Kolumne

Der Mann für gewisse Stunden

„Mama, willst du auch mal ein Junge sein?“
„Nein Schatz, Mama ist so gerne ein Mädchen!“
„Aber Mama, das ist doch blöd!“
Blöd?! Das ist nicht blöd! Eine Frau kann zum Beispiel essenzielle Prinzipien wahren:
Erstens: Saubere und lochfreie Socken tragen
Zweitens: „Ja ja, mach ich dann schon noch Schatz…“  nicht nur sagen, sondern auch machen
Und Drittens: Zu wissen- Schnupfen ist nicht tödlich.

Ich kann also gar kein Mann sein. Nicht mal, wenn ich wollte. Aber ich kenne Frauen, die die Geschlechterfrage anders sehen als ich. Zumindest unter dem Einfluss diverser Prickelwässer und Wein-Schorlen und natürlich- mit ihren Määädels im Rücken. Wenn sich Strohwitwen treffen, dann ist da nix mit Thermomix, Kinder, Mann und Job oder so. Das sind nur lasche Klischees.

Nein, die machen da ernst:
Da ist also dieses Haus mit schönem Garten, Holzboden, Stuckleisten und Kamin. Geplant war ein gemütlicher Abend unter Frauen. Eigentlich. Aber inzwischen hängen die meisten hier am Pinot Grigio wie ein Baby an der Flasche und wünschen sich unbedingt ein „drittes Bein“, um als ganzer Kerl „allen Ladies da draußen zu zeigen, wo der Hammer hängt! Uga, Uga Uga…“

Und der O-Ton hier: Grölen, grabschen, tanzen, Jules Mumm aus dem verschwitzten Ausschnitt der Freundin schlürfen, „Mister Lover Lover“ auf Repeat und der hautenge Ganzkörpersuit von José, dem neuen Spinningtrainer aus Formentera.
Also das mit José… Puh. Zum Glück gehe ich nicht zum Spinning, oder wie die anderen sagen: „Zur Anaconda radeln“. Uff…Lassen wir das lieber.

Ich bin nämlich zartbesaitet. Ehrlich. Sehr sogar. So sehr, dass ich unbedingt die bis ins Detail beschriebenen Bilder der Anaconda vergessen wollte und mir auf einmal Alice Schwarzer in den Sinn kam. Ja, verrückt, ich weiß. Wo die Gedanken halt hinfallen. Aber die Vorstellung, Alice als Exorzistin zu sehen, die versucht das Böse, die dunkle Macht, die Schlange aus den Köpfen der Frauen zu verbannen und sie mit ihrer Emma und Parolen wie „José passé! José passé!“ zu bekehren, hat mich über den Abend gebracht, mich gerettet.
Danke Alice.

Und danke an mein Vorstellungsvermögen, das ich nur habe, weil ich ein Mädchen bin, weil ich ein Mä-ä-ä-dchen bin…“

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