Kolumne

Die Blau-Gelbe Hölle

Ach, übrigens …

Mittwoch, 21 Uhr Abends:
Ach, schön zwischen die vielen Kissen eingemummelt, zugedeckt, die Macht in der Hand, Film ab- Und die Entspannung beginnt. Aber leider nur kurz. Nach zehn Minuten Film folgen jetzt erstmal gefühlte 30 Minuten Werbung. Und auf allen anderen interessanten Sendern anscheinend solidarisch gleich auch. Toll! Nein, also dann drücke ich jetzt lieber auf „Pause“ und kann dafür nachher die gesamte Werbeunterbrechung vorspulen. Problem gelöst. Und um die Wartezeit zu optimieren, schieb ich ein kleinen „Zwischen-Ratsch“ ein. Zehn Minuten Power-Telefonieren geht bei den meisten Frauen sowieso immer gerne…

Beim Vorspulen der Werbung dann, zwischen all den kurzen Bildausschnitten, sehe ich es: Blau, Gelb und Möbel. Das war doch…? Sofort spule ich im 10 Sekunden Modus zurück und tatsächlich, da ist sie, die neue Möbelhaus-Werbung eines bekannten schwedischen Unternehmens – Und: Der neue Katalog ist endlich da! Jahaaa!

Yes, wie praktisch, dass ich erst neulich eine grobe Liste angefertigt habe mit dem Titel „Shoppen für Zuhause“. Die Betonung liegt auf „grobe Liste“. Details und jegliche Spielräume für Kleinkram sind wohlgemerkt nicht inkludiert. Überglücklich und schon jetzt voller Renovierungs-Deko-Drang zeige ich meinem Mann die Werbung.

„Seit einer Ewigkeit hast du diesen Laden nicht mehr erwähnt – Na toll, und jetzt doch wieder! Da willst du jetzt aber nicht hinfahren? Wir brauchen doch eh nichts aus der Blau-Gelben Hölle!“
Was meint er damit, wir brauchen eh nix? Blau-Gelbe Hölle? – Hallo? Und die Frage, ob ich da hinfahren möchte? Also echt! Die Antwort erübrigt sich ja wohl von selbst. Und wieso ich nicht darüber geredet habe, einfach, weil ich meine Vorfreude auf die neue Möbel-Kollektion kontinuierlich steigern wollte, um dann erst am Siedepunkt den Deckel abzunehmen. Jedenfalls habe ich versucht ihm das so zu verklickern, in der Hoffnung, sein Herz für den schwedischen Möbelgiganten damit erweichen zu können.
Aber keine Chance, eher im Gegenteil: „ Das ist zwar ein Möbelgigant wie du sagst, aber es ist auch einfach das Fast-Food-Restaurant unter den Möbelhäusern und wir mögen Fast Food überhaupt nicht!“ Aha, also den Vergleich zwischen grausigen Burgern und tollen Deko- Artikeln sowie Möbeln mit Namen wie NYTJJA, GRÄDDIG oder BACKSÖTA nicht verstanden, aber um des Friedens Willen lasse ich mich auf das Vergleichsangebot von meinem Mann ein und erstelle den Merkzettel auf der Homepage, auf der ich alles notieren sollte, was wir meiner Meinung nach bräuchten. Wenn ich fertig sei, gehen wir sie gemeinsam durch um „auszusortieren“ und dann könne ich ja die Sachen einfach nach Hause liefern lassen. Also eigentlich eine Win-Win Situation. Ich hätte meine Deko-Sachen und er müsste dafür nicht einen Fuß in die böse Blau-Gelbe Hölle setzten, wäre da nicht der voraussichtliche Liefertermin!
„Ihr voraussichtlicher Liefertermin liegt zwischen dem 5. und 10. Dezember.“

Nein, danke! In der Zeit könnte ich zu Fuß mit Bollerwagen die ganze Filiale leer räumen. Aber vielleicht hätte ich jetzt einfacheres Spiel, erneut einen Tagesausflug vorzuschlagen, nachdem auf dem Merkzettel plötzlich ein mir unbekanntes Wunschregal aufgetaucht ist…

Herzlichst V. Ademi

Verwandte Artikel

Das könnte Dich auch interessieren
Schließen
Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Nacht der Musik 2024