Kolumne

Antiheldin

Ach übrigens…

Guten Morgen liebe Hörer, es ist jetzt 9.30 Uhr, der Himmel ist strahlend blau, die Sonne scheint und das Thermometer steigt und steigt. Also, raus aus den Federn, Rollos hoch, Fenster auf und ab an den See. Damit auch Sie das Sommerfeeling so richtig packt, läuft jetzt in der extra langen Version BB King, mit „Let the good times roll“…

Ich möchte zurück in meinen Traum! Ein Radiowecker, der einen ohne unendliche Staumeldungen, ohne Horrornachrichten und ohne schlechte Partymusik ganz entspannt weckt, und das am besten nicht vor neun Uhr, traumhaft!
Aber das Glück ist doch mit den Fleißigen, oder?

Also was soll‘s, dass es erst 5.30 Uhr morgens ist, auf der Garageneinfahrt schon jetzt gefühlte 100 Meter Neuschnee liegen, die ersten Worte des Radiomoderators ‚Sexismus und Pferdefleischlasagne‘ sind und für die gute Stimmung am Morgen „Gangnam Style“ läuft, bei dem ich außer „Bahnhof“ sonst nichts verstehe.
Da fühle ich mich- so kurz vor dem Weltfrauentag- irgendwie als Antiheldin. Warum? Naja, ich spreche weder Koreanisch, um morgens die musikalischen Inhalte des Radioweckers verstehen zu können, noch schockiert mich die Dauerschlagzeile um Brüderle und das Sexismus-Thema oder wie jüngst der Pferdefleischskandal. Zum einen bin ich Vegetarierin und daher vom Verzehr der „Pferdelasagne“ nicht betroffen und zum anderen gibt es seit jeher bewundernswerte Frauen, die prädestiniert dafür zu sein scheinen, um auf Missstände unserer Gesellschaft aufmerksam zu machen oder die währende Emanzipation voran zu treiben. Ich meine damit nicht Frauen wie Mutter Theresa, Sophie Scholl, Rosa Luxemburg oder Hilary Clinton, nein, ich meine damit Frauen wie Laura Himmelreich.

Der Journalistin zum Dank wurden wir 141 Jahre nach Einführung des metrischen Systems Zeitzeugen einer neuen Maßeinheit. Jahrelange Forschung, Aufopferung, Hingabe, Willen und Intelligenz. All das braucht Himmelreich -Nicht! Schön schlicht und simpel erarbeitet, ergibt sich die sogenannte „Brüderle-Gleichung“ wie folgt: Ein plumper Annäherungsversuch plus einem älteren Politiker ergibt sexuelle Belästigung. Herzlichen Glückwunsch!

Eine wirklich bedeutende Erkenntnis. Und der Mut zur Selbstlosigkeit, sich als Forschungsobjekt des „Brüderle“ zur Verfügung zu stellen, ist anerkennenswert. Das sogenannte „Brüderle“ also entspricht der kleinstmöglichen Distanz zum jeweilig anderen Geschlecht und wird damit ab jetzt zur res publica erklärt. Die Forschungszeit gut zu durchleben muss sicherlich schwierig gewesen sein, da die Journalistin den Satz: „Sie können ein Dirndl auch ausfüllen“ zu verarbeiten hatte. Vielleicht aber konnte sie das Erlebte bis dato immer noch nicht vollständig verarbeiten oder wieso sonst sollte sie selbst einen solchen „Dirndl-Vergleich“ in einem Ihrer Artikel über Ilse Aigner benützen? Himmelreich muss die Zeit regelrecht als regenreich erlebt haben.

Dennoch fühlen sich viele prominente Frauen jetzt erst recht ermutigt, auch über ihre sexistischen Erlebnisse des Alltags zu berichten. Natürlich ohne medienwirksames Auftreten. Emotional nackig sozusagen. So war es wirklich spannend, rührend und aufschlussreich von Claudia Roths Erfahrungen zum Thema zu lesen. Sie sagt, dass auch sie sich manchmal sexistisch angefeindet fühle. Sie denke, dass ihr weibliches Geschlecht Auslöser dafür sei, von der Opposition bezüglich ihres bunten Erscheinungsbildes als Belustigungsobjekt zu dienen. Schon traurig eigentlich. Die Parteivorsitzende der Grünen hat eben ihren eigenen Stil. Was ist falsch daran, einen quietschgelben Rock mit einer violett gemusterten Bluse zu kombinieren und dazu blauen Lidschatten mit aprikotfarbenem Lippenstift zu kombinieren?
Mhh. Vielleicht sollte ich eine Forschungsarbeit über Laura Himmelreich anstreben, damit könnte ich mich  zur Feministin etablieren und vielleicht sogar würde es mir gelingen, ihr zu Ehren eine neue Maßeinheit zu entdecken

In diesem Sinne, einen schönen Weltfrauentag am 08.03.2013!

Herzlichst, V. Ademi

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