Kultur

Tongrube Hammerschmiede

Einblicke in die Geschichte

Einblicke in die Geschichte des Ostallgäus, in die frühe menschliche Evolution vor 11,6 Millionen Jahren und ein Blick auf einen der ersten Bewohner: Udo Danuvius Guggenmosi.

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Die ehemalige Ziegelei Hammerschmiede bei Pforzen gewährt tiefe Einblicke in die einheimische Fauna im späten Miozän sowie in die damalige Flusslandschaft mit warmsubtropischem Klima mit überraschender Artenvielfalt. Es ist die erste Menschenaffenfundstelle Bayerns, zugleich die wichtigste paläontologische Grabungsstätte Deutschlands in den letzten Jahrzehnten.

Bereits ab dem Jahr 1965 fand Sigulf Guggenmos erste Fossilien, später zusammen mit Dr. Manfred Schmid, beides Hobbyarchäologen, dabei kamen immer weitere Funde ans Tageslicht. Seit 2011 führen die Eberhard Karls Universität Tübingen und das „Senckenberg Centre for Human Evolution und Palaeoenvironment“ unter der Leitung von Frau Prof. Dr. Madeleine Böhme wissenschaftliche Grabungen durch.

RoSie-Rotations-Siebanlage zum Auswaschen von Kleinteilern aus den Abbauschichten, vom Grabungsleiter selbst entwickelt

Im Zeitraum von 2015 bis 2018 wurde eine sensationelle Entdeckung ans Tageslicht gebracht, die weltweit die Fachwelt in Erstaunen versetzte: Ein Primat, eine Art Menschenaffe, der sich aufrecht auf zwei Beinen fortbewegte. Insgesamt wurden 37 Knochenteile von vier verschiedenen Individuen gefunden. Danuvius Guggenmosi, so sein wissenschaftlicher Name in Erinnerung an Sigulf Guggenmos, der erstmals dort fündig geworden war, Danuvius nach einem römischen Flussgott.

Am 16. Mai 2016 bestätigte ein bezahntes Unterkieferfragment die These vom Menschenaffen und weil an diesem Tag in den Nachrichten ständig der 70. Geburtstag von Udo Lindenberg in den Nachrichten erwähnt wurde, kam er spontan zu seinem Spitznamen „Udo“. Udo war ein Männchen, ca. 30 Kilo schwer und rund 100 Zentimeter groß, er war Allesfresser und ernährte sich von pflanzlicher sowie tierischer Kost.

Eine weitere Primatenart der Tongrube ist Buronius Manfredschmidii, nach dem mittelalterlichen Namen der Stadt Kaufbeuren und dem Namen des Hobbyarchäologen Manfred Schmid. Ein kleinerer Vertreter, aber ein reiner Pflanzenfresser. Insgesamt wurden seit Beginn der Grabungen bereits 150 Wirbeltierarten durch Fossilienfunde nachgewiesen, alle Einzelfunde zusammengezählt kommt man auf die unglaubliche Zahl von 40.000 Fundstücken. In diesem Sommer konnte neben unzähligen, neuen Stücken auch eine weitere Überraschung geborgen werden, ein rund fünf Meter langes und 30 Zentimeter breites Teil eines Baumstammes.

Die Uni Tübingen verfolgt seit 2017 das Konzept der Bürgergrabung, das heißt, dass ehrenamtliche Helfer/Innen jeden Alters, unter wissenschaftlicher Anleitung herzlich zur Mithilfe eingeladen sind, tage- oder wochenweise. Interessierte können sich für die aktuellen siebenwöchigen Grabungen im kommenden Sommer 2026 unter hammerschmiedegrabung2020@gmail.com beim Grabungsleiter bewerben. Im restlichen noch unerforschten Areal mit einer Dicke von bis zu 25 Metern steckt noch viel mehr Potenzial, das wohl für die nächsten 30 Jahre Beschäftigung und weitere tolle Funde verspricht.

Der sehr aktive Förderverein Udo Danuvius Guggenmosi e.V. unterstützt nach Kräften die Grabungsarbeiten, nach Anmeldung kann die derzeitige, erweiterte Ausstellung über „Udo“ in Pforzen besichtigt werden. Ein öffentlich zugänglicher, sehenswerter Infopavillon „Danuvius“ befindet sich beim Kreisel am Ortseingang. Infos zum Förderverein gibt es unter www.udo.pforzen.de.

Text · Fotos: Manfred Sailer

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