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Mütter und Töchter

Die drei Gangl-Frauen

Füssen. Menschen dürfen verschieden sein, auch Mütter und Töchter. Wenn sie sich dann noch gut verstehen und gemeinsam arbeiten, dann ist es fast ein kleines Wunder. Denn Mütter und Töchter sind sich nicht immer grün. Beide haben ihre eigenen Vorstellungen vom Leben und dem Alltag. Antonia und Michaela Gangl sowie Andrea Wachter sind da vielleicht eine Ausnahme. Die beiden Töchter haben sich bewusst dafür entschieden im elterlichen Betrieb mitzuarbeiten. Für Mutter Antonia Gangl ein Segen, „ich genieße es mit meinen beiden Töchtern zusammen zu sein.“

Als Antonia Gangl gemeinsam mit ihrem Mann Otto 1962 das Raumausstattungsgeschäft in der Schul-hausstraße eröffnete, gab es damals noch die Großfamilie. Keiner wusste, wie sich der Betrieb entwickeln würde oder ob die Kinder Interesse am Geschäft haben werden. Michaela Gangl, wollte ursprünglich nicht Raumausstatterin werden. Sie hatte andere Pläne. Sie wollte Innenarchitektin werden. Das Studium erwies sich allerdings als zu „trocken“, so dass sie sich zur Lehre im elterlichen Betrieb entschloss. „Eigentlich sollte es nur eine vorübergehende Lösung werden“, erinnert sich die sympathische Frau.

Vielseitig und kreativ

Heute kann sie sich einen anderen Beruf nicht vorstellen. „Meine Arbeit ist so vielseitig und kreativ, dass sie mir sehr viel Spaß macht.“ Ein typischer Frauenberuf ist das nicht, doch der 37-Jährigen macht es nichts aus, auf dem Boden zu knien und einen Teppich zu verlegen, Sofas oder Stühle zu polstern, Wände und Decken zu bekleiden, Kundengespräche zu führen oder Pläne zu erstellen. Sie ergänzen sich gut, die drei Gangl-Frauen. Während Andrea Wachter für das Büro zuständig ist, ist Antonia Gangl an der „Front“, wie sie lächelnd sagt. Beratend sind sie allerdings alle drei tätig „weil wir einfach gerne Kundenkontakt haben“, so Andrea Wachter, die seit 27 Jahren im elterlichen Betrieb arbeitet. Schwester Michaela Gangl ist seit 19 Jahren dabei. Sie wohnt im gleichen Haus mit ihren Eltern, „allerdings jeder für sich. Getrennte Wohnungen sind sehr wichtig, auch wenn man sich sehr gut versteht so wie wir.“

Nach außen scheinen die drei Damen vom Ausstattungsbetrieb sehr extrovertiert. Doch das täuscht. Die drei Gangl-Frauen haben einen trockenen, erfrischenden Humor, der fast einwenig schelmisch ist. Sie nennen ihn „den Ganglischen Humor“. So wie früher, als Oma Gangl noch lebte und für die ganze Familie kochte, trifft sich die Familie noch heute jeden Mittag zum Essen. „Es ist eine liebenswerte Gewohnheit. Wir kochen zu dritt und Papa deckt den Tisch“, erzählt Andrea Wachter.

Respekt und Freiraum

Vieles machen die Gangls gemeinsam. Doch nicht ohne Respekt und Freiraum. „Wir haben oft zusammen Urlaub gemacht, aber nie so, dass der andere keine Zeit für sich selber gehabt hätte“, erklärt Mutter Antonia, die mit ihren 70 Jahren noch keineswegs ans Aufhören denkt. „Natürlich höre ich das öfters: Warum arbeiten Sie noch? Ich bin mit 14 in die Lehre gegangen und habe immer gearbeitet. Unsere Kinder sind bei den Großeltern groß geworden, weil es einfach damals so üblich war. Wir haben eine klassische Großfamilie gehabt. Ich arbeite gerne, es macht mir Spaß und ich fühle mich nicht zu alt dazu.“

 

Text · Bild: Sabina Riegger

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