
Altes Wissen – immer noch aktuell
Beginnen möchte ich eigentlich mit unserer berühmtesten Gletschermumie, dem „Ötzi“, der schon vor etlichen Jahren in den Ötztaler Alpen gefunden wurde. Er selbst und seine mitgeführten Utensilien wurden ja inzwischen genauestens untersucht und es ist wirklich ganz erstaunlich, was man in diesem Zusammenhang alles herausgefunden hat.
Wie Sie vielleicht bereits in meinen letzten Artikeln gelesen haben, bin ich ein großer Fan der „Pilz-Heilkunde“, sprich der Therapie mit Vital-Pilzen. Und was hat „Ötzi“ schon vor tausenden von Jahren mit sich geführt? Einen Heilpilz! Der Birkenporling, der wie der Name schon sagt, auf Birken wächst, ist in der Naturheilkunde u.a. für seine entzündungshemmenden, antibiotischen und blutstillenden Eigenschaften bekannt, besonders bei Magen-Darm-Beschwerden oder auch bei Hautkrankheiten. Was er aber zusätzlich noch kann: er diente als Zunder zum Feuer machen! Da soll noch mal einer sagen, dass unsere Vorfahren nicht clever waren!
Damit kenne ich mich zwar nicht ganz so gut aus, aber Ötzi hatte an mehreren Körperstellen Striche auftätowiert, die wohl gegen Schmerzen und Entzündungen helfen sollten. Denn, man konnte feststellen, er litt unter Arthrose und diese Therapie sollte ihm wohl Erleichterung verschaffen. Er glaubte durchaus sicher daran, sonst hätte er es nicht machen lassen. Ein sehr interessanter Ansatz, den Mitte der 1980-er Jahre der Wiener Elektrotechniker Erich Körbler wieder belebte und damit experimentierte, durchaus mit Erfolg. Denken Sie nur an den Strichcode u.a auch in der Apotheke, hier zwar zu einem anderen Zweck! Wenn Sie das interessiert: das Buch heißt „Medizin zum Aufmalen“. Man muss sich ja nicht gleich tätowieren lassen…
Nun, in der Steinzeit wollen wir natürlich nicht verweilen, sondern auf anderes, nicht ganz so altertümliches Wissen zurückgehen, da gab es doch auch tolle Tipps & Kniffe, die absolut nicht aus der Mode sind… Hierzu gehören auch Empfehlungen für gesunde Zähne.
Klar, als Allererstes Hildegard von Bingens berühmte Rebaschen-Zahnpflege. Sie schreibt hierzu: „… aber auch, wenn das Fleisch um die Zähne fault und wenn die Zähne schwach sind, schütte warme Rebasche in Wein, so als wollte man eine Lauge bereiten. Damit wasche (putze) dir die Zähne und das Zahnfleisch. Mache das oft, und das Zahnfleisch wird geheilt, und die Zähne werden fest. Wenn die Zähne aber gesund sind, nützt dieses Mundwasser auch, und sie werden schön.“
Keine Sorge, das gibt es natürlich schon fertig zu kaufen, denn wer hat schon unbedingt Weinreben im Garten, zumindest nicht in unseren Breiten! Die Anwendung ist denkbar einfach: vorher erst mal gut schütteln, damit der Bodensatz sich löst, dann einen kleinen Schluck in den Mund nehmen, das Zahnfleisch und die Zähne gut umspülen, evtl. mit einer Zahnbürste nachputzen. Dann ausspucken und nichts (!) nachtrinken. Das ist ein ganz hervorragendes Mittel gegen Parodontose, Zahntaschen und Aphthen, gegen übermäßigen Zahnstein, zur Zahnhärtung und auch Aufhellung. Wogegen es leider nicht hilft, ist Karies, hier gibt es nur „wehret den Anfängen“!
Eine weitere Möglichkeit, ganz natürlich zur Zahngesundheit und Mundhygiene beizutragen, ist das sogenannte Ölziehen, das aus der ayurvedischen Lehre stammt. Dabei wird ein Schluck Pflanzenöl, z.B. Kokos- oder Olivenöl bis zu 20 Minuten im Mund behalten und durch die Zähne gezogen. Das Öl bindet Bakterien und Giftstoffe, die sich zwischen den Zähnen sammeln und sonst nur schwer zu entfernen sind. Nach der Anwendung hier den Mund gründlich mit Wasser spülen.
Auch ein Mundwasser selbst herzustellen, ist gar nicht schwierig: 250 ml abgekochtes Wasser, 1 TL Natron, 5 Tropfen ätherisches Minzöl und 5 Tropfen Teebaumöl in eine saubere Flasche geben und alles gut vermischen. Vor jedem Gebrauch gut schütteln. Morgens und abends nach dem Zähneputzen gründlich spülen.
