
Der mysteriöse Tod König Ludwigs II. von Bayern
„Seine Majestät sind in sehr weit vorgeschrittenem Grade seelengestört, und zwar leiden Allerhöchstdieselben an jener Form von Geisteskrankheit, die den Irrenärzten aus Erfahrung wohl bekannt mit dem Namen Paranoia bezeichnet wird.“ Mit dieser Aussage wurde der König durch die Regierung Lutz am 9. Juni 1886 entmündigt.
Nur wenige Tage darauf, am 13. Juni 1886, endete das Leben König Ludwigs II. von Bayern auf dramatische und bis heute ungeklärte Weise. Der Märchenkönig, bekannt für seine prunkvollen Bauprojekte wie Schloss Neuschwanstein, wurde an diesem Tag tot im Starnberger See aufgefunden. Sein mysteriöses Ableben gibt bis heute Rätsel auf und befeuert zahlreiche Spekulationen.
Die Ereignisse des 13. Juni 1886
Wenige Tage vor seinem Tod war Ludwig II. auf Anweisung der Regierung für geisteskrank erklärt und entmachtet worden. Daraufhin wurde er unter die Obhut des Nervenarztes Dr. Bernhard von Gudden gestellt und in Schloss Berg am Starnberger See gebracht. Von Gudden war es auch, welcher das Gutachten erstellte, das letztendlich zur Entmündigung führte.
Am Abend des 13. Juni unternahm der König mit Dr. von Gudden einen Spaziergang entlang des Sees. Als die beiden nach mehreren Stunden nicht zurückkehrten, begann eine Suchaktion. Später in der Nacht wurden ihre leblosen Körper im seichten Wasser gefunden. Die offizielle Todesursache lautete Ertrinken.
Die Ereignisse und Umstände, die letztlich zum Tode der beiden Männer führten, sind bis heute unklar. Einige Theorien sprechen von einem missglückten Fluchtversuch des Königs, bei dem Dr. von Gudden ihn aufhalten wollte und beide ums Leben kamen. Andere glauben an ein Attentat, um die Rückkehr Ludwigs an die Macht zu verhindern und seinem Onkel Luitpold, der als Prinzregent die Regierung übernahm, den Weg zu ebnen.
Auch die Frage, ob Ludwig II. wirklich geisteskrank war, bleibt umstritten. Bis heute gedenkt die Bevölkerung in Bayern dem ehemaligen König mit Gottesdiensten und Bergfeuern. Bergfeuer in Form eines Kreuzes oder des geschwungenen „L“ finden sich in der Nacht zum 13. Juni am Tegelberg in Schwangau. Diese Tradition der Leuchtfeuer hat ihren Ursprung in den Ammergauer Bergen, wo seit 1888 in Gedenken an Ludwig II. Feuer entzündet werden. Aber auch früher hatten diese bereits Tradition. Der König selbst erwähnte in zahlreichen Briefen und Erinnerungen, insbesondere aus Berchtesgaden und Hohenschwangau, die festliche Beleuchtung zu Ehren seines Geburts- und Namenstages.
Ein Mythos lebt weiter
Vielzitiert ist im Zusammenhang mit seinem mysteriösen Tod ein Zitat Ludwigs II. aus einem Brief von 1876 an die Hofschauspielerin Marie Dahn-Hausmann: „Ein ewig Rätsel bleiben will ich mir und anderen ….“ Ursprünglich stammt dieses Zitat aus Friedrich Schillers Drama „Die Braut von Messina“, das Ludwig in Auszügen auswendig beherrschte. Es bezog sich wohl weniger auf das Mysterium seines Todes als auf das seines Lebens.
Der Tod Ludwigs II. bleibt eines der größten ungelösten Rätsel der bayerischen Geschichte. Der König selbst wurde zu einer Legende, seine Bauten sind weltberühmt und ziehen jährlich Millionen Besucher an. Doch die Geschehnisse jener Nacht am Starnberger See werfen bis heute Fragen auf, die wohl niemals abschließend beantwortet werden können.
Etwas Licht ins Dunkel dieser vielschichtigen und besonderen Persönlichkeit bringt am Donnerstag, 26. Juni 2025, 18 Uhr (Museum der bayerischen Könige, Hohenschwangau) der König-Ludwig II.-Biograf Marcus Spangenberg (M.A.) in seinem Vortrag „Ludwig II. – Der andere König“. Mehr über Ludwigs Mutter Königin Marie erfahren Sie in der Sonderführung „Marie – eine Preußin „… so recht für die Bayern gemacht…“ am 18.6.2025 um 17.20 Uhr im Schloss Hohenschwangau. Tickets, Reservierungen und weitere Informationen unter: www.hohenschwangau.de
Text: Louise-H. Meinicke, Kulturvermittlerin im Museum der bayerischen Könige
Foto: Wikipedia



