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Wenn das Auge mitisst

Food-Fotografin Odette Teubner

Schwangau.    „Fressig“ muss es sein, meint Odette Teubner, wenn sie hinter ihrer Kamera steht und den Teller vor ihr fotografieren soll. Ihre Kunst zu fotografieren ist anders als die ihres Vaters, dem bekannten Food-Fotografen Christian Teubner. „Er ist so perfektionistisch. Ich bin eher spontan“, erklärt sie lächelnd. Alles was zählt, ist der Spaß und letztendlich auch der Erfolg. Beides hat sie. 6.540 Mal ist sie in Google mit ihren Kochbüchern aufgeführt. Dabei war sie sich anfangs gar nicht so sicher ob sie in die Fußstapfen ihres Vaters treten soll. Heute ist sie froh um diesen „so speziellen Beruf“, der ihr die Möglichkeit gibt, ihre Kreativität einzubringen.

In ihrem Bauernhaus in Schwangau ist das Studio eingerichtet. Hier prallen zwei Stile aufeinander. Für Odette Teubner nichts Ungewöhnliches. Sie mag es wenn das Traditionelle mit dem Modernen verbunden wird. Die niedrigen Decken des Bauernhauses und die Holzdielen versprühen eine wohnliche Atmosphäre zu der Technik, die fast in jedem Raum vorhanden ist. Das Archiv mit etwa 150.000 Aufnahmen ist über viele Räume fein säuberlich nach Alphabet verteilt. Insbesondere renommierte Frauenmagazine greifen auf diesen Fundus zurück. „Sie haben sich besonnen, dass Food-Fotografie nicht nur drücken auf dem Auslöser bedeutet, sondern weitaus mehr ist. Sie wollen wieder Qualität und das ist gut.“ Odette Teubner spricht nicht ohne Stolz über die herausragenden Auszeichnungen ihres Vaters, die ihm von der gastronomischen Akademie Deutschlands verliehen wurden. Die höchste Auszeichnung „goldene Feder“ bekam er schon einige Male überreicht. Diese Auszeichnung ist für ein besonders herausragendes Buch bestimmt und wird nicht zwangsläufig jährlich verliehen. Im Schatten ihres Vaters zu stehen, ist nicht unbedingt einfach für die 52-Jährige. „Man muss seinen eigenen Stil haben und zeigen, dass man es kann“, erklärt sie.

Spontan und offen

Seit 30 Jahren ist Odette Teubner in dem Metier zu Hause. „Die Fotografie hat sich gewandelt, sie ist moderner geworden genau so wie unsere Lebensmittel. Jetzt ist die leichte und vegetarische Küche ein Thema. Unsere Essensgewohnheiten passen sich unserem Lebensstil an“, erklärt sie. Auch ihr Lebensrhythmus hat sich geändert. Die täglich 14 Arbeitsstunden im Studio sind Vergangenheit. Sie hat festgestellt, dass es mit weniger Arbeitspensum auch gehen kann oder besser gesagt gehen muss, wenn man sich selber nicht schaden will. Gladys ist ihre Fitnesstrainerin, eine Mischlingshündin, mit der sie drei Mal am Tag unterwegs ist. „Ich liebe den Schwansee. Ich glaube es gibt nichts Schöneres als die Jahreszeiten an diesem See zu beobachten.“ Für die Schwangauerin ist die Natur das Höchste. Aufgewachsen mit Islandpferden genoss sie ihre Umgebung auf den Rücken der Pferde. „In der Natur fühle ich mich frei. Das ist ein gutes Gefühl.“ Odette Teubner ist spontan. „Ich würde von mir selber sagen, dass ich sprunghaft bin. Manchmal erschrecke ich meine Mitmenschen mit meiner Art. Meine Mutter sagt dann, dass ich so bin wie mein Vater.“ Ihre Mitarbeiterin Barbara Mayr findet gerade das an ihr gut. „Sie ist flexibel und das muss man in diesem Beruf sein. Zu improvisieren ist eine Kunst.“ Seit 22 Jahren arbeitet die gelernte Köchin bei Odette Teubner. Sie ist für das Archiv, Rezeptentwicklung und die Zubereitung der Gerichte zuständig. Gemeinsam mit Christian Teubner hat sie schon an vielen Büchern mitgearbeitet.

Kein schwarz-weiß Denken

Für Odette Teubner gibt es nicht nur schwarz oder weiß, sondern viele Farben und noch mehr Nuancen. Das lebt sie sowohl in der Musik als auch beim Kochen. „Ich liebe Klassik und Jazz aber auch laute Technomusik. Da kann ich nicht still sitzen. Dann muss ich mich bewegen.“ So ehrlich wie sie mit ihren Mitmenschen umgeht, so ehrlich ist sie auch beim Fotografieren. Den Bierschaum durch Rasierschaum zu ersetzen, kein Silikon, Sekundenkleber oder Glycerin zu verwenden, ist in der Food Branche schon fast eine Unmöglichkeit. Es gibt so viele kleine Tricks um die Bilder so appetitlich wie möglich zu machen. Das Auge isst schließlich mit und das müssen die Food-Fotografen umsetzen. Mit der Masse mitschwimmen ist nicht das Ziel von Odette Teubner. Sie hat sich immer schon von anderen abgehoben, sei es durch ihre Art, ihren unkonventionellen, klassischen Kleidungsstil, ihre Natürlichkeit. „Wenn ich den Tisch decke, dann ist er nicht zu üppig dekoriert. Das Hauptaugenmerk ist das Essen, das Gericht, das ich gekocht habe. So ist es im Leben auch. Es geht um das Wesentliche.“

 

Text · Bild: Sabina Riegger

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