Die Zunge sollte übrigens auch nicht vernachlässigt werden, da sich auf ihr ebenfalls Bakterien sammeln und vermehren können. Ein gängiges Mittel ist ein Zungenreiniger mit dem man täglich sanft über die Zunge fahren kann und so den Belag entfernt. Wer keinen solchen im Hause hat – es geht auch einfach ein umgedrehter Esslöffel. Und danach am besten das selbstgemachte Mundwasser.
Mit bestimmten Nahrungsmitteln können Sie sogar „Fitness-Training“ für die Zähne machen. Kauaktive Lebensmittel wie Äpfel, Karotten und Nüsse sind durchaus gesunde Zwischenmahlzeiten – auch für Ihre Zähne. Denn sie regen den Speichelfluss an, der im Mund antibakteriell wirkt, und sie härten die Zahnsubstanz.
Trinken Sie auch mal gerne eine Tasse Kaffee? Den aufzubrühen war in früheren Zeiten gar nicht so einfach, bis Melitta Bentz, eine Dresdener Hausfrau, 1908 den ersten Einweg-Kaffeefilter selbst herstellte und sogar ein Patent dafür anmeldete, denn sie war äußerst unzufrieden mit dem Kaffeesatz in ihrer Tasse. Bis heute sprechen wir ja noch von dem berühmten Melitta-Filter. Eine sehr kluge Frau, will ich mal sagen! Der Kaffee hat jetzt gut geschmeckt, aber die Reste zu entsorgen, wäre geradezu sträflich! Also,was tun mit dem übrig gebliebenen Kaffeesatz?
Unser Garten lechzt förmlich danach, ihn, natürlich abgekühlt, zu bekommen.
Was kann er denn alles?
- er dient als Dünger und Torfersatz, als Nährstofflieferant liefert er Stickstoff, Kalium und Phosphor und verbessert die Bodenstruktur. Man sagt, etwa 30 g mit 10 L Substrat mischen. Besonders geeignet ist er bei der Anpflanzung von Gemüse aller Art im eigenen Garten.
- zur Bodenverbesserung mischen Sie den Kaffeesatz mit anderen trockenen Materialien wie Laub oder Rasenschnitt, um die Erde aufzulockern und das Leben im Boden zu fördern. Pflanzen, die einen sauren Boden bevorzugen, wie Hortensien, Rhododendren oder Azaleen profitieren auch davon und das auch gerne sogar in größeren Mengen!
- als Kompost-Beschleuniger fördert er die Verrottung, eben durch den Stickstoffanteil, und er wird auch von den Regenwürmern gerne aufgenommen. Die meisten Filtertüten sind ja biologisch abbaubar und dürfen ruhig guten Gewissens dann auch mit auf den Kompost.
- bei der Schädlingsbekämpfung ist der Kaffeesatz sogar äußert vielseitig einsetzbar: Zur Schnecken-Abwehr eine Schicht um die Pflanzen herum kann unsere gefräßigen Freunde gut fernhalten.
Bei Mücken und Wespen zünden Sie ihn in einem feuerfesten Gefäß an, um die lästigen Plagegeister zu vertreiben. Auch zur Bekämpfung von Trauermücken, die gerne in Blumentöpfen und Gewächshäusern auftreten, ist er gut geeignet. Gegen Blattläuse wird ein Sud hergestellt, mit dem dann Pflanzenstängel und -blätter besprüht werden. Wenn es keine Nutzpflanzen sind, könnte man sogar noch Brennspiritus, Gallseife und Tabak zugeben. Diese Mixtur nenne ich spaßeshalber immer „Fledermausflügelbrühe“, das hält keine Blattlaus aus! - Anwendung: Grundsätzlich erst mal auskühlen lassen, bevor Sie ihn im Garten anwenden. Wollen Sie den Kaffeesatz aufbewahren, schön ausbreiten und trocknen lassen, denn sonst schimmelt er und das wäre nicht so gut. Immer erst einmal eine dünne Schicht auf die Erde auftragen und leicht einarbeiten, denn sonst besteht auch wieder Schimmelgefahr. Und jetzt als letzter Clou noch etwas für die Schönheit: Das Kaffeesatz-Peeling für das Bindegewebe. Den Kaffeesatz von 4 Tassen Kaffee mit 2 EL Olivenöl zusammenrühren. Dann den Körper stellenweise, z.B. Oberschenkel, Arme, Bauch mit der Masse einreiben, mit Tüchern bedecken, 20 Minuten einwirken lassen, abrubbeln und danach abduschen. Das Olivenöl macht die Haut geschmeidig, Koffein wirkt stoffwechselfördernd. Zweimal pro Woche über einen Monat oder gerne auch länger. Geht auch mit gemahlenem, noch nicht überbrühtem Kaffee, da wäre die Wirkung sogar noch stärker!
Altes Wissen? Ich finde, dieses Wissen ist zwar althergebracht, aber doch keinesfalls „veraltet“, oder?
Ihre Apothekerin
Simone Wagner



