Politik

Nachgefragt! beim Bernd Stapfner 

Der FW-Kandidat für das Landratsamt Ostallgäu

Wären die Freien Wähler noch vor einigen Jahren auf Bernd Stapfner zugegangen, um ihn zu fragen, ob er für das Amt des Landrates kandidieren möchte, hätte er sofort abgelehnt. Das glaubt man dem 50-jährigen Polizeibeamten aufs Wort, der als stellvertretender Leiter der Grenzpolizeiinspektion Memmingen-Flughafen arbeitet. Jetzt hat er zugesagt. Mittlerweile konnte Stapfner als Gemeinderat Erfahrung sammeln und auch als Zweiter Bürgermeister seiner Heimatgemeinde Wiedergeltingen. „Ich habe nicht sofort zugesagt. Ich brauchte Zeit zum Überlegen und um alles mit meiner Familie zu besprechen“, erklärt Stapfner. Auch die Frage seiner jahrelangen Mitgliedschaft bei der CSU musste geklärt werden. Bernd Stapfner kündigte zwei Tage vor seiner Nominierung seine Parteimitgliedschaft. Das Ostallgäu kennt der Polizeibeamte sehr gut. Elf Jahre lang wohnte und lebte er in Pfronten, bevor er nach Wiedergeltingen zurück zog, wo er mit seiner Frau Simone und dem 16-jährigen Sohn Korbinian lebt.

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Füssen aktuell sprach mit Bernd Stapfner über Bürgernähe, seine konkreten Projekte, die er als möglicher Landrat umsetzen will und warum ihn seine langjährige Partei, die CSU, nicht als Landratskandidaten aufstellte?

Warum hat Sie die CSU nicht als Kandidaten aufgestellt?  

Eine Kandidatur war innerhalb der CSU bis zu meinem Austritt im Juli 2025 kein Thema. Dabei hatte sich der Ortsverband Amberg–Wiedergeltingen, den ich seit 2019 als Ortsvorsitzender führte und von Herrn Prof. em. Dr. Franz Makeschin übernommen hatte, sehr erfolgreich entwickelt. Wir konnten mehrere Neumitglieder gewinnen, waren kontinuierlich mit politischen Veranstaltungen präsent und engagierten uns zuletzt besonders stark im Bundestagswahlkampf im Februar 2025. Für den östlichen Landkreis des Unterallgäus zählten wir damit zu den aktivsten Ortsverbänden.

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War der Austritt aus der CSU Bedingung für die Kandidatur bei den Freien Wählern?

Für mich stand immer eines im Vordergrund, Kommunalpolitik konsequent für die Bürgerinnen und Bürger zu machen. Dafür braucht es Klarheit und Glaubwürdigkeit. Als CSU-Mitglied gegen einen CSU-Kandidaten anzutreten, wäre für mich nicht stimmig gewesen. Da ich überzeugt bin, dass wir mit dem Verband der Freien Wähler e. V. Ostallgäu unseren Landkreis nachhaltig und pragmatisch weiterentwickeln werden, habe ich mich bewusst für diesen Weg entschieden. Mein Austritt aus der CSU war daher Ausdruck dieser Klarheit und meiner eindeutigen Entscheidung für die Freien Wähler.

Sehen Sie den Wechsel als Opportunismus oder politische Überzeugung an?

Mein Wechsel war Ausdruck politischer Überzeugung und der Möglichkeit, konkret etwas zu verändern. Mein Ziel ist es, das Leben der Bürgerinnen und Bürger im Ostallgäu spürbar zu verbessern. Dafür habe ich diese Chance bewusst ergriffen.

Viele Politiker, gerade in der Kommunalpolitik, kandidieren und arbeiten in Gemeinderäten für andere Gruppierungen als ihre eigentliche Parteizugehörigkeit. Das war für mich jedoch nie eine Option. Ich stehe für klare Botschaften und für politische Glaubwürdigkeit. Um meinen Werten treu zu bleiben, war der Austritt im Sommer 2025 für mich die richtige Entscheidung.  

Was verbindet Sie programmatisch mit den Freien Wählern?

Die Freien Wähler stehen wie kaum eine andere politische Kraft für die aktive Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger am politischen Geschehen. Sie sind nah an den Menschen, pragmatisch in ihren Lösungen und fest in den Kommunen verankert. Als Kommunalpolitiker mit Leib und Seele finde ich in den Freien Wählern die Überzeugung und die Unterstützung, um gemeinsam Verantwortung zu übernehmen und das Ostallgäu aktiv zu gestalten.

