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Der ANNA STAINER-KNITTEL Gedenkweg wird eröffnet

Ab dem Sonntag, 5. Juli gibt es im Lechtal eine Attraktion mehr, bei der die Symbiose von Kultur und Natur im Mittelpunkt steht. Im Madautal wird nämlich der „Anna Stainer-Knittel Gedenkweg“ feierlich eröffnet. Wer sich mit der Geschichte des Lechtales schon ein bisschen auseinandergesetzt hat, der weiß, dass eine der berühmtesten Romanfiguren des deutschen Sprachraumes – nämlich die Geierwally – keine reine Fiktion ist, sondern dass ihr eine historische Persönlichkeit als Vorbild diente. Sie hieß Anna Knittel und stammte aus Elbigenalp im Lechtal.

Diese sehr selbstbewusste und emanzipierte junge Tirolerin hat nicht nur die Schriftstellerin Hermine von Hillern zu ihrer berühmten Romanfigur inspiriert, sondern sie war eine Malerin, deren Talent schon früh entdeckt worden war und die sogar als außerordentliche Hörerin an der Münchner Kunstakademie studieren durfte. Das war für die damalige Zeit eine wirkliche Besonderheit für eine Frau. Aber Anna war auch ein naturverbundenes Mädchen aus den Bergen, das den Eltern beim Bergheuen half, die so manchen Gipfel im Lechtal erklomm – auch das nicht selbstverständlich für eine junge Frau – und die nicht zuletzt zwei Mal das Abenteuer wagte, einen Jungadler aus dem Nest zu holen.

Und nun wird mit diesem Gedenkweg versucht, diesen vielen Facetten von Anna Stainer-Knittel gerecht zu werden. Bei der Erstellung dieses Weges konnte man auf bereits bestehende Wegstrecken aufbauen, die durch die imposanten Täler und über blumenübersäte Bergwiesen führen. Urige Holzhüttchen, ganz in alter Blockbauweise gehalten, laden immer wieder zum Verweilen ein  – und gleichzeitig erfährt man dort auf informativen Schautafeln viel über das Leben von Anna, aber auch von anderen Lechtalerinnen, deren künstlerisches oder gesellschaftliches Wirken weit über dieses Tiroler Tal hinaus Beachtung gefunden hat. Und diese Informations-Tafeln sind die passende Abrundung zum eigentlichen Hauptbaustein dieses Weges – und das ist die imposante Bergwelt der Lechtaler Alpen.

Die Wegführung ist dergestalt, dass man hier entweder eine wirklich ausgedehnte Bergwanderung über mehrere Stunden bestreiten kann, direkt im Dorfzentrum von Bach beginnend. Oder man nimmt doch für die erste Wegstrecke das Taxi und beschränkt sich auf die eigentliche Runde über das Alperschontal hinauf zu den Bergwiesen der Saxer Alpe. Dort oben wird man gerade jetzt im Frühsommer von einer Blumenpracht begrüßt, die ihresgleichen sucht, und die Alpenrosen scheinen ganze Berghänge rot zu entflammen. Dort oben auf der Saxer-Alpe befindet man sich gleichzeitig genau oberhalb jener imposanten Felswand, über welche Anna bereits mit 18 Jahren an einem Heuseil abgeseilt wurde, um sich dann mit einem Haken unterhalb der überhängenden Wand in den Adlerhorst zu ziehen. Diese Alpe liegt wie auf einem mächtig vorspringenden Balkon am wuchtigen Abhang des Saxer Bergmassivs und lässt man dort oben den Blick schweifen, liegen einem mit dem Alperschontal, dem Madautal, dem Passeiertal und dem Röttal gleich mehrere Täler zu Füßen und man fühlt sich, als könnte man sich adlergleich in die Lüfte erheben.

Geht man von der Saxer Alpe über das sogenannte „Seale“ hinunter zum Gasthof „Hermine“ in dem winzigen Bergdorf Madau, dann kann man dieselbe Felswand gleich noch einmal betrachten, diesmal von unten. Und wieder zollt man dem Mut dieser jungen Lechtalerin allergrößten Respekt, wenn man sieht, in welche gruseligen Tiefen sich diese schrofe Wand erstreckt. Der Aufstieg direkt vom Gasthaus hinauf zur Saxer Alpe und wieder zurück ist übrigens die dritte Variante, die sich der Wanderer aussuchen kann, um auf einer noch kürzeren Route wenigstens ein paar wesentliche Abschnitte dieses tollen Gedenkweges gewandert zu sein.

Text: Toni Knittel · Bilder: Privat

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