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Lernen, sich selbst wieder zu spüren

Der Mythologie-Frauenkreis

Ulrike Aicher, Elisabeth Wintergerst, Gudrun Schollenbruch und Claudia Lang-Forcher sind Freundinnen und Weggefährtinnen. Sie sind vier von 13 Frauen, die sich regelmäßig treffen. Es ist nichts ungewöhnliches, wenn da nicht die Mythologie wäre. Sie verehren die weisen Frauen, die sogenannten Saligen, die im gesamten Alpenraum lebten. Sagenerzählerin Ulrike Aicher erzählt von diesen geheimnisvollen Frauen, die in engem Kontakt zur Natur stehen. „Es sind Naturgöttinnen, die sinnbildlich für die ursprüngliche Kraft der Frauen stehen. Sie sind mythologische Figuren und verkörpern das Matriarchat“, erzählt die Allgäuerin.

Vor acht Jahren gründeten sie den Mythologie Frauenkreis. Sie treffen sich regelmäßig, um die gemeinsamen Projekte zu besprechen. Ihr Treffpunkt für die Seminare ist der Frauensee in der Nähe von Wängle im Ausserfern. Der Gedanke, dass sich hier „Alternative“ treffen, trügt. Es sind verschiedene Charaktere und Berufszweige, die einfach sich selbst kennenlernen wollen oder vielleicht einfach nur die andere Art der Stille und Ruhe erleben möchten. Auch Männer sind dabei. Sie trommeln, tanzen, singen, erzählen und gestalten Masken, Figuren … „Die Frauen lernen sich selbst zu spüren und das geht am besten mit künstlerischer Arbeit“, erklärt Gudrun Schollenbruch. Früher war sie Medizinisch-technische Assistentin und weit entfernt von Mythologie oder ähnlichem. Heute ist sie im Ruhestand und eine Feuerfrau. Die Mutter von vier Kindern hat es gelernt, ihre weibliche Identität zu stärken und den Zugang  zur eigenen kreativen Schöpfungskraft zu finden.

Für Regisseurin und Theaterfrau Claudia Lang-Forcher ist es ein Lob, wenn man sie „g’spinnete Frauen“ nennt. „Dann machen sie sich Gedanken über das, was wir machen. Es kommen unwillkürlich Fragen, die ich beantworten oder erklären kann“, sagt sie lächelnd. „Ich sehe uns als Vorreiterinnen. Es gibt so vieles, was weiblich ist. Die Erde, die Landschaft, die Natur – es gibt viel zu spüren.“ Die vier Frauen sehen sich nicht als Feministinnen. „Das hat einen negativen Touch“, sagt die Regisseurin.  „Wir sind einfach nur Frauen, die eng mit Mutter Erde verbunden sind. Wir wollen, dass sich Frauen und Männer auf gleicher Ebene treffen, sich ebenbürtig sind“, beschreibt sie ihr Anliegen. Ulrike Aicher nennt es so: „Der Sinn ist es, das Weibliche wieder zu leben. Und dass Leben im Sinne von weiblichen Werten begleitet wird: Das bedeutet, dass man sich umeinander kümmert, sich selbst definiert. Die innere Stimme und den Weg in dieser verwirrten Welt zu finden. Weibliche Kanäle zu öffnen, Intuition, das Träumen, die Seelenwelt, ohne damit in religiöse Dogmatismen zu verfallen. Es ist auch wichtig der eigenen Herzensspur zu folgen, sich selbst zu ehren und zu achten, weil ich mich liebe und meinen Körper achte, ob ich nun dick oder dünn bin. Ich gebe als Frau Leben weiter“, erklärt sie ihre Sichtweise.

Die Buchautorin und Rechtsanwältin Elisabeth Wintergerst sieht das Problem der verlorenen weiblichen Intuition darin, dass die Frauen in einer männerdominierten Welt leben und ihren „Mann“ in der Gesellschaft stehen müssen.  Die Seminare sind für alle Frauen kostenlos. Sie freuen sich über Spenden. „Jeder gibt was er geben kann oder will. Mutter Erde beschenkt uns auch“, so die vier Frauen.

Das 6. Mythologie-Wochenende findet vom 05.05.-07.05.2017 statt. Das Thema: ‚s alte Volk. Der Frauenkreis hat bereits begonnen, das nächste Mythologie-Wochenende zu planen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer können mit Loni Kuisle jodeln, mit Claudia Lang-Forcher wandern. Hildegard Simon stellt „Erinnerungskäschtle“ her, Gudrun Gmelch tanzt ein Märchen…

Weitere Termine:
25.11.2016 um 16 Uhr im Gesellenhaus Füssen am Schrannenplatz. Es gibt einen Vortrag mit der Historikerin Birgit Kata zum Thema „Hexenprozesse und Hexenglaube im Allgäu und im Außerfern“.

Text · Bild: Sabina Riegger

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