Kolumne

Ich hatte einen Traum

Ich bin ein Mann. Fernando, hallo! Ein rüstiger, aber durchaus noch attraktiver Kerl in seinen besten Jahren.

Eine Mischung aus Robert Redford und Javier Bardem mit graumeliertem Dreitagebart, sportlicher Figur, flottem Haarschnitt, einem künstlichen Kniegelenk, einer hinreißenden Frau, einem Sohn, vier Enkeltöchtern und einer derzeit läufigen Hündin.

Apropos Kinder: Es geht doch nichts über die Familie, deswegen verbringen wir die Weihnachtsfeiertage auch immer gemeinsam mit unseren Liebsten. Dieses Jahr bat mich unser Sohn aber schon früher zu sich und seiner Familie:
„ Papa, wieso kommt ihr nicht schon am 17.? Es ist Weihnachten. Wir sollten jetzt zusammen sein. Und es wird bestimmt entspannt. Du wirst sehen…“

Ein Hilferuf. Alles klar, ich hab gleich verstanden, wie ernst die Lage für ihn sein muss.

Ich bin stolz auf meinen Sohn. Dass er trotzdem noch von „Entspannung und Weihnachten“ sprechen kann, zeugt von wahrer Größe. Obwohl er jedes Jahr wieder pünktlich zum ersten Dezember seiner Männlichkeit beraubt wird.
Ab jetzt gibt es einen Monat lang nur: Unterhosen mit Rentier-, Engel oder Sternchen-Aufdruck! Jeden Tag eine Neue direkt aus seinem Adventskalender.
Allein unter vier Frauen zuhause beugt er sich. „Besser ist das!“, sagt Gustav dann, wenn wir uns Jahr für Jahr, rein zufällig (schweißgebadet) in der Garage treffen um… Um uns zu verstecken!

Irgendwann wird es uns unter unseren weihnachtsfanatischen Frauen vor lauter Besinnung, Anis, Geschenkpapier und Weihnachtskugeln zu viel.
Wir bekommen Angst und fühlen uns wie Hauptdarsteller in einem echten Hitchcock. Wir flüchten uns durch das beleuchtete Haus vorbei an Tannenzweigen, der Krippe und zynisch grinsenden Engeln.
Der Angstschweiß perlt an unserer Stirn runter. Adrenalin pumpt sich durch den Körper. Im Hintergrund läuft Wham! Riesige Spekulatiusmonster sind hinter uns her, und brüllen: „Ho, ho, ho“.
Wir rennen.
Sie bewerfen uns mit in Rotweinjus getränkter Entenbrust und Zimtsternen und wollen uns so zur Strecke bringen. Damit sie uns dann zuerst in heiße Schokolade tunken können, um uns anschließend mit Engelslocken zu strangulieren.

Wir haben es Geli, unserer läufigen Hündin zu verdanken, dass wir uns noch in die Garage retten konnten. Die Monster sind ausgerutscht…

Pünktlich zur Bescherung waren wir wieder bei Sinnen. Es gab Servietten-Knödel, Blaukraut und Entenbrust an Rotweinjus…

Frohes Fest!

Mehr von Vivien Ademi unter
www.maam.kiddin.de

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