Was befähigt Sie konkret, das Amt des Landrats zu übernehmen? 

Durch meine Tätigkeit als ehrenamtlicher Zweiter Bürgermeister kenne ich die Aufgaben, Herausforderungen und Sorgen der Städte und Gemeinden sehr genau. Kommunalpolitik ist für mich seit vielen Jahren nicht nur Aufgabe, sondern Überzeugung. Gleichzeitig bringe ich langjährige Führungserfahrung in der Exekutive mit und weiß, was es bedeutet, Verantwortung zu übernehmen und Entscheidungen zu treffen. Ich habe meine berufliche Laufbahn in den Dienst der Bürgerinnen und Bürger gestellt. Genau dieses Selbstverständnis möchte ich auch in das Amt des Landrats einbringen.

Welche Erfahrungen aus Ihrer Polizeilaufbahn sind für das Landratsamt relevant? 

In meiner polizeilichen Laufbahn habe ich über viele Jahre Führungsverantwortung übernommen. Als Vorgesetzter von mehr als 100 Polizistinnen und Polizisten der Polizeiinspektion Flughafen Memmingen war ich für Personalführung, Organisation und den laufenden Dienstbetrieb verantwortlich. Dabei habe ich große Einheiten geleitet und komplexe Strukturen gesteuert.

Während der Corona-Pandemie war ich im Krisenmanagement des Landratsamts Ostallgäu für alle polizeilichen Belange zuständig. In dieser Zeit ging es darum, unter hohem Druck sachlich zu entscheiden, Abläufe zu koordinieren und handlungsfähig zu bleiben. Diese Erfahrungen sind für das Amt des Landrats unmittelbar relevant.

Als Landrat werde ich diese Kompetenz insbesondere in den Bereichen Krisenresilienz und Zivilschutz einbringen. Die sicherheitspolitische Lage in Europa, insbesondere der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine, zeigt, dass auch der Zivil- und Bevölkerungsschutz wieder stärker in den Fokus rücken muss. Ziel ist es, den Landkreis so aufzustellen, dass die Menschen im Ernstfall bestmöglich geschützt sind.

Sie leben in Wiedergeltingen (1500 Einwohner), kandidieren für einen Landkreis mit 140.000 Einwohnern. Welche konkreten Formate der Bürgerbeteiligung planen Sie?

Ich bin gebürtiger Ostallgäuer und lebe mit kurzer Unterbrechung seit vielen Jahren in Wiedergeltingen. Dort bin ich seit 2014 Gemeinderat und Zweiter Bürgermeister und eng im Vereinsleben verwurzelt. Diese Erfahrungen prägen meinen Blick auf Bürgerbeteiligung ganz wesentlich. In Wiedergeltingen konnten wir zahlreiche Projekte nur deshalb erfolgreich umsetzen, weil wir die Bürgerinnen und Bürger frühzeitig und konsequent eingebunden haben. Dazu gehörten die Weiterentwicklung der Senioren- und Jugendarbeit, zentrale Fragen der Daseinsvorsorge wie Energie, Breitband und Wasserversorgung sowie ein kommunaler Rahmenplan für den historischen Ortskern. Die Konzepte wurden gemeinsam mit den Menschen vor Ort erarbeitet und anschließend umgesetzt.

Genau diesen Ansatz möchte ich auf Landkreisebene übertragen. Geplant sind regelmäßige Bürgersprechstunden in den Gemeinden, offene Bürgerdialoge zu zentralen Zukunftsthemen sowie eine stärkere Einbindung von Ehrenamtlichen, Vereinen und Initiativen in Entscheidungsprozesse. Bürgerbeteiligung darf kein formales Verfahren sein, sondern muss ernst gemeint und wirksam sein.

Was wollen Sie anders machen als die aktuelle Landrätin?

Das Landratsamt ist in erster Linie für die Bürgerinnen und Bürger da, und dieses Selbstverständnis sollte von der Spitze des Amtes klar vorgelebt werden. Mir ist wichtig, dass das Landratsamt als bürgernahe Behörde wahrgenommen wird, an die man sich gerne wendet, um Rat und Unterstützung zu erhalten. Diesen Weg möchte ich gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Landratsamts gehen. Eine positive Arbeitsatmosphäre, Wertschätzung und Offenheit nach innen wirken unmittelbar nach außen. Nach allem, was ich bislang wahrgenommen habe, ist genau das eines der zentralen Anliegen vieler Bürgerinnen und Bürger im Ostallgäu.

Text: Sabina Riegger · Foto: Freie Wähler OAL e.V.

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