Herrenchiemsee beleuchten“ lassen, wie Richter sagte. Zudem habe er in den Parkanlagen von Schloss Linderhof eine künstliche Grotte errichten lassen. Und da es Ludwig auch der „Traum vom Fliegen“ angetan habe, plante er seit 1869 einen Luftwagen, der über den Alpsee fliegen sollte, was ebensowenig realisiert wurde wie die anderen Projekte.
Durch die mittels großer Projektionsflächen beeindruckende Neuinszenierung wird den Museumsbesuchern jetzt beinahe das Gefühl vermittelt, dass sie sich direkt in der Venusgrotte oder im Wintergarten befänden beziehungsweise an der Seite des Luftwagens über den Alpsee flögen oder unmittelbar vor Schloss Herrenchiemsee stünden, das gerade für den König beleuchtet wird.
Text: Alexander Berndt