Kolumne

Ach übrigens…

Gerade erst haben wir den Weltuntergang überlebt, so scheint es doch selbstverständlich, das neue Jahr ruhig und entspannt beginnen zu wollen. Keine große Action, keine Hektik, kein Ärger und alles auf Anfang. Kräfte sparen und langsam aus „Slow Motion“ erwachen. Gerade mal einen Monat ist das neue Jahr alt und schon ist von der Ruhe nicht mehr viel zu spüren. Niedersachsen zum Beispiel dürfte sich angesprochen fühlen.

In aller Munde war der sogenannte „Wahl-Krimi“. Die PiratenPartei ertrinkt, Philip Rösler  kann wider Erwartens triumphieren und für Kanzlerkandidat Steinbrück von der SPD hieß es Pleiten, Pannen, Peer- Beinahe zumindest. Mit nur einem Mandat, und somit der kleinsten möglichen Mehrheit, kommt es zum Regierungswechsel zwischen Schwarz-Gelb und Rot-Grün. Hannover kann wahrlich von einem „Krimi“ sprechen –gruselig! Die Sozialdemokraten also schlittern knapp an einer Niederlage vorbei, das Fernsehprogramm wird vom RTL- Quotenschlager „Ich bin ein Star- holt mich hier raus!“ dominiert und ich erlebe ein Umzugschaos der ganz besonderen Art. Wie war das noch gleich, Slow Motion, Ruhe und kein Stress zum Jahresbeginn? Vielleicht ja nächstes Jahr.

Es soll doch tatsächlich Leute geben, die zu jeder Kleinigkeit oder Anlass sogenannte „To do- Listen“ anfertigen und das auch noch, wohlgemerkt, freiwillig und gerne. So wird aus dem Einkauf im Supermarkt kein wahlloses Einkaufsgelage nach Lust, Laune und Hunger. Nein, sondern zu einem straff durchorganisierten Punkt auf der Liste, welcher nur darauf wartet, endlich abgehakt zu werden. Wie soll es solch organisationsgierigen „Listenjunkies“ nur vor einem Umzug ergehen? Hierfür eine To do-Liste zu schreiben muss wohl ellenlang sein. Stimmt genau! Ich weiß es, weil auch ich zu genau diesen Leuten gehöre, die eine Affinität für Listen und organisatorische Dinge hegen. Gemäß dem Motto: „Ohne Plan, ohne mich!“ Gerade vor einem Umzug, wo Chaos sowieso vorprogrammiert zu sein scheint, bieten sich To do- Listen in Form eines Umzugsplans, einer maßstabsgetreuen Grafik der Innenräume oder einer Einkaufsliste geradezu hervorragen an. Gesagt, getan. Alle Listen schön in einem Klemmbrett vereint und die Planung erreicht sein Maximum. Die gesamte Umzugsplanung eines Drei-Personen-Haushaltes auf neun DIN A4 Seiten zusammengefasst in den Händen zu halten, vermittelt Sicherheit und vor allem aber ein Gefühl von Macht. Wer also, außer meinem Klemmbrett und mir, kennt die genaue Länge der rechten Wand zwischen Badewanne und Waschbecken? Hah: Niemand! Und gefährliches Halbwissen beim Möbelkauf kann ja nur von Nachteil sein. Man bedenke außerdem den Farbenkauf. Wie viel Liter Farbe für welche Wand? Das Klemmbrett weiß es. Einmal öffnen, Quadratmeter der Wand ablesen, Farbe aussuchen, kaufen, fertig. Für spontane Zeitgenossen unter uns gleichen solche Listen wohl eher einem Albtraum oder gelten gar als unnötige Zusatzarbeit vor der eigentlichen Arbeit, oder wie wir im Fachjargon sagen, die „To dos“. Wer also könnte Listen-Neurotiker jetzt noch toppen? Niemand mehr? Oh doch, die gibt es und zwar jene, die ein Klemmbrett tatsächlich mopsen. Wie beknackt ist das erst? Da verausgabt man sich tagelang mit der Organisation des Umzugs, kalkuliert, misst ab, schreibt auf und hakt ab. Und das alles umsonst, weil man dieses bordeauxrote, aufklappbare Klemmbrett samt Inhalt fatalerweise für einen Moment lang unbeaufsichtigt  im Einkaufswagen des Baumarktes hat liegen lassen. Schön! Wieviel Quadratmeter Laminat waren das doch gleich? Ganz zu schweigen von der Deckenhöhe des Schlafzimmers. Wie hoch darf der so heißersehnte Torso des begehbaren Kleiderschranks nochmal sein? So macht Einkaufen erst richtig Spaß! Die gesamte Wohnung wieder neu zu vermessen und parallel dazu zu versuchen, dem Chaos der alten Wohnung Herr zu werden, macht richtig gute Laune! Und das alles, weil mein so liebgewonnener Umzugsplan gestohlen wurde. Also das ist mir bis heute schleierhaft. Immerhin war es ein Klemmbrett, dessen Inhalt nicht aus frischgepressten 500 Euro-Scheinen bestand, sondern voll war mit zig Zeichnungen, Maßen, Listen, Häkchen und Aufgaben. Verrückt, aber wahr.

So also wurde aus meiner organisatorischen Meisterleistung rund um das Projekt „Umzug“, das Chaos-Projekt „Umzug mal anders“. Mehr oder weniger jedenfalls. Vielleicht verlief Ihr Jahresstart etwas organisierter ab als meiner, oder wenigsten weniger „krimireich“ als der in Hannover zur Landtagswahl.

 

Ihre V. Ademi

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