Brauchtum

„Winterzauber in Hohenschwangau“

Der Schlitten, mit dem Ludwig reiste und der hier auf so magische Weise beschrieben ist, war dies tatsächlich auch – zumindest für seine Zeit. Kaum jemand weiß, dass Ludwig II. mit seinem goldenen Schlitten nicht nur ein sehr edles, sondern auch ein ausgesprochen modernes Gefährt besaß. Bei diesem Schlitten handelt es sich um eines der ersten, wenn nicht das erste, elektrisch beleuchteten Fahrzeuge Europas.

Behaglich leuchten die Fenster der alten Burg auf dem alles überblickenden Hügel. Einst war sie die Ritterburg der Edlen von Schwangau, doch im Laufe der Jahre wechselte sie mehrmals die Besitzer, bis die napoleonischen Kriege die Burg unbewohnbar machten. Der damalige Kronprinz Maximilian, der spätere König Maximilian II. von Bayern, entdeckte die Ruine und ließ sie zu einem Sommer- und Jagdschloss ausbauen – einem Erholungsort für die Familie, an dem auch viele Feste gefeiert wurden.

Doch lang ist’s her, dass große Feste und buntes Treiben die Burg belebten. Seit König Maximilians Tod gab es hier nur wenige, eher beschauliche Feiern. König Ludwig II. schätzte andere Attribute am Schloss als sein Vater: Erhabenheit und Ruhe, Rückbesinnung auf die Vergangenheit, Einsamkeit, Muße und Erholung – all die Gegensätze zum bunten, ihm mitunter zu lauten Leben in der Residenzstadt München.

Ein Grund mehr, das Schloss auch in den Wintermonaten zu nutzen. Seit 1871 verbrachte er viele Weihnachtsfeste in Hohenschwangau, feierte in besinnlicher Runde und zog sich zur Jahreswende nach Schloss Linderhof zurück, wo er das neue Jahr begrüßte. Schon als Kind war Weihnachten für Ludwig und seinen jüngeren Bruder Otto eine magische Zeit. Die beiden Kinder des bayerischen Königspaares Maximilian II. und Königin Marie fuhren in der Adventszeit regelmäßig mit ihren Eltern in die Münchner Innenstadt, um einzukaufen.

Später, als König, begann Ludwig schon im Oktober sorgsam ausgesuchte „Kleinigkeiten“ zu sammeln, um sie zu verschenken. Auch die Weihnachtstraditionen sind eng mit dem Königshaus verbunden. Der Weihnachtsbaum, wie er heute überall verbreitet ist, kam durch Ludwigs Urgroßmutter, Königin Karoline, nach Bayern.

Doch eine andere Tradition, die für uns heute typisch ist, kannte Ludwig zu Lebzeiten noch nicht: den Adventskranz. Dieser Brauch verbreitete sich in Bayern erst ab den 1930er-Jahren. 1885 verbrachte Ludwig seinen letzten Winter in Hohenschwangau. Er zog sich in die Stille zurück – umgeben von den Bergen, die ihm so viel bedeuteten.

Wie und mit wem genau König Ludwig II. die Feiertage in Hohenschwangau beging, welche Köstlichkeiten serviert und welche Geschenke überreicht wurden, erfahren interessierte Besucher in den nächsten Wochen bei den weihnachtlichen Sonderführungen im Schloss Hohenschwangau am 20. / 21. / 22. / 23. / 26. / 27. / 28. und 29. Dezember, jeweils auf Deutsch, sowie am 20. und 27. Dezember auch auf Englisch – jeweils ab 17 Uhr. Alle Informationen hierzu finden Sie unter: www.hohenschwangau.de

Text: Louise-H. Meinicke, Kulturvermittlerin im
Museum der bayerischen Könige
Foto: Hubert Riegger

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