Kolumne

Million Dollar Baby

Ich wollte schon immer etwas erfinden und damit große Fußstapfen zurück lassen. Am besten so wie der Teenager, von dem ich gelesen habe. Überschrift: „14-Jähriger lehnt 30 Millionen Dollar Angebot für seine Erfindung ab!“ Welche Schuhgröße der wohl hat? Puh, der Junge ist brandheiß. Seinen Fußabdruck möchte ich haben.

Deswegen arbeite ich schon fleißig dran. Ich denke und denke. Aber mir fällt nichts ein. Keine Ideen. Nix. Tote Hose in der Ideenfabrik. Und so langsam mache ich mir deswegen schon Sorgen.

Ich glaube, mein Plan mit einer Erfindung stinkreich zu werden, droht zu scheitern. Ich habe das Gefühl, an einer einsamen und verlassenen Straße zu stehen. Mitten im Nirgendwo. Bis auf den alten VW T3, der immer wieder an mir vorbei fährt, ist sonst niemand hier. Es gibt nur mich. Das Auto. Und die Frau am Steuer. Wir Drei und die unendliche Weite. Irgendwie unheimlich. Und die Tatsache, dass  sie mich an Merlin den Zauberer und Cher gleichzeitig erinnert, macht die Sache nicht besser. Auch nicht, dass Neil Young aus ihrem Auto dröhnt: „ …There´s so much more. Makes me think of you…”

Das Auto symbolisiert die Ideen. Die ich ja nicht habe. Ja, schon klar Mister Young. Aber vielleicht hab ich da doch eine. Ja, neulich Nacht. Also:

Es war schon ziemlich spät und stockdunkel im Gästezimmer. Mein Mann und ich liegen auf einer Ausziehcouch. Im Gästezimmer seines Elternhauses. Mir war kalt und ich war müde. Alle haben längst geschlafen. Nur wir nicht. Wir hatten Stunk. Ich war stinksauer und war dabei, zu einer übermüdeten Kampfzicke zu mutieren. Ich wollte meinen Zeigefinger stocksteif in seine Richtung halten, hochemotional diskutieren und wahrscheinlich irgendwann Frauen-Bestseller  wie: „Ich, machen, alles, immer, alleine, du, faul, sein, und, nix, machen, pff, lassen, mich, bloß, in Ruhe, tzz“ raushauen.

Aber wie? Wir mussten ja leise sein. Flüstern. Ich hab´s trotzdem versucht und meinen Zeigefinger schon mal in Position gebracht:

„Ich bin echt genervt! Siehst du?“
„Nein! Es ist dunkel Schatz.“
„Ich meine das ernst!“
„Ich auch!“
„Hörst du, wie grantig ich bin?“
„Nein. Du flüsterst doch.“

Wir konnten nicht streiten. Weil sich grantig flüstern einfach nur total blöd anhört. Aber auch witzig. Ziemlich sogar. Und deswegen liebe Investoren in Amerika, Herr Young, mache ich daraus ein Big Business: „Streiten im Dunkeln!“ Ihr investiert die 30 Millionen, die der Junge nicht wollte, schaut nicht zurück- nur fast forward- direkt in meine Richtung. Ja, genau. Gut so. Ich bin hier. Und ich verspreche Euch eines: „Yes, I can!“ Gemeinsam machen wir mich reich, senken die Scheidungsquoten dieser Welt und machen das Schlafzimmer zur Orten des Friedens mit nichts als „Love is in the air!“

Deal?!

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